Bildungsbericht 2014:Irreführende Milde

Die Stellungnahme der Bundesregierung zum Bildungsbericht 2014 klingt positiv, geradezu wie im Bildungswunderland. Leider wurde der Sockel an Bildungsverlierern wohl vergessen. Nimmt man das Problem nicht ernster, könnte sich eine Bildungskatastrophe anbahnen.

Kommentar von Roland Preuß

Glaubt man der Bundesregierung, so leben wir inzwischen in einem Bildungswunderland. So zumindest liest sich die Stellungnahme zum Bildungsbericht 2014, den das Kabinett am Mittwoch verabschiedet hat.

Demnach darf man sich freuen über eine "Vielzahl positiver Entwicklungen über alle Bildungsbereiche hinweg": Es gehen viel mehr Kleinkinder in die Kitas, mehr Jugendliche in Ganztagsschulen und gut jeder zweite eines Jahrgangs schafft es an eine Hochschule. Also alles easy?

Natürlich nicht. Die Bundesregierung blickt auf die Bildungszustände und die Verantwortung der Bundesländer mit irreführender Milde: So ist es zwar erfreulich, dass der Hochschulbesuch keine Eliteveranstaltung mehr ist, sondern gut 51 Prozent eines Jahrgangs dort einrückt. Doch sind vielerorts eben auch die Studienbedingungen so.

Missstände werden ausgeblendet

Über den chronischen Geldmangel vieler Hochschulen und den Bildungskahlschlag in manchen Bundesländern findet sich kein Wort. Das klingt wie Hohn für Studierende, die sich zum Semesterbeginn mit mehr Kommilitonen denn je durch Hörsäle, Bibliotheken und Mensen drängeln.

Auch den Sockel an Bildungsverlierern scheint man in Berlin angesichts der vielen Steigerungsraten vergessen zu haben. Noch immer können 18 Prozent der 15-jährigen Schulabgänger nur auf Grundschulniveau rechnen, hatten die Bildungsexperten in ihrem Bericht festgestellt - oder, wie es ein Forscher in schönster Wissenschaftsprosa ausdrückte: "Nicht alle gesellschaftlichen Gruppen sind Teil der Dynamik."

Das betrifft vor allem Migrantenkinder, die allzu oft abgehängt werden. Kein gutes Zeichen, gerade in Zeiten des Flüchtlingszustroms, allein für dieses Jahr werden mindestens 200 000 Asylbewerber erwartet, ein Drittel davon sind Minderjährige. Wenn man die Probleme der Zuwanderer nicht ernster nimmt, bahnt sich eine neue Bildungskatastrophe an.

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