FC Arsenal in der Champions League:Plötzlich ist Podolski wieder wichtig

FC Arsenal in der Champions League: Lukas Podolski feiert in Brüssel mit den Arsenal-Fans.

Lukas Podolski feiert in Brüssel mit den Arsenal-Fans.

(Foto: Geert Vanden Wijngaert/AP)

Entscheidendes Tor in der Nachspielzeit: Lukas Podolski rettet dem FC Arsenal in Anderlecht drei Punkte in der Champions League. Es könnte der Wendepunkt für den deutschen Nationalspieler in London sein.

Von Thomas Hummel

Manchmal dreht ein Moment ein komplettes Fußballerleben. Mario Götze zum Beispiel erlebte in Brasilien im Grunde eine Weltmeisterschaft zum Vergessen. Er verlor während des Turniers seinen Platz in der Mannschaft. Wirkte verschlossen, manche meinten: arrogant. Götze wäre ein WM-Verlierer gewesen, doch dann schoss er nach 113 Minuten im Finale ein phantastisches Tor und Deutschland wurde Weltmeister. Heute spielt er beim FC Bayern so gut wie nie zuvor.

Lukas Podolski erlebte in Brasilien keine persönliche Wende. Nach dem schwachen Auftritt im Vorrundenspiel gegen die USA und der dort erlittenen Verletzung half er seinen Kollegen nur noch mit seiner legendär guten Laune sowie Jubel-Sprints an der Seitenlinie. Zum Einsatz kam er nicht mehr. Zurück beim FC Arsenal ging es ähnlich weiter. Kaum Einsätze, kaum Glücksmomente, Gedanken an einen Vereinswechsel. Bis zum Mittwochabend in Brüssel.

Als die Londoner schon ans Verlieren dachten, nach 84 Minuten beim RSC Anderlecht überraschend 0:1 zurücklagen, schickte Trainer Arsène Wenger den deutschen Angreifer auf das Feld. Es war der dritte Wechsel, die letzte Option. Ein Akt der Verzweiflung. Acht Minuten später war Lukas Podolski der Held der Nacht. Ball gestoppt, drauf gedroschen, 2:1 für Arsenal. Der Jubel um Podolski war riesig. Mit sechs Punkten liegt der Klub in der Champions-League-Gruppe D zwar hinter den souveränen Dortmundern, aber bereits fünf Punkte vor der Konkurrenz aus Belgien und Istanbul.

Podolski soll bei Arsenal bleiben

Es war die Gelegenheit für Wenger, sich grundsätzlich zu äußern. Schließlich hatte der Gefühlsmensch Podolski zuletzt mehrfach erklärt, wie unglücklich er mit seinem Ersatzspieler-Leben in London sei und wenn das so weitergehe, wolle er im Winter über einen Klubwechsel nachdenken. Nun sagt sein Trainer: Er habe immer gewusst, welche Qualität Podolski habe, nie habe er darüber nachgedacht, ihn zu verkaufen. Auch nicht im Winter.

So schnell kann es gehen: Gestern noch auf der Transferliste des Weltfußballs gewähnt, heute wichtiger Bestandteil des Klubs. "Ich muss gar nicht mehr dazu sagen", sagte Wenger, "wir wissen, dass Podolski immer treffen kann. Er ist frustriert und ich verstehe das. Aber wie wichtig er ist, hat er heute gezeigt. Er wird auch in den kommenden Monaten wichtig für uns sein."

Süßes Geschenk in der Nachspielzeit

Der Trainer sprach von körperlichen Problemen nach der Weltmeisterschaft, dass Podolski eine Weile benötigt habe, nun aber fast so weit sei. Was ein wenig verwundert, denn der 29-Jährige hatte ja in Brasilien kaum gespielt. Zuletzt während der Länderspiele in Polen und gegen Irland hatte er noch betont, dass er zwar nicht im Spielrhythmus sei, sich aber körperlich fit fühle.

Nun verblasst die Debatte um den körperlichen Zustand ohnehin hinter der Rettungstat von Brüssel. Plötzlich blickt die Öffentlichkeit wieder auf den fast vergessenen Podolski, der Trainer muss sich äußern. Noch dazu hatte Wenger am Mittwoch Geburtstag, seinen 65. Wer einem da in der Nachspielzeit ein solch süßes Geschenk macht, der darf in Zukunft vielleicht wieder öfter ran, oder?

Bei der Sehnsucht nach mehr Einsatzzeiten könnte Podolski der Umstand helfen, dass seine 13 Kollegen in den 84 Minuten vorher wahrlich keine tolle Leistung gezeigt hatten. Die Abwehr des belgischen Meisters hatte kaum Probleme, die Londoner zu stoppen. Nach einem Konter waren die Gastgeber nach 71 Minuten durch einen Kopfball von Andy Najar in Führung gegangen. Anthony van den Borre hatte kurz darauf die Chance zur Entscheidung, traf jedoch mit einer seltsamen Bogenlampe nur den Pfosten.

Wenger dankte van den Borre später: "Die Wende war, dass wir kein zweites Tor bekommen haben." So hielt die Hoffnung, den Belgiern zitterten am Ende ein wenig die Knie. Kieran Gibbs traf nach 89 Minuten zum Ausgleich. Kurz darauf wühlte sich Alexis Sanchez durch den Strafraum, passte scharf in die Mitte, und von einem Abwehrbein aus landete der Ball vor den Füßen Podolskis.

Der knallte die Kugel schnörkellos ins Netz. "Wenn der Ball auf meinen linken Fuß liegt, dann treffe ich zu 99 Prozent", sagte er später. Und: "Es war ein schöner Moment für mich und die Fans, die mich immer unterstützen."

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