Stadtgestaltung:Den Charme bewahren

Kommunen wie Freising stehen vor einer großen Herausforderung: Wie können sie ihr historisch gewachsenes Stadtbild erhalten und sich dennoch weiterentwickeln? Eine Diskussionsrunde im Asamtheater sucht nach Antworten

Von Regina Bluhme, Freising

Wer Freising besucht, schaut sich die denkmalgeschützte Altstadt an und ist begeistert. Schön und gut - aber wie kann eine Kommune ihre historische Bausubstanz bewahren und sich gleichzeitig weiter entwickeln? Darüber sprachen am Mittwoch etwa 150 Experten im Asamtheater. "Das denkmalgeschützte Ensemble: Strategien zum Erhalt" lautete die gemeinsame Veranstaltung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der Regierung von Oberbayern und der Stadt Freising. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle einig: Es klappt nur mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit und einer guten Vorbereitung.

Ein Ensemble ist laut Bayerischem Denkmalschutzgesetz "eine Mehrheit von baulichen Anlagen": Meist sind es Stadtplätze mit historischen Gebäuden, es können aber auch einzelne Straßenzüge, Grün- oder Wasserflächen sein. In Freising wiederum ist die gesamte Altstadt ein sogenanntes "denkmalgeschütztes Ensemble", Domberg mit eingeschlossen. Das führt immer wieder zu Schwierigkeiten, sei es bei der Genehmigung einer Solaranlage oder eines Neubaus wie aktuell an der Weizengasse.

Hubert Schmid von der Regierung von Oberbayern verwies auf "das historische Flair und den Charme" der Freisinger Altstadt mit ihren schönen Gassen, "man lebt gerne hier", davon ist Schmid überzeugt. Die Freisinger sollten sich bitte nur einmal vorstellen, sie lebten in Wanne-Eickel, "was zeigen Sie denn einem Besucher dort?", fragte er. Ganz allgemein sei ein Ensemble in seiner Einzigartigkeit identitätsstiftend, betonte Mathias Pfeil, der Generalkonservator des Landesamts für Denkmalpflege.

Wie können nun diese historischen Bauten der Gegenwart angepasst werden? Architekt Manfred Brennecke stellte klar: "Es gibt kein Schwarz und Weiß. Es muss ein Sowohl-als-auch geben". Nach Brenneckes Ansicht ist es "ganz wichtig, dass die Kommunen einen städtebaulich erfahrenen Architekten" an der Seite haben. "Die Investoren brauchen einen vernünftigen Ansprechpartner", fügte Schmid hinzu. Er plädierte für einen qualifizierten Kreis- und Stadtbaumeister.

Stadtgestaltung: Die Ziegelgasse, die 2004 umgestaltet worden ist, ist laut Stadtplaner Heiko Huppenberger ein Beispiel dafür, wie ein Runder Tisch arbeiten kann.

Die Ziegelgasse, die 2004 umgestaltet worden ist, ist laut Stadtplaner Heiko Huppenberger ein Beispiel dafür, wie ein Runder Tisch arbeiten kann.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nach Ansicht von Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher haben die Investoren inzwischen erkannt, "dass es durchaus ein Standortvorteil sein kann, wenn sie auf die Charakteristika der Innenstadt Rücksicht nehmen". Generalkonservator Pfeil verwies darauf, dass es gerade in Oberbayern einen besonders starken "Veränderungsdruck" gebe. Eine Aufnahme in die Denkmalliste heiße im Übrigen nicht, dass man überhaupt keine Anpassung vornehmen dürfe, erklärte der Generalkonservator. "Ensembleschutz ist nicht gleich Städtebau", so Pfeil. Das Landesamt für Denkmalpflege stehe den Städten und Gemeinden beratend zur Seite, "die Entscheidung fällt aber letztendlich die Untere Denkmalschutzbehörde und das ist die Kommune". Ganz wichtig sei ihm, "dass wir als Beamte des Staates rausgehen zu den Menschen, auch mal eine Stadtratssitzung besuchen, dass wir den Leuten unser Anliegen erklären und ins Gespräch kommen", so Pfeil.

Oberbürgermeister Eschenbacher verwies auf die breite Diskussion und das integrierte Planungskonzept zur Neugestaltung der Freisinger Innenstadt. Die Mühen der vielen Versammlungen hätten sich gelohnt. Es gebe jetzt einen einstimmigen Stadtratsbeschluss und es sei gelungen, alle wichtigen Multiplikatoren ins Boot zu holen.

Nach Ansicht von Hubert Schmid könnten sich Städte mit denkmalgeschützter Baukultur zu Arbeitsgemeinschaften zusammentun und sich zum Beispiel bei Gestaltungssatzungen beraten. "Es muss ja nicht jeder immer das Rad neu erfinden." Freising selbst hat seit 2001 keine Gestaltungssatzung mehr. Die Große Kreisstadt will es nun erst einmal mit einer sogenannten Gestaltungsfibel probieren, wie der OB auf SZ-Nachfrage erklärte. "Wir setzen erst mal auf einen freiwilligen Leitfaden und wollen nicht gleich mit der Restriktionskeule kommen". Später könne man immer noch entscheiden, ob eine Satzung nötig sei.

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