Epidemie-Fall in der Millionenstadt:New York wappnet sich gegen Ebola

Mit dem Ebola-Fall in der Millionenmetropole New York ist eines der schlimmsten Szenarien der Seuchenschützer eingetreten. In Dallas hatten Kontrollen versagt, was droht nun New York? Wie geht es weiter?

Von Berit Uhlmann

Am Donnerstagabend meldete New York seinen ersten Ebola-Fall. Ein Arzt war positiv auf das Virus getestet worden.

Wo hat der Mann sich infiziert?

Der 34-jährige Mediziner hatte für Ärzte ohne Grenzen in Guinea gearbeitet und sich aller Wahrscheinlichkeit nach dort mit dem Virus angesteckt. Er verließ das Land am 14. Oktober und reiste über Brüssel in die USA ein.

Warum wurde er nicht schon bei den Flughafen-Kontrollen entdeckt?

Der Arzt landete am 17. Oktober auf dem New Yorker Flughafen JFK. Dort werden Reisende aus den westafrikanischen Ebola-Ländern bereits seit Anfang Oktober auf Krankheitszeichen untersucht. Der Mann zeigte bei dieser Kontrolle weder Fieber noch andere Symptome. Doch Ebola hat eine Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Infizierte diese Kontrollen unbemerkt passieren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Wirksamkeit dieser Untersuchungen daher als "begrenzt" ein und empfiehlt sie den westlichen Staaten nicht explizit. Die EU hat sich unter anderem aus diesem Grund bislang gegen flächendeckende Passagierkontrollen in Europa ausgesprochen.

Stehen weitere New Yorker unter Quarantäne?

Der Patient hatte engeren Kontakt zu insgesamt vier Menschen: seiner Verlobten, zwei Freunden und einem Taxifahrer. Das Ansteckungsrisiko für den Fahrer wird als sehr gering eingestuft, die anderen drei Personen wurden dagegen vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Eine Person befindet sich in einer Klinik, die anderen beiden zu Hause.

Wie groß ist die Gefahr, dass der Patient weitere Menschen angesteckt hat?

Ebola-Infizierte geben das Virus erst weiter, wenn sie bereits erkrankt sind. Doch an welchem Punkt genau setzt die Krankheit ein? Der Arzt war angehalten worden, zweimal täglich seine Temperatur zu messen. Am Mittwochabend war er nach eigenen Angaben noch fieberfrei, erst am Donnerstagvormittag stellte er eine erhöhte Temperatur fest. Er wurde umgehend isoliert. Die Behörden gehen davon aus, dass er erst zu diesem Zeitpunkt ansteckend war.

Jede Panik soll vermieden werden

Allerdings beobachtete der Mediziner schon einige Tage zuvor Müdigkeit. Ob es sich dabei um ein frühes Anzeichen der Ebola-Erkrankung handelte, ist unklar. Der Mann war noch am Mittwochabend in New York unterwegs: Er fuhr mit der U-Bahn zu einem Bowling-Center und mit einem Taxi wieder heim. Dass er dabei weitere Menschen angesteckt hat, halten die Gesundheits-Behörden für sehr unwahrscheinlich. CDC-Direktor Tom Frieden erinnerte auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz daran, dass in Dallas ein Patient tagelang unentdeckt eine Ebola-Erkrankung mit sich herumtrug. Doch während dieser Phase infizierte er niemanden. Ebola wird nur über Körperflüssigkeiten übertragen. Pflegekräfte sind daher hoch gefährdet, aber nicht U-Bahn-Passagiere oder Straßenpassanten.

Sind New Yorker Pflegekräfte in Gefahr?

Der Erkrankte informierte die Gesundheitsbehörden umgehend über den Ebola-Verdacht. Er wurde mit einem Spezialfahrzeug in die Klinik gebracht. Alle medizinischen Angestellten trugen Schutzkleidung und hielten sich an die Regeln, die zuvor eingeübt worden waren.

Wie geht es weiter?

Der Patient wird behandelt, seine Kontakte überwacht. Auch wenn weitere Infektionen unwahrscheinlich sind, versuchen die Behörden die letzten Wege des Mannes vor seiner Erkrankung zu rekonstruieren und Kontaktpersonen ausfindig zu machen. Die CDC hat Experten nach New York geschickt. Zugleich bemühten sich alle Beteiligten, jegliche Panik im Keim zu ersticken.

Wie gut ist New York auf einen Ebola-Fall vorbereitet?

Im Staat New York gibt es acht Krankenhäuser, die auf die Behandlung von hochinfektiösen Patienten spezialisiert sind. Der Patient wurde in das Bellevue Hospital in New York City gebracht. Die US-Seuchenschutzbehörde hatte der Klinik erst in dieser Woche bestätigt, dass sie für die Behandlung von Ebola-Patienten geeignet sei. "Wir haben uns seit Monaten auf dieses Szenario vorbereitet", sagte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio. "Wir sind so gut vorbereitet, wie man nur sein kann", ergänzte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo. Tausende Pflegekräfte wurden in den vergangenen Wochen für den Ernstfall geschult. Alle Kliniken wüssten, was zu tun sei.

Warum funktionierte die Infektionskontrolle in Dallas nicht richtig?

Beim ersten Ebola-Fall der USA gab es eine Reihe von Pannen. In Dallas wurde ein erkrankter Afrikaner wieder nach Hause geschickt, später infizierten sich zwei Krankenschwestern. Nun versuchen die US-Behörden nach Kräften, die Furcht zu zerstreuen, dass sich diese Entwicklung in New York wiederholen könnte. "Dallas wurde von Ebola erreicht, bevor es richtig vorbereitet war", sagte Cuomo. New York aber hätte mittlerweile ausreichend Zeit gehabt, sich zu wappnen - und hätte aus den Vorfällen in Dallas gelernt.

Wie viele Ärzte und Pfleger haben sich bereits infiziert?

Seit Ausbruch der Epidemie haben sich insgesamt 443 medizinische Angestellte infiziert, die Hälfte davon in Liberia. 244 von ihnen sind gestorben. Außerhalb Afrikas infizierten sich Pflegekräfte in den USA und Spanien.

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