Krieg in Syrien:Assad-Regime meldet Zerstörung von IS-Flugzeugen

Krieg in Syrien: Im August posierten IS-Kämpfer auf Propagandabildmaterial mit einem eroberten syrischen Kampfjet

Im August posierten IS-Kämpfer auf Propagandabildmaterial mit einem eroberten syrischen Kampfjet

(Foto: AP)
  • Syrisches Assad-Regime behauptet zwei von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eroberte Kampfflugzeuge zerstört zu haben.
  • Türkischer Präsident Erdogan kritisiert US-Waffenlieferung an syrische Kurden.
  • In einem Video posieren IS-Kämpfer mit deutschen Handgranaten älterer Bauart.

Assad-Regime meldet Zerstörung von IS-Flugzeugen

Die syrische Luftwaffe hat nach amtlichen Angaben zwei von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eroberte Kampfflugzeuge zerstört. Die Maschinen seien bei der Landung auf dem Militärflughafen al-Dscharrah bei Aleppo beschossen worden, sagte Informationsminister Umran al-Saubi der amtlichen Nachrichtenagentur Sana. Sie seien nicht mehr flugfähig. Die Luftwaffe sei weiter auf der Suche nach einem dritten Kampfjet. Reuters war am Mittwoch zunächst nicht in der Lage, die Angaben zu überprüfen.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte bereits zuvor berichtet, der IS verfüge über drei von der syrischen Armee erbeutete Kampfflugzeuge. Die Piloten würden von ehemaligen irakischen Offizieren trainiert, die noch unter dem früheren Machthaber Saddam Hussein in der Armee gedient hätten. Augenzeugen hätten die Flugzeuge mehrfach vom Militärflughafen bei Aleppo starten und Flugrunden absolvieren sehen. Bei den Maschinen handle es sich offenbar um MiG 21 oder MiG 23, also ältere Jets sowjetischer Bauart.

Krieg in Syrien: Granate deutscher Bauart: Standbild aus einem Video des IS.

Granate deutscher Bauart: Standbild aus einem Video des IS.

(Foto: AFP)

Das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad soll den kurdischen Verteidigern in Kobanê angeblich Waffen geliefert haben. Die von Extremisten des IS bedrängte Enklave sei von der Armee "militärisch und logistisch sowie mit Munition und Waffen" unterstützt worden, behauptete al-Saubi im Staatsfernsehen. Von kurdischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

Nach Angaben Al-Saubis hätten Flugzeuge der syrischen Luftwaffe die Waffen nach Kobanê geliefert. "Ain al-Arab ist syrisches Gebiet und die Menschen dort sind unsere Menschen", sagte der Minister unter Verwendung des arabischen Namens für die Stadt Kobanê. Im seit mehr als drei Jahre andauernden syrischen Bürgerkrieg war das Regime bisher Gegner der im Norden kämpfenden kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG).

Kritik an Waffenlieferung

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die US-Waffenlieferungen an die syrischen Kurden in der von der Terrororganisation IS bedrängten Stadt Kobanê kritisiert. "Einige der Waffen, von denen sie sagten, dass sie sie aus der Luft für die PYD abgeworfen hätten, sind jetzt in den Händen von Isis (IS)", sagte Erdogan. Die USA hatten zuvor eingeräumt, dass eine der Ladungen ihr Ziel verfehlt habe.

Dazu kommt, dass die syrisch-kurdischen Partei PYD mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der Türkei verbunden ist. "Jede Hilfe, die der PYD gegeben wird, ist auch Hilfe für die PKK", sagte Erdogan.

Deutsche Handgranaten in den Händen des IS

Die in einem Video des IS präsentierten Waffen stammen zumindest teilweise aus deutscher Produktion. In dem Video packen Extremisten Granaten aus, deren Behälter die Aufschrift "DM41" tragen - die Typbezeichnung eines älteren deutschen Fabrikats. Unklar ist, aus welchen Beständen die Waffen stammen und wie sie den Weg nach Syrien gefunden haben.

Krieg in Syrien: Granate deutscher Bauart: Standbild aus einem Video des IS.

Granate deutscher Bauart: Standbild aus einem Video des IS.

(Foto: AFP)

Ein Bundeswehrsprecher sagte, Granaten des im Video gezeigten Typs seien nicht kürzlich an die kurdischen Peschmerga-Einheiten im Nordirak geliefert worden. Vielmehr hätten die Kurden dort das Nachfolgemodell "DM51" erhalten. Die Bundeswehr hatte die Kurden im Irak im Kampf gegen den IS mit Waffen ausgestattet. Über die "DM41"-Granaten hatte zuvor der Bundeswehr-Experte Thomas Wiegold geschrieben.

Kurden werfen IS Giftgas-Einsatz vor

Die IS-Dschihadistenmiliz könnte Augenzeugenberichten zufolge im Kampf um die syrische Grenzstadt Kobanê Giftgas eingesetzt haben. Diese Vermutung habe die Vizevorsitzende der kurdischen Partei PYD, Asya Abdullah, gegenüber dem BBC-Mitarbeiter Guney Yildiz geäußert. Yildiz berichtete über das Gespräch mit Abdullah im Kurznachrichtendienst Twitter. Eine unabhängige Bestätigung der Aussagen Abdullahs gab es zunächst nicht.

Abdullah berief sich dem Bericht zufolge auf Ärzte, die Verletzte mit Symptomen wie Atembeschwerden und Verlust des Augenlichts behandelten. Ein Arzt, der im umkämpften Kobanê arbeitet, bestätigte dem BBC-Mitarbeiter zufolge später die Berichte. Demnach sei es möglich, dass die Verletzten Chlorgas ausgesetzt waren oder mit Phosphorgranaten beschossen wurden. Ohne ensprechende Diagnoseausrüstung sei es aber unmöglich, die Verletzungen mit Sicherheit auf Giftgas zurückzuführen. Auch Rami Abdel Rahman von der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kann keine Angaben über einen möglichen Einsatz von Giftgas machen. Er werde ohne Bestätigung keine solche Behauptung aufstellen, sagte er.

Schwere Vorwürfe der UN

Die Vereinten Nationen werfen dem IS einen "versuchten Völkermord" an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak vor. Der UN-Menschenrechtsvertreter Ivan Simonovic sagte nach einem Besuch im Nordirak, es gebe Beweise dafür, dass die IS-Kämpfer versucht hätten, die Jesiden auszulöschen, indem sie zum Übertritt zum Islam gezwungen oder umgebracht worden seien. Das Vorgehen des IS sei gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Simonovic hatte sich in den Städten Erbil, Bagdad und Dohuk mit Regierungsvertretern und Vertriebenen getroffen, darunter mit 30 Jesiden. Diese hätten unter anderem von einer Massenhinrichtung von Jesiden in einer Schule berichtet, nachdem diese sich geweigert hätten, zum Islam zu konvertieren. Vor den radikalen Kämpfern waren in den vergangenen Wochen und Monaten Zehntausende Jesiden aus mehreren nordirakischen Städten geflohen. Das Schicksal von Hunderten vermissten Frauen und Kindern ist unklar.

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