Freising:Lerchenfeld erstickt im Verkehr

Anlieger von Erdinger und Katharina-Mair-Straße machen ihrem Ärger bei der Bürgerversammlung Luft

Von Kerstin Vogel, Freising

In Lerchenfeld brodelt es, die Bürger sind sauer. Vor allem die Anwohner von Erdinger und Katharina-Mair-Straße hätten massiv unter der zunehmenden Verkehrsbelastung zu leiden, so die Klage am Dienstag in der Bürgerversammlung. An der Ismaninger Straße sehe es kaum besser aus, überhaupt ersticke der ganze Stadtteil im Verkehr, empörten sich die Lerchenfelder - und warfen der Stadt vor, zu wenig gegen Raser und Mautflüchtlinge zu tun. Sie forderten neben einer Geschwindigkeitsbegrenzung und einem Durchfahrverbot für Lastwagen auch den Bau einer "Südosttangente", wie sie von den Freien Wählern im vergangenen Kommunalwahlkampf ins Spiel gebracht worden war.

"Was ist dem Bürger noch zuzumuten?", fragte etwa Walter Sturm, der an der Erdinger Straße lebt und manchmal drei bis vier Minuten braucht, um überhaupt aus seiner Ausfahrt fahren zu können. "12 000 Fahrzeuge am Tag und ständig über 80 Dezibel", klagte er, selbst nachts treffe er vor seinem Haus noch auf "polnische Sattelschlepper mit neun Traktoren hintendrauf". Die Stadt aber tue nichts, um den Verkehr wenigstens auf den bestehenden Südring zu drängen, kritisierte der Lerchenfelder und formulierte unter beifälligem Gemurmel seinen Eindruck von der Stadtpolitik: "Überall werden schöne Projekte umgesetzt - und was unliebsam ist, kommt nach Lerchenfeld." Ähnlich deutlich wurde auch Wolfgang Pfeiffer, ebenfalls Anwohner der Erdinger Straße. "Für uns ist der Autoverkehr mittlerweile eine größere Bedrohung als die dritte Startbahn", sagte er - und beklagte neben dem Verkehrslärm eine unglaubliche Aggressivität unter den Autofahrern

Abhilfe schaffen könnte nach Auffassung der Lerchenfelder die von den Freien Wählern geforderte Südosttangente. In einem Antrag an den Stadtrat hatte die FW-Fraktion im März dieses Jahres eine Weiterführung des bestehenden Südrings gefordert. Die neue Umgehung könnte in Höhe des Discounters Aldi an der Kurve zur Erdinger Straße geradeaus weitergeführt werden - parallel zur Autobahn und via Kreisverkehr über die Moosstraße bis zur Kepserstraße kurz vor Texas Instruments verlaufen. Dort stellen sich die Freien Wähler einen weiteren Kreisverkehr vor, mit einer Abzweigung zu den Parkplätzen von TI und danach eine Einschleifung zur Kepserstraße, um über die Haggertystraße bis zur Isarstraße zu gelangen. Weil so eine Umgehungsstraße aber in den seltensten Fällen schnell umgesetzt werden kann, haben die Freien Wähler außerdem noch einige Sofortmaßnahmen angeregt, darunter die Einrichtung einer 30er-Zone nachts von 22 bis 6 Uhr von der Isarstraße über die Haggertystraße bis zur Erdinger Straße und vor allem ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, Forderungen, denen sich die Lerchenfelder am Dienstagabend anschlossen.

Freising: Unzählige Autos quetschen sich Tag für Tag durch die Erdinger Straße, die dafür nicht ausgelegt ist. Die Anwohner haben die Nase voll.

Unzählige Autos quetschen sich Tag für Tag durch die Erdinger Straße, die dafür nicht ausgelegt ist. Die Anwohner haben die Nase voll.

(Foto: Marco Einfeldt)

Mit den Anträgen wird sich der Planungsausschuss des Stadtrats im November befassen, so viel konnte Eschenbacher den empörten Bürgern schon einmal versichern. Man müsse untersuchen, ob so eine Umgehungsstraße tatsächlich die notwendige Entlastung bringen könne, sagte der Oberbürgermeister, der für den Ärger der Anwohner durchaus Verständnis äußerte. Außerdem kündigte er Berechnungen zur Lärmbelastung an, wies aber vorsorglich schon einmal auf mögliche Hindernisse beim Bau einer Südosttangente hin - unter anderem müssten hier die Belange des Naturschutzes berücksichtigt werden, gab er zu bedenken.

Prüfen müsse man auch, inwieweit beispielsweise ein Fahrverbot für Lastwagen rechtlich überhaupt umsetzbar sei, sagte er. Dafür seien dann nämlich Alternativrouten vorgeschrieben - und genau daran mangele es der Stadt Freising nun einmal. Echte Entlastung für Lerchenfeld dürfte in einigen Jahren zudem der Neubau der B 301 zur B 11 a bringen, erwartet der Oberbürgermeister - doch solange wollen die Lerchenfelder nicht warten. "Es wird mit unseren Einwänden hier bei der Bürgerversammlung nicht zu Ende sein", warnte Wolfgang Pfeiffer.

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