"Wir machen durch bis morgen früh" im ZDF:Wo bitte ist die Stimmung?

Wir machen durch bis morgen früh

Unterwegs beim Mädelsabend: Melanie (Heike Makatsch, l.) und Emma (Christina Hecke).

(Foto: Stephan Persch / ZDF)

Inspiriert von "Hangover", Heike Makatsch in der Hauptrolle - so ein Film könnte funktionieren. Lars Beckers Beziehungskomödie im ZDF allerdings fühlt sich an wie der Blues nach einem Glas Schnaps zu viel.

Von Marco Maurer

Es gibt Menschen hierzulande - meistens Männer -, die sogar noch bei einer Frau über einer Kloschüssel Klasse entdecken, vorausgesetzt, Heike Makatsch spielt diese Rolle. Im ZDF-Film Wir machen durch bis morgen früh von Regisseur Lars Becker dürften sich aber sogar Hardcore-Fans von Makatsch gelangweilt abwenden. Eine Stunde und 29 Minuten Langeweile, kein Spannungsbogen, keine ausgeprägten Charaktere, nichts.

Das Ehepaar Melanie (Makatsch) und Ali Struttmann (Fahri Yardim) "kommt von der Fliese". Der Film bemüht sich um Authentizität - das Paar betreibt ein Fliesenfachgeschäft. Der Deal an diesem Wochenende: Sie darf sich auf einen Trip mit ihren zwei Freundinnen ins Ausland aufmachen, er passt auf das gemeinsame Geschäft und Baby Bobby auf. Es kommt anders.

Er macht - Bobby im Schlepptau - einen mit seinen drei Kumpels drauf. Die Freundinnen enden statt auf Ibiza lediglich auf der Reeperbahn. Dort gehen die Frauen beinahe fremd. Die daheim gebliebenen Männer dürfen nicht nur dumme, sondern auch sinnentstellte Sätze aufsagen: "Frauen muss man immer schön auf kleiner Flamme köcheln lassen, sonst drehen die durch." Dazu wird ordentlich scharfes Chili gekocht, das versaut die Küche und auch fast alle Männerhemden. Natürlich begegnen sich Frauen und Männer wieder auf dem Kiez, in einem Striplokal.

Manchmal merkwürdig rührselig

Das ZDF verkauft den Film als "Großstadt-Komödie" und "Tour de Force". Dass solche Filme funktionieren können, zeigten die Hangover-Reihe oder Drei Männer und ein Baby. Von beiden Produktionen ist der Film sichtlich inspiriert. Die Frauenrollen dagegen wirken wie Sex-and-the-City-Charaktere auf Landpartie.

Dabei ist der Films ziemlich gut besetzt: Makatsch, dazu ihr Filmpartner, der aufstrebende Tatort-Kommissar Fahri Yardim, Armin Rohde als Zuhälter und zudem der oftmals in seinen Rollen so anarchische Nicholas Ofczarek, Ensemble-Mitglied des Wiener Burgtheaters und ehemaliger Jedermann in Salzburg. Ofczarek spielt einen Hamburger Anwalt, der gerne bei Frauen und Alkohol zugreift.

Was zudem irritiert: der Film ist manchmal merkwürdig rührselig, er fühlt sich an wie der Blues nach einem Glas Schnaps zu viel am Vorabend. Die Schauspiel-Crew jedenfalls könnte während des Drehs auf der Reeperbahn ein paar gute Tage in Hamburg verbracht haben. Eine Bitte nur: Beim nächsten Mal ein wenig Stimmung in den Film herüberretten. Das Genre heißt schließlich Komödie. Oder doch besser gleich sein lassen.

Wir machen durch bis morgen früh, ZDF, 20.15 Uhr.

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