Isis aus Belgien:Militante Schokolade

90 Jahre lang verkauft ein belgischer Schokoladenproduzent erfolgreich Pralinen, dann ändert er den Firmennamen - und benennt sich ausgerechnet nach einer Terrororganisation.

Never change a winning name - diesen leicht abgewandelten Spruch der englischen Trainerlegende Sir Alfred Ramsey hätte eine belgische Schokoladenfirma besser ernst genommen. 90 Jahre firmierte das Unternehmen unter dem Namen "Italo Suisse". 2013, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters, entschieden sich die Chefs für eine Umbenennung. Schließlich hatte man nicht mehr viel mit der Schweiz zu tun und auch nicht mit Italien, wo der Firmengründer zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Handwerk gelernt hatte.

Die Wahl des neuen Namen fiel ungewollt martialisch aus. Die Schokohersteller nannten sich kurz und knapp "Isis" - unter dieser Marke lief in den Jahren zuvor schon das Pralinen-Sortiment.

Eine Wortschöpfung, die sie bald bereuen sollten. Denn auch die Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" nutzte längere Zeit die Abkürzung Isis. Die radikalen Islamisten haben sich zwar mittlerweile in "IS" umgetauft. Dennoch: "Hätten wir gewusst, dass es eine Terrororganisation mit diesem Namen gibt, hätten wir ihn nie ausgewählt", versichert Marketing-Managerin Désirée Libeert glaubwürdig.

Ein Jahr nach dem ersten Namenswechsel hat sich die Firma nun für eine erneute Umbenennung entschieden. Aus moralischen wie unternehmerischen Gründen: "Wir haben internationale Käufer, die sagten, dass sie unsere Schokolade nicht länger anbieten könnten, weil Konsumenten mit dem Namen ausschließlich negative Assoziationen hätten", heißt es von Seiten der Belgier.

Der neue Name zeigt, dass die Schokoladenhersteller aus ihren Erfahrungen gelernt haben. Jetzt heißen sie ganz phantasielos Libeert - wie die Familie hinter dem Unternehmen.

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