Kampf gegen Ebola:Daheim bleiben statt Zwangsquarantäne

  • Die US-Seuchenschutzbehörde CDC hat neue Empfehlungen zum Umgang mit Rückkehrern aus Ebola-Risikogebieten veröffentlicht. Zur Quarantäne wird nur bei gefährdeten Personen mit Symptomen geraten.
  • Die aus der Zwangsquarantäne entlassene US-Krankenschwester Kaci Hickox darf von New Jersey nach Maine reisen.
  • Ebola-Verdacht bei Fünfjährigem in New York hat sich zunächst nicht bestätigt.

Nach dem Streit um den Umgang mit Menschen, die aus Ebola-Risikogebieten in die USA zurückkehren, hat die US-Seuchenschutzbehörde CDC neue nationale Richtlinien veröffentlicht.

In den Maßnahmen ist von vier Kategorien die Rede, von hoch- über gering- bis nichtgefährdet.

  • Zu den Hochgefährdeten gehören Pflegekräfte oder Familienmitglieder, die in von Ebola betroffenen Ländern Westafrikas direkten Kontakt mit infizierten oder verstorbenen Patienten und deren Körperflüssigkeiten hatten - und dabei nicht ausreichend geschützt waren.
  • Als gefährdet gelten Menschen, die längere Zeit mit Personen mit Symptomen zu tun hatten, aber ohne körperlichen Kontakt oder nur mit ausreichender Schutzkleidung.
  • Nur wenig gefährdet sind der CDC zufolge Personen, die in einem Ebola-Gebiet waren, aber nicht mit Patienten zu tun hatten. Das gleiche gilt für jene, die sich im gleichen Raum wie Patienten mit Symptomen aufgehalten haben, oder sogar kurzen Hautkontakt zu tun hatten, solange diese nicht infektiös waren. Auch Menschen, die im gleichen Flugzeug reisten wie jemand mit Ebola-Symptomen gehören in diese Kategorie.
  • Für nicht gefährdet halten die CDC zum Beispiel Personen, die Kontakt mit einem Ebola-Patienten hatten, bevor dieser Symptome zeigte.

Empfohlene Maßnahmen

Personen der ersten drei Kategorien sollten, wenn sie Symptome wie Fieber oder Blutungen zeigen, in einem Hospital isoliert bleiben, bis sichergestellt ist, dass kein Anlass zur Besorgnis besteht.

Gibt es keine Symptome, sollten jene in der Kategorie Hochgefährdet öffentliche Verkehrsmittel und größere Ansammlungen von Menschen meiden und 21 Tage lang zu Hause bleiben. Reisen sollten sie auf keinen Fall.

Für sie und für die Gruppe der Gefährdeten empfiehlt die Behörde bei der Rückkehr aus Westafrika in die USA eine "aktive direkte Überwachung". Das bedeutet, dass in der Inkubationszeit von drei Wochen täglich Gesundheitsbeamte den Zustand der Betroffenen beobachten. Die Körpertemperatur sollte mindestens zweimal täglich gemessen werden. Wer als gefährdet gilt, bei dem sollte von Fall zu Fall entschieden werden, wie sehr Aktivitäten in der Öffentlichkeit und Reisen gemieden werden sollten.

Auch bei wenig gefährdeten Personen sollte täglich ein Gesundheitsbeamter vorbeischauen. Allerdings ist die Überwachung weniger streng. Auch müssen die Betroffenen die Öffentlichkeit nicht meiden und dürfen reisen.

Die Gesundheitsbehörde bleibt damit weit hinter den Forderungen nach einer strikten dreiwöchigen Quarantäne zurück, wie sie einige US-Bundesstaaten eingeführt haben. Die CDC kann ihre Empfehlungen allerdings nicht durchsetzen, sondern sie appelliert an die jeweils zuständigen Behörden, sie anzuwenden.

Nach der Zwangsquarantäne in die Heimat

Die Behörden in New Jersey haben entschieden, dass die 33-jährige Kaci Hickox in ihre Heimat, den Bundesstaat Maine, fahren darf. Die Krankenschwester war nach ihrem Einsatz in Afrika in New Jersey in Zwangsquarantäne genommen worden. Sie soll weiter ständig untersucht werden und wird keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.

Hickox hatte gegen die Zwangsquarantäne protestiert. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sich über solche Maßnahmen besorgt geäußert.

Die Bundesstaaten New York und New Jersey, die die New Yorker Flughäfen John F. Kennedy und Newark verwalten, verteidigten die Zwangsquarantäne als nötig im Kampf gegen die tödliche Krankheit. Auch Illinois (Chicago) und Florida (Miami) denken über solche Schritte nach. New York und New Jersey hatten die Regeln am Sonntag allerdings gelockert. Nunmehr können Menschen, die keine Symptome zeigen, zu Hause in Quarantäne bleiben und sie erhalten eine Entschädigung für entgangenes Einkommen. Zweimal am Tag werden sie untersucht, Familienmitglieder dürfen bei ihnen bleiben.

Verdacht bei Fünfjährigem in New York nicht bestätigt

Der Verdacht auf Ebola bei einem fünfjährigen Jungen in New York hat sich zunächst nicht bestätigt. Er sei negativ auf das Virus getestet worden, teilten die New Yorker Gesundheitsbehörde und das Krankenhaus, in dem er behandelt wurde, am Montag mit. Der Junge, der vor kurzem in Westafrika gewesen ist, bleibe dennoch auf der Isolierstation des Bellevue Hospital. Dort soll er nochmals auf das Virus getestet werden, um sicherzustellen, dass sein leichtes Fieber nicht in Zusammenhang mit der Seuche steht. In den USA gibt es bislang vier bestätigte Ebola-Fälle.

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