BVB-Pleite gegen Hannover:Und nun? Abstiegskampf!

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Zahlreiche Chancen, am Ende eine weitere Niederlage: Mats Hummels kommt mit Borussia Dortmund in der Bundesliga nicht voran. (Foto: dpa)

Viele Chancen, gute Leistung: Vieles stimmt bei Borussia Dortmund, nur das Bundesliga-Ergebnis wieder einmal nicht. Gegen Hannover 96 verliert der BVB mit 0:1, weil die Spieler sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Man darf keineswegs behaupten, dass die Champions-League-Helden von Borussia Dortmund den Bundesliga-Abstiegskampf nicht wenigstens angenommen hätten. Letzteren hatte der Trainer Jürgen Klopp vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 ja ernst und auch ein bisschen ironisch ausgerufen und durfte am Samstag mitansehen, dass nicht nur Leistung und Einstellung seiner für ganz andere Tabellenregionen prädestinierten Fußballer durchaus stimmten.

Bloß das Ergebnis - das hat überhaupt nicht gestimmt, und genau deshalb werden die Dortmunder ihre neue Abstiegskampf-Mentalität auch weiterhin sehr gut brauchen. Nach einer torlosen ersten Halbzeit und zahlreichen guten Chancen der Gastgeber bis weit in die zweite Halbzeit hinein schockte nach einer Stunde ein Freistoßtor des Hannoveraners Hiroshi Kiyotake die Dortmunder, deren Krise nach der 0:1-Niederlage gegen weitgehend harmlose Hannoveraner mit nunmehr sechs sieglosen Spielen immer dramatischere Ausmaße annimmt. Es war die vierte Niederlage in Serie - in der Liga, wohlgemerkt.

Mit Champions-League-Trikots gegen den Trend

Arbeitsethische Aphorismen haben zumeist handwerklichen Hintergrund. Der Schuster soll bei seinen Leisten bleiben, der Bäcker kleine Brötchen backen. Es geht dabei um Bodenständigkeit und die Konzentration aufs Wesentliche. Beim Fußballklub Borussia Dortmund sind solche Ratschläge durchaus angebracht.

Der zwischen glänzender Champions League und bisweilen grauer Bundesliga hin- und hergerissene BVB wirkt wie ein Bäcker, der die prächtigsten Hochzeitstorten backt, darüber aber die Brötchen im Ofen verbrennen lässt. Die Torten bringen schönes Geld ein, aber mit verbrannten Brötchen gefährdet man die Geschäftsgrundlage.

In der Bundesliga werden die Brötchen gebacken. Dort hatten die Dortmunder zuvor bloß einen Punkt aus fünf Spielen geholt, weshalb sie zum Heimspiel gegen Hannover 96 zunächst mal dem Aberglauben frönten. Mit neuem Rasen und jenen Champions-League-Trikots, die man am Mittwoch beim 4:0-Sieg in Istanbul getragen hatte, beabsichtigten sie ihre Bundesliga-Negativserie zu beenden. Für das Tragen der Champions-League-Trikots statt der angemeldeten üblichen Heimhemden hatte der Verein eigens eine einmalige Sondergenehmigung der Deutschen Fußball-Liga einholen müssen.

Und dann wagte Trainer Jürgen Klopp nicht einmal, alle elf Startspieler vom Mittwoch aufzubieten. Stattdessen brachte er hinten links Erik Durm für Sokratis, im defensiven Mittelfeld Ilkay Gündogan für Sebastian Kehl und vorne Adrian Ramos für Shinji Kagawa. Mehr Räume gegen spielfreudigere Kontrahenten glaubten die Dortmunder als Grund für ihr erfolgreicheres Spiel in der Champions League ausgemacht zu haben. 9:0 Toren in drei internationalen Partien standen vor der Partie gegen Hannover 10:14 Toren in acht Bundesliga-Spielen gegenüber.

Mit zuvor drei Niederlagen nacheinander gingen die Dortmunder ins Spiel und kamen zunächst aber gar nicht in dieses hinein, weil die Hannoveraner die Räume überhaupt nicht eng machten, sondern vielmehr die Initiative ergiffen. Nach einem weiten Einwurf des Rechtsverteidigers Marius Stankevicius in der 6. Minute hätte Leonardo Bittencourt Hannover beinahe in Führung geschossen - ausgerechnet Bittencourt, auf den sich die Dortmunder vorsorglich eine Rückkaufoption bewahrt haben.

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Die erste Ecke des Spiels war an Hannover gegangen - die nächsten acht der ersten Halbzeit gingen dann an Dortmund. Nun übernahmen die Gastgeber das Spiel und hätten in Führung gehen müssen, hätte Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler nicht einen Kopfball von Mats Hummels an die Latte gelenkt (18.) und hätte nicht der starke Marco Reus einen Ball knapp neben das Tor gesetzt (20.) sowie einen weiteren auf das Netz (39.).

Der Führungstreffer für den überlegenen BVB gegen auswärts zuvor torlose Hannoveraner schien nur eine Frage der Zeit zu sein, doch Reus erlaubte sich nach 90 Sekunden in der zweiten Halbzeit sogleich, eine nunmehr hochprozentige Chance zu vergeben. Neun Minuten später scheiterte er gleich noch einmal, weil Zieler die Finger an seinen Ball brachte. Dortmunds Trefferfreude aus der Champions League ist auf dem Flug zwischen Istanbul und Dortmund verloren gegangen wie ein Koffer.

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Stattdessen trafen völlig überraschend die Hannoveraner. Hiroshi Kiyotake nutzte eine der ganz wenigen Chancen für die Gäste und schoss einen Freistoß aus 25 Metern direkt in das Dortmunder Tor. Dortmund wirkte geschockt und hätte beinahe das schnelle 0:2 bekommen, doch sie erholten sich und drängten auf den Ausgleich.

Ciro Immobile und Shinji Kagawa kamen herein und sollten für noch mehr Torgefahr sorgen, doch das ersehnte und eigentlich auch verdiente Ausgleichstor wollte nicht mehr fallen. Der Abstiegskampf geht weiter: Am nächsten Samstagabend gastieren die Dortmunder beim FC Bayern.

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