Patensohn von Karl Lagerfeld:Halb Kind, halb Profi

Lagerfeld Homo-Ehe Modenschau Paris

Profi-Kindermodel: Lagerfelds Patensohn Hudson Kroenig bei einer Show 2013.

(Foto: AFP)

Der Kleine ist sechs Jahre alt und gehört mit Claudia Schiffer, Amy Winehouse oder Beth Ditto zu Karl Lagerfelds Musen. Hudson Kroenig, Patensohn des Modeschöpfers, ist die jüngste Laufsteg-Berühmtheit der Welt.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Ein kleiner Prinz darf alles. Er darf motzen, er darf Bedienstete herumkommandieren, er darf seinen Chef feuern. Hat das zeternde Persönchen noch dazu einen prominenten Beschützer mit Hang zur Übertreibung, darf es sich sogar noch ein bisschen mehr erlauben. So kam es, dass ein kleiner Junge in sehr weißen und sehr teuren Klamotten im Januar auf der Fashion Week in Paris Karl Lagerfeld beiseitenahm und dem verdutzten Modeschöpfer mit einem Kinderlächeln drei Worte ins Gesicht sagte: "You are fired."

So etwas darf auf der ganzen Welt nur er. Und normalerweise lässt der Kleine auch nichts auf seinen Patenonkel Karl kommen. Er hüpft durch schwarz-weiße Chanel-Werbevideos, hält auf Pressefotos brav Model-Händchen und auf dem Laufsteg schaut er nicht ganz so stoisch wie die anderen Chanel-Gestalten. Hudson Kroenig, sechs Jahre alt, blonde Haare, braune Augen, ist nicht nur Lagerfelds Patensohn, er ist Produkt seiner Umgebung, It-Kid- und der berühmteste Catwalk-Zwerg der Welt.

Für den Sohn des amerikanischen Supermodels Brad Kroenig ging seit seiner Geburt 2008 alles ziemlich schnell: Mit einem Jahr posierte Hudson bereits für die deutsche Vogue; mit drei lief er das erste Mal mit seinem Vater für Lagerfeld über den Laufsteg. Eine große Ähnlichkeit war zwar noch nicht zu erkennen, aber immerhin trugen sie Partner-Look. In Jeans und Chanel-Jäckchen umklammerte Hudson Papas Mittelfinger, die Augen wanderten von rechts nach links, von den Fotografen zum Publikum und wieder zurück. Hudson Kroenig - ein Profi?

Neues Gesicht von Chanel

Mittlerweile braucht der Junge keine väterliche Hand mehr, um sich festzuhalten. Lagerfeld bucht ihn allein, er war Kampagnengesicht des Luxuslabels Fendi, auf den Haute-Couture-Schauen in Paris hielt er die Brautschleppe des Topmodels Cara Delevingne. Den Status als süßes Accessoire hat Hudson schon jetzt überwunden: Seit Oktober ist das Kind eines der Gesichter der aktuellen Croisière-Kampagne von Chanel. Während das Topmodel Joan Smalls sich am Pool räkelt oder elegant herumsteht, sitzt der Sechsjährige etwas teilnahmslos daneben - wie ein zu kurz geratener Erwachsener, der schon früh gelernt hat, dass Swimmingpools nicht zum Baden, sondern vor allem zum Anschauen da sind.

Sozialisiert irgendwo zwischen New York und Paris, zwischen Fendi-Taschen, Modenschauen, Maßanfertigungen und langen Modelbeinen, gehört Hudson längst selbst wie sein Vater in die irre Reihe der Lagerfeld-Musen: Claudia Schiffer, Inès de la Fressange, Amy Winehouse, Toni Garrn, Beth Ditto, Baptiste Giabiconi. Und jetzt er, Hudson Kroenig. Halb Kind, halb Profi.

Für Lagerfeld ist Hudson ein "Wunderkind"

Gibt man seinen Namen bei Google ein, liefert die Suchmaschine 286 000 Treffer, sein Vater kommt auf 160 000. Vielsagend auch ein Video-Interview mit dem New York Magazine: Nachdem Papa erzählt hat, dass es ist gar nicht so einfach ist, Model und Papa zu sein, soll auch Hudson ein paar Fragen beantworten. Woran er sich erinnere, wenn er an seinen letzten Auftritt denke? "An die Fendi-Tasche", sagt Hudson, die sei ein Geschenk von Onkel Karl. "Aber ich weiß gar nicht mehr, wo die ist."

Der Onkel überhäuft nicht alle seine sieben Patenkinder mit Klimbim und maßgeschneiderten Klamotten. Er mag auch nicht alle so gerne wie den kleinen Hudson. Von den Patenkindern interessierten ihn eigentlich nur zwei, sagte Lagerfeld einmal der Gala: der Sohn der deutschen Stylistin und Journalistin Florentine Pabst - und eben Hudson. Der sei ein "Wunderkind", auch wenn der Alltag für seine Eltern nicht eben einfach sei. In der Schule, räumte Lagerfeld ein, sage das Kind zu seinen Mitschülern schon mal: "Ich habe nichts mit euch zu tun, ich bin ein Supermodel." Und in Restaurants sei Hudson derjenige, der dem Kellner "schneller!" zurufe. Aber als Patenonkel trage man ja keine Verantwortung. Und schließlich sei der Junge ja so süß . . .

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