FC Bayern gegen Gladbach:Schlager ohne Robben

Training FC Bayern

Fehlt gegen Gladbach: Arjen Robben

(Foto: dpa)

Ein Kräfteverhältnis wie in den siebziger Jahren: Die derzeit besten Bundesligisten FC Bayern und Borussia Mönchengladbach treffen am Sonntag aufeinander. Arjen Robben fehlt verletzt - dafür hat Gladbach jede Menge pfeilschnelle Spieler.

Am Tag vor dem großen Spiel war das Spiel selbst für kurze Zeit ein Randthema. Die dicken Schlagzeilen am Samstag, sie widmeten sich der privaten Neuausrichtung von FC-Bayern-Torhüter Manuel Neuer, der sich eingereiht hat in die erstaunlich lange Liste jener Weltmeister, die sich kurz nach dem brasilianischen Jubelsommer von ihrer Partnerin getrennt haben. Am Sonntag, 17.30 Uhr, steht dann aber auch für alle Münchner Branchenbeobachter wieder das Wesentliche im Vordergrund.

Denn das 100. Pflichtspiel der Fußballhistorie zwischen Borussia Mönchengladbach und den Bayern - es ist das Duell der bisher besten Bundesligisten dieser Saison. Ungeachtet der Einschätzung des Münchner Vorstandschefs, dass nach wie vor die andere Borussia der Hauptherausforderer des Rekordmeisters sei: "Trotz der gegenwärtigen Tabelle", hat Karl-Heinz Rummenigge gesagt, "halte ich Dortmund für die zweite Kraft im deutschen Fußball".

In Gladbachs glorreichen Siebzigerjahren war der Klub vom Niederrhein diese zweite Kraft der Fußballrepublik, und dass sich im Herbst 2014 viele Nostalgiker an jene Zeit erinnert fühlen, hat viel mit Lucien Favre zu tun. Der Stratege aus der Westschweiz hat die Borussia seit 2011 zu dem gemacht, was auch die Bayern des katalanischen Regisseurs Pep Guardiola sind: eine echte "Trainermannschaft", mit Plan, mit Handschrift. Dass sich beide, Favre und Guardiola, gerne auf den selben Vordenker berufen, auf Johan Cruyff und die Fußball-Lehre des FC Barcelona, war das überwölbende Thema in der Vorberichterstattung des Bundesliga-Schlagers. Die Trainer also im Fokus - und es verwundert nicht, dass sie einander gegenseitig loben: "Favre ist ein Super-Trainer", sagte Guardiola , "er lässt sehr attraktiv spielen, die Borussia ist eine Champions-League-Mannschaft". Favres Gruß zurück: "Für mich war immer klar, wie Guardiola in München spielen lassen will. Er hat seine von Cruyff geprägte Philosophie weiter verfeinert."

"Die Tabelle lügt auf keinen Fall"

Hauptdarsteller auf dem Rasen könnten bei dieser Stilfußball-Messe am Sonntag viele sein: Die Angreifer - bei Gladbach Max Kruse und Raffael, bei München Robert Lewandowski sowie die Weltmeister Mario Götze und Thomas Müller. Oder die zentralen Mittelfeldleute - hier der erhabene Passrekordhalter Xabi Alonso (München), dort der Weltmeister Christoph Kramer, der nach auskurierter Magen-Darm-Grippe einsatzbereit ist und sagt: "Die Tabelle lügt auf keinen Fall", soll heißen: Wir Gladbacher sind zu recht da oben! Auch die Druckmacher auf den Flügeln könnten bedeutend sein, wobei den Bayern ihr Bester wohl fehlt: Der angeschlagene Arjen Robben konnte am Samstag die Reise nach Düsseldorf nicht antreten, sein Platz im Lear-Jet blieb leer, er hatte auch am geheimen Abschlusstraining nicht teilgenommen. Muskuläre Probleme sollen der Grund sein.

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Auf den Außenbahnen zeigt sich auch am deutlichsten, dass Favre und Guardiola trotz aller fachlicher Gemeinsamkeiten unterschiedlich Fußball spielen lassen. Das Gladbacher Spiel über die Flanken, das durch kluge Transfers im Sommer weiter dynamisiert wurde, könnte für die Bayern die größte Gefahrenquelle sein. Es ist ein Flügelspiel, das mit der Barcelona-Ballbesitzlehre, dem von Guardiola auch in München geliebten Mittelspur-Passpiel, wenig zu tun hat. Hahn, Johnson, Hazard, Traore - Favre hat auf den Außenbahnen hohe Qualität zur Auswahl: pfeilschnelle Leute, die viel beigetragen haben zu 14 Pflichtspielen ohne Niederlage in Serie (zuletzt beim 5:0 in der Europa League gegen Limassol) - und die auch den Bayern knifflige Aufgaben stellen könnten.

Seine Münchner nimmt der Trainer deshalb besonders in die Pflicht: "Die nächsten zehn Tage sind die wichtigsten zehn Tage der Hinrunde. Da werden wir sehen, wo unser Niveau ist", hat Guardiola gesagt - schon mit Blick auf das folgende Pokalspiel beim Hamburger SV, den nächsten Liga-Hit gegen Dortmund (1. November) und das Champions-League-Rückspiel gegen den AS Rom. Das 7:1 unter der Woche in Rom hat Guardiola mit antizyklischer Rhetorik begleitet. Er hat zum Beispiel am Freitag über seinen WM-Helden Mario Götze einen Satz gesagt, der vermutlich für die ganze Mannschaft gilt: "Ich bin sehr zufrieden mit ihm, aber ich will mehr."

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