ARD-Thriller:Eine verhängnisvolle Affäre

Momentversagen

Gerade hat man sich eingerichtet in seinem Leben mit Haus und Hund - und dann ist alles anders. Felix Klare und Lisa Wagner spielen die Bachers.

(Foto: WDR/Frank Dicks)

Eine Party, ein bisschen Sex und eine Leiche: Im beklemmenden Film "Momentversagen" geht es um jenen Augenblick, in dem man das eigene Leben unrettbar in die Tonne tritt.

Von Katharina Riehl

Eigentlich hätte alles so schön sein können, wenn das Leben nicht dazwischen gekommen wäre. Ein ganzes Genre der leicht konsumierbaren Literatur funktioniert nach diesem Prinzip: Gerade hat man sich so schön eingerichtet mit Haus, Hund und Hortensie, als plötzlich das Schicksal zuschlägt, gerne in Form eines gestörten Kinderentführers oder Frauenmörders - und das eigentlich so schön geplante Leben zu einem Psychothriller wird.

In der ARD-Variante der Geschichte heißen die Bewohner des gerade erst fertig gebauten Designerhauses Manuel und Leonie Bacher, sie werden gespielt von Felix Klare und Lisa Wagner. Manuel ist Staatsanwalt, gerade haben sie ihn zum Oberstaatsanwalt befördert, es läuft also alles ziemlich geschmeidig vor sich hin, und bald erfahren die beiden auch noch, dass sie Eltern werden. Alles in allem also ein Traum von einem bürgerlichen Leben - bis zu jenem Abend, an dem es Manuel aus den Händen gleitet.

Das Ende der Party

Momentversagen (Buch: Norbert Ehry, Regie: Friedemann Fromm) erzählt die Geschichte einer verloren gegangenen Normalität und davon, dass ein Augenblick, eine falsche Entscheidung genug sein kann, eine Existenz in Frage zu stellen. Bei Manuel ist es jener Moment, in dem er beschließt, nach der Feier seiner Beförderung mit zu seiner Kollegin nach Hause zu gehen und seine Frau zu betrügen.

Auf dem Heimweg durch den dunklen Park beobachtet er etwas, zwei Junkies kämpfen miteinander, ein Mann und eine Frau, ganz offenbar fühlt sie sich von ihm bedroht. Manuel also geht dazwischen, und als das so einfach nicht ist, haut er dem Mann eine Glasflasche auf den Kopf. Die Polizei kann er nicht rufen, denn wie soll er denn erklären, wo er jetzt herkommt so viele Stunden nach dem Ende der Party? Manuel kehrt also einfach zurück in sein normales Leben. Doch das gibt es dann nicht mehr.

Und plötzlich liegt das Leben in der Tonne

Momentversagen ist in seiner Bauart ein recht konventioneller Thriller, denn natürlich wurde Manuel in jener Nacht im Park beobachtet, und er wird erpresst, Ehe und Karriere stehen bald auf der Kippe. Was den Film sehenswert macht, ist seine zurückhaltende Erzählweise, die dem Zuschauer zutraut, die ein oder andere Leerstelle selbstständig zu befüllen. Dass der Weg zu Leonies Schwangerschaft, zum Beispiel, kein einfacher war, dass die beiden in Sachen Familiengründung schon einiges hinter sich haben, wird klar, ohne dass viel davon erzählt würde. Die ganze Beziehung der beiden, ihre Vergangenheit und ihre Pläne, all das ist wichtig für den Film - und wird doch im Unklaren gelassen.

Dass sich der WDR-Film eine gewisse Unvorhersehbarkeit bewahrt, liegt auch an seiner Besetzung. Lisa Wagner spielt Leonie, die um ihren Lebensplan betrogene Frau, glatt und vordergründig emotionslos; Felix Klare ihren Mann vor allem ratlos. Manuel ist ein Mensch, der von außen auf sein Leben schaut und selbst am allerwenigsten begreifen kann, wie plötzlich und doch nachhaltig er das alles in die Tonne treten konnte.

Momentversagen, ARD, 20.15 Uhr.

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