Großbritannien:Polizistenmörder soll nach 48 Jahren entlassen werden

FILE: Harry Roberts

Bei der Vorbereitung auf einen Raubüberfall tötete Harry Roberts mit seinen beiden Komplizen vor 48 Jahren drei Zivilpolizisten.

(Foto: Getty Images)
  • Nach fast 50 Jahren soll der dreifache Mörder Harry Roberts aus der Haft entlassen werden.
  • Gemeinsam mit zwei Komplizen tötete er im August 1966 drei unbewaffnete Polizisten im Westen Londons.
  • Polizeigewerkschaft und Angehörige reagierten empört auf die Entscheidung des Bewährungsausschusses.

Entlassung nach 48 Jahren

Der Fall erschütterte Großbritannien: 1966 erschoss Harry Roberts mit zwei Komplizen drei unbewaffnete Polizisten in London. Nun soll der Polizistenmörder nach fast einem halben Jahrhundert aus der Haft entlassen werden, wie der Guardian berichtet. Nachdem seine Mindesthaftdauer von 30 Jahren bereits 1996 abgelaufen war, hatte Roberts mehrere Anträge auf Entlassung gestellt.

Ein Bewährungsausschuss hat seinem letzten Ersuchen nun zugestimmt. Von Roberts ginge mittlerweile keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit aus, hieß es aus Justizkreisen.

Dreifachmord auf offener Straße

Die Tat ereignete sich auf einer belebten Straße am hellichten Tag: Am 12. August 1966 bereitete sich Roberts mit seinen beiden inzwischen verstorbenen Komplizen Jack Witney und John Duddy in einem Transporter in der Nähe des Londoner Gefängnisses Wormwood Scrubs auf einen Raubüberfall vor.

Als drei unbewaffnete Zivilpolizisten an den Wagen herantraten, um ihn zu überprüfen, gerieten die Räuber in Panik. Roberts eröffnete daraufhin das Feuer und tötete den 25-jährigen Beamten David Wombwell. Sein Kollege Christopher Head versuchte noch zu fliehen, wurde von Roberts jedoch verfolgt und ebenfalls erschossen. Der dritte Polizist, Geoffrey Fox, wurde von Duddy getötet.

Seine beiden Komplizen wurden unmittelbar nach der Tat von Scotland Yard gestellt, Roberts gelang zunächst die Flucht. Nach einem Bericht des Guardian machte er sich dabei seine militärischen Kenntnisse zunutze. Er war Soldat der britischen Armee und unter anderem in Kenia und Malaysia stationiert. Dort habe er gelernt, in der Wildnis zu überleben.

Größte Fahndungsaktion in der Geschichte Großbritanniens

Die Londoner Polizei leitete daraufhin eine der größten Fahndungen in der britischen Kriminalgeschichte ein. Drei Monate lang konnte Roberts sich vor den Behörden in einer selbst gebauten Höhle in der Grafschaft Herefordshire verstecken, bevor man ihn dort entdeckte.

Ein Londoner Gericht verurteilte den Polizistenmörder zu dreimal lebenslänglich ohne Aussicht auf eine vorzeitige Entlassung während der ersten 30 Jahre.

Entsetzen und Fassunglosigkeit bei Polizei und Angehörigen

Die Entscheidung für Roberts Bewährung stößt bei Londons Bürgermeister Boris Johnson auf scharfe Kritik. Die Bürger seien durch seine Freilassung "absolut angewidert". Die Vereinigung der Londoner Polizisten nannte den Schritt "skandalös, verletzend und abscheulich". Der Chef der Londoner Metropolitan Police, Bernard Hogan-Howe, sagte, dass lebenslänglich auch lebenslänglich bedeuten sollte. "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden von Harry Roberts Opfern", zitierte ihn die Daily Mail.

Mandy Fox, die Tochter eines der getöteten Polizisten, reagierte ebenfalls fassungslos auf die Entscheidung der britischen Justiz: "Für alle Polizisten, die tagtäglich ihr Leben für unseren Schutz und unsere Sicherheit aufs Spiel setzen, ist das wie ein Schlag ins Gesicht und hätte niemals erlaubt werden dürfen", sagte sie.

Ein genaues Datum für die Entlassung Roberts wurde nicht mitgeteilt. Es wird jedoch erwartet, dass er das Gefängnis bereits in den kommenden Tagen verlassen darf.

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