Ebola:Krankenschwester beklagt "inhumane" Zwangsquarantäne

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  • Der US-Bundesstaat New York lockert seine Bestimmungen für heimkehrende Helfer aus Ebola-Gebieten in Westafrika nach Kritik durch die Regierung in Washington.
  • Eine Krankenschwester hatte sich nach ihrer Heimkehr bitter über die Behandlung beschwert. Sie sei wie eine "Kriminelle" ausgefragt worden, ihre Unterbringung sei "inhuman".
  • Die US-Regierung fürchtet, zu strenge Regeln könnten Freiwillige davon abhalten, nach Westafrika zu gehen.

New York: Quarantäne zu Hause statt im Krankenhaus

Neue Quarantäne-Regeln für Helfer, die von einem Ebola-Einsatz aus Westafrika zurückkehren, haben in den USA zu einer heftigen Debatte geführt. Der US-Bundesstaat New York hatte seine Bestimmungen zunächst verschärft, lockerte sie dann aber wieder. Gouverneur Andrew Cuomo erklärte, wer aus Westafrika zurückkehre und dort Kontakt mit Ebola-Kranken gehabt habe, jedoch keine Symptome zeige, dürfe die Quarantäne zu Hause statt im Krankenhaus verbringen. Gesundheitsexperten würden sich in den drei vorgeschriebenen Isolationswochen täglich um die Betroffenen kümmern.

Für diejenigen, die aus Westafrika wieder einreisten, jedoch keinen Kontakt zu Ebola-Patienten gehabt hätten, werde keine Isolierung zu Hause vorgeschrieben, fügte Cuomo hinzu. Sie stünden aber 21 Tage lang unter Beobachtung und müssten regelmäßig ihre Körpertemperatur messen. Drei Wochen dauert es laut Angaben der WHO maximal, bis nach einer Ansteckung mit dem Virus Symptome auftreten.

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Krankenschwester widerspricht Gouverneur von New Jersey

Eine amerikanische Krankenschwester hatte sich bitter über ihre Behandlung durch die Behörden bei ihrer Einreise und die Pflicht-Quarantäne beschwert. Sie sei wie eine "Kriminelle" ausgefragt und in einem Isolationszelt in einem Krankenhaus in Newark untergebracht worden, erklärte Kaci Hickox. In dem Isolationszelt stehe ihr eine Toilette, aber keine Dusche zur Verfügung. Die Behandlung nannte die Krankenschwester "inhuman". Daraufhin war ein heftiger Streit um die Zwangsquarantäne ausgebrochen. Der Gouverneur von New Jersey, der Republikaner Chris Christie, hatte die Behandlung von Hickox mit der Behauptung begründet, sie sei "offensichtlich erkrankt", obwohl sie keinerlei Symptome für eine Infektion aufwies. Hickox wies die Bemerkung empört auf CNN zurück. Der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, zeigte dagegen Verständnis für die Krankenschwester. "Wir sollten darüber nachdenken, wie wir die Leute behandeln, die so eine edle Arbeit tun", zitiert ihn die New York Times.

"Nicht unnötig von ihrem Dienst abschrecken"

Die Debatte alarmierte am Wochenende auch die US-Regierung. Das Weiße Haus befürchtet, Freiwillige könnten künftig von zu strengen Quarantäne-Regeln vom Einsatz in Westafrika abgeschreckt werden. Zudem könnte der Plan, bis zu 17 Behandlungszentren in Liberia aufzubauen, ins Stocken geraten. Wie die New York Times berichtet, forderte die Regierung daher New York und New Jersey auf, die gerade erst eingeführten strengen Quarantäne-Regeln zu lockern. Präsident Barack Obama sagte nach einem Treffen mit Beratern, Behörden müssten rückkehrende Helfer auf der Basis bester medizinischer Erkenntnisse behandeln. Die Maßnahmen dürften "diese Helfer nicht unnötig von ihrem Dienst abschrecken".

Die Behörden in Australien gaben unterdessen Entwarnung nach einem Ebola-Verdachtsfall in Brisbane. Die 18-Jährige sei negativ getestet worden, erklärten die Gesundheitsbehörden. Die junge Frau war vor knapp zwei Wochen aus Guinea zurückgekehrt. Nachdem sie Fieber bekam, wurde sie auf eine Isolierstation in Brisbane gebracht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte am Samstag mit, dass mittlerweile insgesamt mehr als 10 100 Menschen an der Seuche erkrankt und über 4900 davon gestorben seien. Experten gehen zudem weiterhin von einer hohen Dunkelziffer aus.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/chrb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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