Streit um Sponsorengelder:Bayer Leverkusen muss 16 Millionen zurückzahlen

  • Der Bundesligist Bayer 04 Leverkusen muss an den Insolvenzverwalter des Billigstromanbieters Teldafax knapp 16 Millionen Euro nebst Zinsen überweisen.
  • Der Klub habe laut des Insolvenzverwalters bereits im Herbst 2009 von der Zahlungsunfähigkeit der Firma gewusst und trotzdem Sponsorengelder eingestrichen.
  • Leverkusen will nach der Urteilsbegründung eventuell Berufung einlegen.

Von Christoph Giesen

Das meiste Geld im Fußball lässt sich ohne Zweifel in der Champions League verdienen. Knapp neun Millionen Euro Startgeld erhielten die Teilnehmer in der vergangenen Saison, dazu noch Siegprämien und Einnahmen aus dem Fernsehpool. Mehr als 20 Millionen Euro kommen so rasch zusammen.

Auch der Bundesligist Bayer 04 Leverkusen verdiente in der vergangenen Saison prächtig. Ein Großteil des Geldes könnte jedoch bald futsch sein - nicht etwa für den Transfer eines Nationalspielers, sondern für eine üppige Rückzahlung. Der Verein muss an den Insolvenzverwalter des Billigstromanbieters Teldafax knapp 16 Millionen Euro nebst Zinsen überweisen. Das entschied am Mittwoch das Landgericht Köln. Bei den 16 Millionen Euro handelt es sich um Sponsorengelder, die Teldafax zwischen Oktober 2009 und dem Konkurs des Unternehmens im Juni 2011 an den Verein gezahlt hatte.

Über die Jahre war Teldafax zu einem gigantischen Schneeballsystem mutiert. Mehr als 700 000 Kunden waren von der Insolvenz betroffen. Fachleute schätzen den Schaden auf gut 500 Millionen Euro.

Rückforderungen sind rechtens

Gleich nach der Pleite hatte der Insolvenzverwalter damit begonnen, die Zahlungen anzufechten, da Leverkusen seiner Auffassung nach bereits im Herbst 2009 von der Zahlungsunfähigkeit der Firma gewusst und trotzdem die Sponsorengelder eingestrichen hatte. Nach der Insolvenzordnung können Zahlungen, die ein bereits insolventes Unternehmen vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens geleistet hat, zurückgefordert werden. Voraussetzung ist, dass eine drohende Insolvenz für den Vertragspartner zu erkennen gewesen ist.

Genau zu diesem Ergebnis kommt nun das Gericht: Der Urteilsbegründung zufolge ist der Billigstromanbieter im Oktober 2009 mit 3,5 Millionen Euro im Zahlungsrückstand gewesen und hat mehrfach um Stundungen der Beträge gebeten. "Aus diesen Umständen hätten die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen der Kammer zufolge den Schluss auf Zahlungsunfähigkeit zwingend ziehen müssen", heißt in einer Mitteilung des Gerichts.

Und tatsächlich schlug der damalige Bayer-04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Herbst 2009 dem Unternehmen Änderungen des Sponsorvertrags vor. Teldafax bekam ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt, Zahlungen wurden gestundet, und statt einer halbjährlichen Abrechnung sollte Teldafax nun monatlich an Bayer 04 überweisen. Das Unternehmen zahlte fortan monatlich - mit Geld, das die Stromkunden vorstreckt hatten. Die Schulden wuchsen.

Zweifel an der Liquidität des Stromanbieters

Streit um Sponsorengelder: Teldafax sponserte einst Fußballklubs wie Bayer Leverkusen.

Teldafax sponserte einst Fußballklubs wie Bayer Leverkusen.

(Foto: Imago)

Als 2010 die ersten Zweifel an der Liquidität von Teldafax aufkamen, hielt Bayer 04 der Firma die Treue: Der Verein verbreitete per Pressemitteilung, es seien "sogar Zahlungen vor der jeweiligen Fälligkeit geleistet worden". Dokumente belegen das Gegenteil: Im Oktober 2009 etwa beschwerte sich Holzhäuser in einem Fax über die Zahlungsmoral seines Sponsors: "Da die erste Stundungsvereinbarung aus September 2009 von Teldafax nicht eingehalten wurde, sehen wir keine Veranlassung, eine weitere Stundung zu gewähren."

Den Vertragsänderungen und den Faxsendungen war ein Treffen im September 2009 in Holzhäusers Büro vorangegangen. Das Teldafax-Management hatte um den Termin gebeten und war mit vier Vertretern angerückt. Was im Detail besprochen wurde, wissen nur die Teilnehmer, protokolliert wurde das Gespräch nicht. Der damalige Teldafax-Finanzvorstand Alireza Assadi sagte vor Gericht aus, dass eine drohende Insolvenz von Teldafax erörtert worden sei. Die Leverkusener bestreiten das bis heute. Wenige Wochen nach dem Treffen attestierten mehrere Rechtsanwaltskanzleien Teldafax, insolvenzreif zu sein. Assadi kündigte an, eben diese Insolvenz anzumelden. Dazu kam es allerdings nicht mehr. Er wurde gefeuert.

Wolfgang Holzhäuser hat das Treffen anders in Erinnerung: Es sei "ein normales Gespräch gewesen: Damals gab es bei Teldafax einen Gesellschafterwechsel, das war eine Art Kennenlern-Gespräch", erklärte er im September 2011, als die SZ erstmalig über den drohenden Rechtsstreit berichtete. Einen Gesellschafterwechsel gab es bei Teldafax 2009 jedoch nicht.

Gericht schließt sich Leverkusens Argumentation nicht an

So sieht es nun auch die Kammer in Köln: "Der Argumentation von Bayer Leverkusen, wonach nur vorübergehende Zahlungsstockungen vorlagen und Aussicht auf den Einstieg eines Investors bei Teldafax bestanden habe, hat sich das Gericht nicht angeschlossen, weil die Rückstände von erheblicher Höhe waren und konkrete Zusagen von Investoren im Oktober 2009 nicht vorlagen."

Wie es nun weitergeht, das liegt an Bayer Leverkusen. Holzhäusers Nachfolger im Amt des Geschäftsführer, Michael Schade, teilte mit: "Wir sind enttäuscht und überrascht, dass die Vielzahl unserer Argumente und Tatsachen nicht berücksichtigt worden sind. Wir werden nun die Urteilsbegründung abwarten und dann prüfen, ob wir gegen diese Urteile in der nächsten Instanz Berufung einlegen werden."

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