Dachau:Manhattan in Dachau

Die Eigentümer der MD-Industriebrache planen einen Stadtteil mit 15 Stockwerke hohen Häusern und 2300 Bewohnern

Der Volksmund wird die MD-Industriebrache später einmal das Dachauer Manhattan nennen - auf dem 17 Hektar großen Areal der ehemaligen Papierfabrik am Fuße der Altstadt soll ein Stadtteil mit bis zu 15 Stockwerken hohen Wohnhäusern und ungefähr 2300 Einwohnern entstehen. Aber so weit ist es noch nicht: Die Stadträte im Bauausschuss machten auf ihrer Sitzung am Dienstag deutlich, dass sie über die vorgelegte Planung zur Entwicklung des zentralen Geländes noch gründlich nachdenken möchten. Die 15 Stockwerke hohen Häuser sind doch "Wahnsinn", wie SPD-Stadtrat Sören Schneider anmerkte. Und sie sind ein Wunsch, eine Anregung der Dachau Entwicklungsgesellschaft (DEG), wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) betonte.

So hoch hinaus will die DEG, die als Joint Venture der finnischen Eigentümerfamilie Myllykoski und des Dachauer Bauträgers Herbert R. Ullmann das Fabrikgelände bebauen will, übrigens nur auf einem kleinen Teil des Areals zur Freisinger Straße hin. Doch die Eigentümer wollen die Wohnbebauung auf dem ganzen Gelände stark verdichten. Ihr Plan sieht vier-, fünf, sechs- bis achtstöckige Häuser vor. Im Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs war noch ein Wohnanteil von 47 Prozent vorgesehen, jetzt liegt er bei 62 Prozent. Und das muss noch nicht das Ende sein, denn in den Mischgebieten ist der Anteil des Wohnraums noch nicht festgelegt; er wurde von der Stadtverwaltung grob geschätzt. Die wesentlichen Kennzahlen sind gestiegen: die Geschossfläche von 124 000 auf 157 700 Quadratmeter, die Wohnflächen von 59 000 auf 98 000 Quadratmeter Größe, nur der Anteil der Gewerbefläche liegt fast unverändert bei 55 000 Quadratmeter Größe. Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erklärte dazu: Die Höhenentwicklung, insbesondere die Wohnraummehrung, wolle ihre Fraktion noch ausgiebig diskutieren. Es gehe doch hier um die Frage, wie stark die Gestaltungshoheit der Stadt berührt werde. Noch deutlicher sagte es Dachaus Zweiter Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis für Dachau): "Die Wohnflächen haben sich fast verdoppelt. Wir wollten das Verfahren doch an uns reißen, oder anders ausgedrückt: Macht der Planer eigentlich, was wir wollen?" Stadtbauamtsleiter Michael Simon bejahte die Frage und erklärte, dass die Eigentümerplanung auch noch eine emissionsschutzrechtliche Prüfung durchlaufen müsse. Seinen Worten zufolge ist Verdichtung nicht per se etwas Übles, wenn sie denn städtebaulich kompensiert werden kann und von Vorteil ist.

Dachau: Das Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Dachau.

Das Gelände der ehemaligen MD-Papierfabrik ist von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Auf jeden Fall wird ja eine eigene Grundschule fällig", stellte Grünen-Fraktionssprecher Thomas Kreß angesichts der Ausmaße des neuen Stadtteils fest. Nicht nur das. Kindergarten und -krippe, Feuerschutz, Abwasser, Kanal - eine Menge Folgekosten an infrastrukturellen Einrichtungen kommt auf die Stadt Dachau zu, wenn der DEG-Plan so realisiert würde. Oberbürgermeister Hartmann sieht eine Frage als zentral an: Wie viel Wohnen könne die Stadt sich leisten? Bevor der Stadtrat sich darüber verständigt, sollen erst einmal die Ergebnisse des immissionsschutzrechtlichen Gutachtens abgewartet werden. Eine Frage wurde schon in der Sitzung geklärt: Der Zuwachs an Wohnraum geht nicht auf Kosten der Grünflächen, wie ÜB-Stadtrat Rainer Rösch befürchtet hatte.

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