Tischtennis-Weltcup:Ovtcharov isst wieder chinesisch

Tischtennis-Weltcup: Fühlt sich stark: Dimitrij Ovtcharov.

Fühlt sich stark: Dimitrij Ovtcharov.

(Foto: AFP)

Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll legen sich erneut mit den Chinesen an - diesmal im Weltcup, einer Art Miniatur-WM. Wenn die Chinesen überhaupt jemanden fürchten, dann diese beiden Deutschen.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Dimitrij Ovtcharov wagt es, chinesisch zu essen. Dabei hätten Reis und Rindfleisch vor vier Jahren beinahe seine Karriere zerstört. Ovtcharov musste damals beweisen, dass verbotenes Clenbuterol durch die Nahrungsaufnahme in China in seinen Körper gelangt war. Seitdem isst er in China kein Fleisch mehr. Nie wieder.

Am Dienstag saß Deutschlands bester Tischtennisspieler in einem China-Restaurant in Düsseldorf und aß Reis mit Rindfleisch. Hier hatte er nichts zu befürchten. Während Ovtcharov sein Menü genoss, sprach er mit glänzenden Augen über den Weltcup am kommenden Wochenende. Bei dieser mit 150 000 Dollar dotierten Miniatur-WM mit den 20 besten Spielern der Welt geht Ovtcharov neben Timo Boll als aussichtsreicher Deutscher ins Rennen. 45 000 Dollar erhält der Turniersieger für vier gewonnene Matches: 35 517 Euro - eine stolze Summe für Tischtennisspieler. "Die würde ich gerne mitnehmen", sagt Ovtcharov und grinst.

Es gibt aber ein Problem dabei, und das hat wie immer im Tischtennis mit den Chinesen zu tun. Gleich zwei von ihnen sind am Wochenende in Düsseldorf am Start: Ma Long, gegen den Ovtcharov noch nie gewonnen hat, und der Einzel-Weltmeister von 2011 und 2013 sowie Olympiasieger von 2012: Zhang Jike. Letzterer ist nachweislich der beste Tischtennisspieler der Gegenwart, trotzdem hat Ovtcharov von den jüngsten sechs Matches drei gegen ihn gewonnen. "Ma Long und Zhang Jike sind entweder extrem stark oder schlichtweg übermächtig", sagt Ovtcharov. "Ich hoffe also mal, dass sie in Düsseldorf einfach nur gut drauf sind."

China fürchtet nur Boll und Ovtcharov

Beim Chinesen essen oder in China essen - das macht kulinarisch einen enormen Unterschied. Mit dem Tischtennis ist es ähnlich. Ovtcharov weiß ziemlich gut, was die Chinesen in ihrer Heimat so treiben, wie sie trainieren, wie sie leben, wie sie rund um die Uhr an Tischtennis denken - aber einfach kopieren kann man das nicht: "Sie haben ihren ganz eigenen Ansatz, was Training und Psychologie angeht."

Trotzdem fürchten die Chinesen die Deutschen Boll, 33, und Ovtcharov, 26. Wenn sie überhaupt jemanden fürchten, dann diese beiden. Der Olympia-Dritte Ovtcharov ist nach seinem jüngsten Formtief (Zahn-OP) wieder nahezu in Topform, und Boll wird bis in den kleinen Finger motiviert sein. Er ist einer von nur zwei Deutschen, die den Weltcup in 35 Jahren gewinnen konnten. 1998 siegte in China Jörg Roßkopf, Boll gewann 2002 in China sowie 2005 in Belgien. Das letztgenannte Turnier ist bis heute eine Sternstunde des deutschen Tischtennis, denn Boll besiegte vom Viertelfinale bis ins Endspiel drei Chinesen nacheinander in jeweils 4:3 Sätzen: Wang Liqin, Ma Lin und Wang Hao.

Ähnliches dürfte am Wochenende wieder vonnöten sein, wenn Boll oder Ovtcharov gewinnen wollen. Vielleicht gibt der Heimvorteil den entscheidenden Ausschlag. Boll spielt für Borussia Düsseldorf in der Bundesliga, aber auch Ovtcharov, bei Fakel Orenburg in Russland engagiert, wohnt und trainiert in Düsseldorf am Bundesleistungszentrum. Beim Weltcup kann er daheim schlafen, er wohnt nur zehn Minuten von der Arena entfernt: "Das macht es zu einem ganz speziellen Erlebnis für mich."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: