Röntgenkunst:Ferrari von innen

Ferrari 365 GTB/4 Daytona für Kunstprojekt im XXL-Röntgengerät

Röntgenkünstler Nick Veasey präsentiert das Innenleben des durchleuteten Ferrari 365 GTB/4 Daytona.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Der Röntgenkünstler Nick Veasey durchleuchtete einen Ferrari 365 GTB/4 Daytona von 1969.
  • Dazu nutzte er ein riesiges Röntgengerät des Fraunhofer-Instituts in Fürth.
  • Veasey will insgesamt zehn Ferraris aus allen Epochen durchleuchten und die Bilder schließlich in einer Ausstellung präsentieren.

Autos haben die Forscher des Fraunhofer-Instituts in Fürth eher selten in ihrem riesigen Röntgengerät. Schon gar nicht ein so schönes, schnelles und wertvolles. Für sein neues Projekt hat der britische Röntgenkünstler Nick Veasey das Innenleben eines Ferrari 365 GTB/4 Daytona aus dem Jahr 1969 offengelegt.

Der XXL-Computertomograph ist nach Angaben des Instituts weltweit einzigartig und hat acht Millionen Euro gekostet. Wie viel Veaseys Projekt kosten wird, konnten die Macher nicht sagen. Die Anlage ist in einer 400 Quadratmeter großen und 14 Meter hohen Halle aufgebaut. Im Inneren stehen zwei acht Meter hohe Türme für die Strahlungsquelle und den -detektor.

Ferrari 365 GTB/4 Daytona für Kunstprojekt im XXL-Röntgengerät

Das Röntgengerät steht in einer 400 Quadratmeter großen und 14 Meter hohen Halle und ist durch dicke Mauern geschützt.

(Foto: dpa)

Linearbeschleuniger hinter dicken Wänden

Zeile für Zeile wird das Auto von oben bis unten durchleuchtet. Zum Schluss errechnen Computer aus den einzelnen Bildern ein dreidimensionales Abbild des Autos. Allein das zweidimensionale Bild kann mehrere Hundert Gigabyte groß sein. Die Belichtungszeit dafür beträgt etwa eine Stunde. Für ein drehbares 3D-Bild muss das Auto drei Tage lang durchleuchtet werden.

Die Röntgenquelle, ein sogenannter Linearbeschleuniger, erzeugt eine 20 mal stärkere Strahlungsenergie als ein normales Röntgengerät. Dicke Mauern schirmen den Apparat ab, denn für Menschen wäre die starke Strahlung tödlich. Sie ist aber nötig, um so große Objekte wie ein Auto zu durchleuchten.

Ferrari 365 GTB/4 Daytona für Kunstprojekt im XXL-Röntgengerät

So sieht der etwa eine Viertelmillion Euro teure Ferrari-Klassiker von innen aus.

(Foto: dpa)

Ein Händler aus Kassel hat den etwa eine Viertelmillion Euro teuren Autoklassiker für die Aktion zur Verfügung gestellt. Der 52-jährige Künstler will insgesamt zehn Ferraris aus allen Epochen durchleuchten. Dafür muss er die Autos aber erst noch von Privatleuten oder Händlern organisieren. Er wünscht sich etwa einen Ferrari Dino, F40 oder Testarossa. Veasey stellt sich zudem eine abschließende Ausstellung vor, in der die Autos sowie ihre Röntgenbilder in Originalgröße zu sehen sind. "Ich will zeigen, wie die Dinge funktionieren", sagte der Künstler bei der Vorstellung des Projekts. "Ich bin ein Kerl und träume davon, selbst einmal so ein Auto zu haben."

Autohersteller könnten von dem Röntgengerät profitieren

Gerade für Autohersteller könnte so ein XXL-Röntgengerät interessant werden, sagt der Fraunhofer-Mitarbeiter Michael Böhnel. Sie könnten damit beispielsweise Autos bei Crashtests besser beurteilen, indem sie genau sehen können, wie sich einzelne Teile beim Unfall verformen.

Röntgenkünstler Nick Veasey hat in den vergangenen 20 Jahren schon fast alles durchleuchtet - etwa Blumen, Kleidung, Tiere oder Motorräder. Bislang musste er große Objekte mühevoll zerlegen und einzelne Aufnahmen machen, die er danach am Computer zusammensetzte. Für einen Kleinwagen brauchte er einmal etwa drei Monate. Oft habe er dabei auch ein wenig getrickst, verrät der Brite: "Manches war echt und manches unecht." Ihn fasziniere die Röntgentechnik, weil sie die "Dinge so zeigt, wie sie wirklich sind".

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