Flughafen München:Mit dem "Peoplemover" zum Flieger

Flughafen München: Die meisten Rolltreppen sind schon eingebaut, aber bis sie fahren, wird es noch dauern. Denn im Inneren geht das große Werkeln erst so richtig los.

Die meisten Rolltreppen sind schon eingebaut, aber bis sie fahren, wird es noch dauern. Denn im Inneren geht das große Werkeln erst so richtig los.

(Foto: Robert Haas)

Der Bau des Satellitenterminals und einer Mini-U-Bahn am Flughafen München kommt gut voran. Fertig werden soll alles bis zum Herbst 2015. Doch wann das Terminal in Betrieb geht, will noch niemand sagen - aus guten Gründen.

Von Marco Völklein

An der ein oder anderen Ecke lässt sich bereits erahnen, wie es künftig aussehen wird, das neue Satellitenterminal am Flughafen im Erdinger Moos. Auf Ebene 4 haben Bauarbeiter schon mal einen kompletten Lufthansa-Schalter für das Boarding errichtet. Auf Ebene 5 wurde mit ein paar Aluminiumträgern und einigen Pressspanplatten simuliert, wie künftig der Eingangsbereich zum großen Duty-Free-Laden aussehen wird. Damit wollen die Verantwortlichen schon während der Bauphase ausloten, ob auch alles passt. Oder ob nicht doch noch an der ein oder anderen Schraube gedreht werden muss.

Ansonsten allerdings sieht es noch relativ wüst aus auf der Mega-Baustelle auf dem östlichen Vorfeld des Flughafens. Zwar steht der Rohbau längst, auch das Dach ist drauf und die Glasfassade "zu 99 Prozent geschlossen", wie Projektleiter Matthias Stein erklärt. Aber im Inneren des 877 Millionen Euro teuren und gut 600 Meter langen Bauwerks geht das große Werkeln jetzt erst richtig los. Überall im Gebäude hängen derzeit Kabel aus der Decke, Baugerüste versperren die Wege. Die meisten Rolltreppen sind zwar schon eingebaut, aber bis sie fahren und Passagiere transportieren werden, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.

Vier Monate soll der Probebetrieb dauern

Geplant ist, dass die Bauarbeiter im dritten Quartal 2015 abziehen, sagt Projektleiter Stein. Dann allerdings müssen die Behörden erst das Bauwerk, entworfen vom Münchner Architektenbüro Koch + Partner, abnehmen. Und parallel dazu will der Flughafen einen etwa viermonatigen Probebetrieb starten, bei dem alle Funktionen des Terminals durchgetestet werden. Zwei Tage in der Woche werden Komparsen anrücken und - wenn man so will - Flugpassagiere spielen. Erst wenn sich im Probebetrieb zeigt, dass alles läuft, geht der Satellit in Betrieb.

Doch wann das genau sein wird, wollen die Planer noch nicht sagen. Kernstück des Ganzen wird dabei die neue Mini-U-Bahn sein, mit der die Passagiere nach dem Einchecken im Terminal 2 durch einen 400 Meter langen Tunnel unter dem Rollfeld hindurch in den Satelliten transportiert werden. Die Mini-U-Bahn, intern auch "Personen-Transport-System" (PTS) oder auch "Peoplemover" genannt, ist die "Hauptschlagader" des Satellitenterminals, wie Projektleiter Stein sagt.

Für die Mini-U-Bahn wird ein Loch ins Rollfeld gegraben

Ohne die Bahn kommen die Passagiere nicht zum Terminal, können also auch nicht die 27 zusätzlichen Abstellpositionen direkt am Gebäude nutzen, die der Satellit künftig bieten wird. Oder in den fünf neuen Lounges der Lufthansa die Füße hochlegen, die dort ebenfalls entstehen sollen.

Bislang allerdings, sagt Projektleiter Stein, laufe auch beim PTS alles nach Plan. Derzeit sind die Bauarbeiter gerade dabei, die Fahrbahnen zu betonieren, auf denen die Mini-U-Bahn künftig rollen wird. Parallel dazu habe der Hersteller Bombardier in seinem Werk im US-amerikanischen Pittsburgh bereits den ersten der insgesamt zwölf Waggons gefertigt. Und auch die Zusammenarbeit mit der Zulassungsbehörde laufe gut, sagt Stein. Voraussichtlich noch in diesem Winter soll der erste Waggon ins Erdinger Moos geliefert und mit einem Kran durch ein riesiges Loch auf dem Rollfeld in den Tunnel eingehoben werden.

Wann die ersten regulären Passagiere den für bis zu elf Millionen Fluggäste ausgelegten Satelliten nutzen werden, dazu halten sich die Planer aber bedeckt. Das Inbetriebnahmedatum werde man erst ein Jahr vor der tatsächlichen Eröffnung des Terminals bekannt geben, heißt es. Nach dem Desaster um den Berliner Großflughafen will wohl keiner zu früh einen Termin hinausposaunen, der dann womöglich nicht zu halten sein könnte. Zumal ja auch zahlreiche Einzelhändler und Gastronomen als künftige Mieter mit einem einmal verkündeten Starttermin planen müssten - unter anderem müssen sie Waren ordern und Personal einstellen.

Im Zentralbereich des Satelliten jedenfalls, der mit viel Glas und großem Aufwand rund um den bereits bestehenden Vorfeldtower entstehen wird, planen die Ingenieure einen großen "Marktplatz" mit viel Raum für zusätzliche Läden und Gastronomie. Dieses Geschäft hat sich zu einem wichtigen Umsatzbringer für den Airport entwickelt.

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