Einschnitte für Karstadt-Beschäftigte:Kampf um jeden Euro

  • Das Karstadt-Management fordert von seinen Beschäftigten Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld und längere Arbeitszeiten ohne Einkommensausgleich.
  • Die Fronten zwischen Arbeitgeberseite und Angestellten sind verhärtet.
  • Schon oft mussten die heute noch 17 000 Karstadt-Beschäftigten Verzicht üben.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

Die Giftliste für die Karstadt-Beschäftigten hat es in sich: Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, längere Arbeitszeiten ohne Einkommensausgleich, tarifliche Lohnerhöhungen sollen weiterhin ausfallen.

Mit diesen Kern-Forderungen ist das Karstadt-Management um den neuen Eigentümer René Benko am Dienstag in die neue Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft Verdi gestartet. Vom Personalabbau noch gar nicht zu reden, der wohl erst bei der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag konkret zur Sprache kommen wird.

"Den Beschäftigten stehen harte Einschnitte bevor", heißt es bei der Gewerkschaft und dem Management unisono. Statt über eine Rückkehr zur Tarifbindung zu verhandeln, steht wie berichtet die Forderung nach Sanierungstarifverträgen im Raum.

Tarifgespräche enden ergebnislos

Doch dazu ist die Arbeitnehmerseite nicht ohne Weiteres bereit. Die Tarifverhandlungen, in denen es am Dienstag ausschließlich um die Situation bei den Sporthäusern ging, endeten ergebnislos. Die Fronten seien verhärtet, hieß es. Am 17. November soll weiterverhandelt werden, wie Verdi mitteilte. Dann solle nach den Sport- und Warenhäusern über die Karstadt-Luxushäuser diskutiert werden.

Schon oft mussten die heute noch 17 000 Karstadt-Beschäftigten Verzicht üben. Auf rund 650 Millionen Euro summierten sich seit 2004 die finanziellen Zugeständnisse, die Arbeitnehmer nach Gewerkschaftsberechnungen zum Überleben von Karstadt machten. Hinzu kommen weitere 50 Millionen Euro wegen des Austritts aus der Tarifbindung im Mai 2013.

Eher die Ausnahme war es in den vergangenen Jahren hingegen, dass die Belegschaft in den Jahren 2012 und 2013 Weihnachtsgeld erhielt. Für 2014 hingegen stellen die Arbeitgeber die Zahlung dem Vernehmen nach wieder infrage. Auch die geforderte Verlängerung der Arbeitszeiten könnte die Beschäftigten in manchen Regionen Deutschlands hart treffen. In Mecklenburg-Vorpommern etwa liegt die wöchentliche Regelarbeitszeit bereits bei 39 Stunden.

Manager Seitz ist ein harter Verhandlungsführer

Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel. Die Verdi-Verhandlungsführer Rüdiger Wolff und Arno Peukes werden wohl auf Beiträge der Arbeitgeber wie eine Beschäftigungs- und Standortgarantie dringen. Und darauf, dass die Arbeitgeber den Nachweis führen, inwiefern der Einkommensverzicht dazu beiträgt, die Schieflage des Unternehmens zu beseitigen. Auf Seiten des Managements treffen sie dabei auf einen harten Verhandlungsführer: den Kölner Anwalt Stefan Seitz. Der arbeitete zuvor auch schon für die insolvente Baumarktkette Praktiker. Zuletzt begleitete er den Transfer des Fußballspielers Toni Kroos von Bayern München zu Real Madrid.

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