Skandal um NSA-Überwachung:FBI soll zweiten Whistleblower identifiziert haben

  • Die amerikanische Bundespolizei FBI hat einem Bericht von Yahoo News zufolge möglicherweise einen zweiten Whistleblower identifiziert.
  • Er soll Geheimdokumente im Zusammenhang mit der Terroristen-Watchlist der USA an einen Journalisten weitergegeben haben, mit dem auch der erste Whistleblower, Edward Snowden, in Kontakt stehe.

Zweiter möglicher Whistleblower identifiziert

Die amerikanische Bundespolizei FBI hat möglicherweise einen zweiten Whistleblower identifiziert. Der Angestellte einer Firma, die Staatsaufträge bekommt, soll Geheimdokumente im Zusammenhang mit der Terroristen-Watchlist der USA weitergegeben haben, berichtet das Nachrichtenportal Yahoo News. Er wäre der zweite identifizierte Whistleblower nach Edward Snowden.

Der Mann soll die Geheimdokumente an einen Journalisten im nahen Umfeld von Snowden weitergegeben haben. Dabei handelt es sich womöglich um den Amerikaner Glenn Greenwald, der bekannt geworden ist, als er Snowdens Geheimdokumente veröffentlichte und so im Frühjahr 2013 den NSA-Überwachungsskandal einleitete.

US-Justizministerium: "Wir folgen allen Hinweisen"

Das FBI soll das Haus des Verdächtigen durchsucht, die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet haben. Marc Raimondi, ein Sprecher des US-Justizministeriums, wollte die Untersuchungen in dem laufenden Fall nicht kommentieren. Generell gelte in solchen Fällen aber: "Wir folgen sicherlich allen Hinweisen, wohin sie uns auch führen, und unternehmen angemessene Maßnahmen."

Ermittlungen laufen noch

Autor der Exklusiv-Geschichte ist Michael Isikoff, einer der bekanntesten Investigativ-Journalisten Amerikas. Isikoff, der in seiner Karriere viele Details rund um Bill Clintons Lewinsky-Skandal oder die Foltermethoden von US-Soldaten in Abu Ghraib herausgefunden hatte, war im Sommer von NBC zu Yahoo News gewechselt.

Seinen Recherchen zufolge sind die Beamten des Justizministeriums allerdings im Fall des zweiten Leakers etwas zurückhaltender als sonst - die Obama-Regierung wird seit Jahren scharf für ihr hartes Vorgehen gegen Whistleblower kritisiert, das auf einem Gesetz aus dem Jahr 1917 basiert (Details in diesem SZ-Text). "Im Justizministerium ist der Appetit auf solche Fälle nicht mehr so groß", sagte ein anonymer Geheimdienstmitarbeiter zu Yahoo News.

Weiterer "Leaker" war vermutet worden

Dass es eine zweite Quelle geben könnte, war seit dem Sommer vermutet und durch den Dokumentarfilm "Citizenfour" bestätigt worden. Auch Greenwald hatte schon vor Monaten darauf hingewiesen. Das Material des zweiten "Leakers" ist nach Einschätzungen von Experten allerdings nicht so brisant wie die Dokumente, die Edward Snowden weitergegeben hat.

Zudem hatte das Online-Magazin The Intercept, das Glenn Greenwald mitgegründet hat, im August 2014 einen zwölf Seiten langen Rechenschaftsbericht des National Counterterrorism Center (NCTC) veröffentlicht, für den Edward Snowden aufgrund des Zeitpunkts als Informant ausschied. In dem Bericht enthalten waren zahlreiche Fakten zur Datensammelwut amerikanischer Sicherheitsbehörden und Nachrichtendienste. So standen laut dem Bericht im Juni 2013 mehr als eine Million Menschen auf der Terroristen-Watchlist für verdächtige Personen.

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