Campus-Tower in Martinsried:Spitzenhotel für Spitzenforscher

Campus-Tower in Martinsried: Umgeben von Nobelpreisträgern: Die Lounge im Campus-Hotel.

Umgeben von Nobelpreisträgern: Die Lounge im Campus-Hotel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Eine schicke Bar, Kaminfeuer und intime Sitzecken: Im neuen Campus-Hotel in Martinsried wird es Wissenschaftlern leicht gemacht, auf andere Gedanken zu kommen. Zehn Millionen Euro hat der Bau gekostet - leisten können sich das nicht nur Nobelpreisträger.

Von Wolfgang Görl

Wer abergläubisch ist, mag dies als gutes Vorzeichen nehmen: Der erste Gast, der im soeben fertiggestellten Campus-Hotel auf dem Forschungsareal Martinsried Quartier bezog, war gleich ein Nobelpreisträger - noch dazu einer, der gerade mal eine Stunde vor seiner Ankunft in Martinsried von der Auszeichnung erfahren hatte.

Der Norweger Edvard Moser war Anfang des Monats auf dem Flughafen München mit der Nachricht empfangen worden, er erhalte zusammen mit seiner Frau May-Britt Moser und dem Amerikaner John O'Keefe den Nobelpreis für Medizin. Danach chauffierte man ihn nach Martinsried, wo er im Campus-Tower eincheckte - gleichsam als Probegast, denn offiziell war das Boarding-Haus, das nunmehr "IZB-Residence - Campus at home" heißt, noch gar nicht seiner Bestimmung übergeben worden.

Eine inspirierende Atmosphäre

Edvard Moser weilt noch immer in der noblen Unterkunft; seit dem gestrigen Dienstag aber darf er sich in der Gewissheit wiegen, in einem von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner per Festakt eröffneten Gebäude zu residieren. Und was soll man sagen? Der viel beschäftigte Wissenschaftler lässt ausrichten, er fühle sich "rundherum wohl" im Campus-Tower. Sehr verwunderlich ist das nicht. Das Münchner Architekturbüro Stark hat auf dem Martinsrieder Forschungsgelände ein Hotel errichtet, dessen luxuriöse Ausstattung durchaus geeignet wäre, auch einen in tiefste Überlegungen verstrickten Forscher auf andere Gedanken zu bringen. Einfach mal die Beine lang legen und den Blick auf die Alpenkette richten - auch das ist hier möglich, zumindest bei klarer Sicht.

Nicht nur wegen seiner Höhe von 27 Metern sticht das Gebäude aus dem Zweckbauten-Einerlei des Campus hervor. Auf einem ellipsenförmigen Grundriss erhebt sich ein eleganter Baukörper, dessen Glasfront von weißen Aluminiumbändern umschlungen ist. "Alles ist darauf ausgerichtet, der internationalen Spitzenforschung, die den Campus Martinsried besucht, eine angenehme und inspirierende Atmosphäre zu bieten", sagt Peter Hanns Zobel vom Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie, welches das Hotel betreibt. Etwa zehn Millionen Euro hat der Bau gekostet, der mit Krediten des Finanzministeriums und einer Bank finanziert wurde.

Wohnzimmer wie in einer Unternehmer-Villa

Eine Bar im futuristischen Design, Kaminfeuer und intime Sitzecken sowie eine Wand mit den Fotos diverser Nobelpreisträger, unter ihnen Robert Huber, Professor am Max-Planck-Institut für Biochemie, und der Physiker Theodor Hänsch vom Institut für Quantenoptik in Garching - so sieht es im Faculty Club G2B im siebten Stockwerk des Turms aus. Der 170 Quadratmeter große Clubraum mit Alpenblick ist eine Art Separee für Wissenschaftler: Hier können sie miteinander plaudern, Fragen der Neurobiologie oder der Genforschung erörtern, eventuell auch geschäftliche Pläne schmieden, zusammen mit den führenden Köpfen der 63 Biotech-Unternehmen im IZB.

Sollte den gelehrten Damen und Herren der Sinn nach kulinarischen Köstlichkeiten stehen, kommt die Küche des Restaurants "Seven and more" ins Spiel, wo der polyglotte Koch Jean-Michel Féret seine Künste entfaltet. Wer das alles sieht, könnte auf die verwegene Idee kommen, auch Naturwissenschaftler geben sich gelegentlich dem Genuss hin - und sei es nur ein Glas Burgunder beim Plausch über Omega-3-Fettsäuren.

Wenn dem Forscher danach der Kopf schwirrt, erwartet ihn in seiner Suite die Atmosphäre eines exquisit eingerichteten Wohnzimmers, wie man es aus Unternehmer-Villen im Fernsehkrimi kennt: lichtdurchflutete Räume, Blumenarrangements im Ikebana-Stil, eine kühn geformte Fensterliege, das Bad mit Natursteinfließen und Fußbodenheizung, antiallergene Matratzen. Sechs Suiten hat das Hotel, zwölf Juniorsuiten und 24 Doppelzimmer. Wer meint, das könnten sich nur Nobelpreisträger leisten, liegt gewaltig daneben. 99 Euro kostet die 40-Quadratmeter-Suite pro Nacht, wenn man sie allein belegt. Und ist es nicht so? Allein kommen einem die besten Ideen - sogar in Martinsried.

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