Magdeburg-Aus gegen Leverkusen:Ein Spiel für die Geschichtsbücher

1. FC Magdeburg - Bayer Leverkusen

Für den 1. FC Magdeburg endet die verrückte Partie gegen Bayer Leverkusen mit dem falschen Ergebnis.

(Foto: dpa)

Vor 14 Jahren warf der 1. FC Magdeburg den FC Bayern aus dem Pokal, diesmal scheitert der Regionalligist an Bayer Leverkusen - das aber dramatisch. Der entscheidende Elfmeter will einfach nicht ins Tor.

Von Matthias Schmid

Zwei Stunden und 44 Minuten nach dem Anpfiff ließen sich die Tränen nicht mehr verbergen. Wer konnte es Felix Schiller auch verdenken. Es war ein mitreißendes Spiel gewesen, ein verrücktes Spiel, ein Spiel, von dem der Magdeburger Innenverteidiger ganz bestimmt noch seinen Enkeln erzählen wird. "Von solch einer Chance hatten wir nicht zu träumen gewagt", sagte der 24-Jährige anschließend und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht: "Das müssen wir jetzt erst einmal verdauen und im Kopf wieder klar werden."

Nüchtern betrachtet endete die Zweitrundenpartie im DFB-Pokal am Mittwochabend zwischen dem Regionalligisten aus Magdeburg und Bayer Leverkusen mit 4:5 im Elfmeterschießen. Doch "nüchtern" passt ungefähr so gut zu diesem wundersamen Spiel wie ein Frack zu Fußballschuhen. "Die Niederlage tut natürlich weh, weil wir drei Matchbälle vergeben haben", bekannte Magdeburgs Trainer Jens Härtel: "Wir hatten es geschafft, Leverkusen auf unser Niveau zu ziehen und eine große Chance zum Weiterkommen."

Es waren in der Tat drei Matchbälle, die Magdeburg - der einzige Europapokalsieger der DDR-Geschichte - vergeben hatte. In der 111. Minute hatte Niklas Brandt den Tabellenzehnten der Regionalliga Nordost mit einem fulminanten Weitschuss in den Winkel 2:1 in Führung gebracht. Jetzt glaubten wirklich alle Spieler daran, dass sie 14 Jahre nach dem Erfolg im DFB-Pokal gegen den FC Bayern einen weiteren Spitzenklub würden besiegen können. Die Namen von damals kann heute noch jeder Magdeburger Junge aufsagen, darunter der von Dirk Hannemann. Hannemann war damals der Spieler, der Oliver Kahn im Elfmeterschießen zum 4:2 bezwingen konnte.

Nicolas Hebisch hätte es ihm nun gleichtun können. Wieder war es zum Elfmeterschießen gekommen, weil Kyriakos Papadopoulos Leverkusen nach der Roten Karte für Son (78./Tätlichkeit) in Unterzahl per Kopfball (116.) zurück in die Partie brachte. Hebisch hätte sich in der Ahnengalerie des 1. FC Magdeburg verewigen können, mit einem einzigen Schuss - wenn er seinen Elfmeter beim Stand von 3:2 verwandelt hätte. Doch er scheiterte an der Hand von Leverkusens Torhüter Bernd Leno.

"Es ist einfach nur traurig und typisch für uns. Wie schon so oft in der Liga haben wir uns für unser Spiel nicht belohnt", bekannte Lars Fuchs, der Leno ebenfalls nicht überlisten konnte und schließlich die unglückliche Niederlage nach zwei Stunden und 44 Minuten amtlich machte. Leverkusens Torwart hatte zuvor schon den Schuss von Niklas Brandt gehalten, der, wie zuvor Hebisch, nur einen erfolgreichen Schuss von der Heldensaga entfernt gewesen war. "Es ist unfassbar, denn wir waren sogar die bessere Mannschaft", haderte Fuchs.

In der Tat war in dieser Partie nicht zu erkennen, welches der beiden Teams in der Champions League spielt und wer nur in der vierten Liga. Aber vermiesen lassen wollten sich die Leverkusener diesen Erfolg trotzdem nicht. "Wir müssen uns nicht schämen für diesen Sieg", sagte Sportdirektor Rudi Völler: "Wir sind nach der Roten Karte mit viel Herz weitergekommen. Man wünscht sich immer ein frühes Tor, aber diesmal hat es uns nicht gutgetan."

Am Ende konnte sogar der ein oder andere Magdeburger Spieler das gerade Erlebte trotz der Enttäuschung doch noch positiv einordnen. Silvio Bankert sagte: "Wir können auf unsere Leistung auch stolz sein."

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