Energiekonzern:Vattenfall prüft Ausstieg aus Braunkohle

Braunkohleabbau in Brandenburg

Ein Braunkohlebagger im Vattenfall-Tagebau im brandenburgischen Jänschwalde.

(Foto: dpa)
  • Der Energiekonzern Vattenfall prüft den Verkauf seines Braunkohlegeschäfts in Deutschland
  • Ziel sei eine nachhaltige Senkung des Kohlendioxidausstoßes
  • Der Konzern beschäftigt in diesem Bereich hierzulande mehr als 8000 Mitarbeiter

Von Markus Balser, Berlin

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall bereitet den Abschied aus seinem deutschen Braunkohlegeschäft mit Tausenden Beschäftigten vor. Der Versorger werde in den kommenden Monaten Möglichkeiten für eine "nachhaltige und neue Eigentümerstruktur" prüfen, sagte der neue Vorstandschef Magnus Hall am Donnerstag. Der Konzern wolle seinen Kohlendioxidausstoß deutlich senken, für den die Braunkohle maßgeblich verantwortlich sei.

Der Staatskonzern beschäftigt in der Förderung und Verstromung von Braunkohle in Deutschland mehr als 8000 Mitarbeiter. Insgesamt hängen 20.000 bis 30.000 Jobs in Deutschland von den Geschäften des Konzerns ab. In Schweden wie in Deutschland wächst jedoch die Kritik an der besonders klimaschädlichen Form der Stromproduktion und der nötigen Umsiedlungen. Hall kündigte einen radikalen Schwenk des Staatskonzerns an: "Wir haben eine klare Strategie, unseren CO₂-Ausstoß zu verringern und unser Unternehmen so umzuwandeln, dass sich sein Portfolio auf erneuerbare Energien konzentriert." Die neue schwedische rot-grüne Regierung hatte zuletzt Druck auf den Staatskonzern ausgeübt, seine Ökostrom-Aktivitäten auszubauen.

Die Verkaufspläne nähren erneut Zweifel an der ökonomischen wie ökologischen Nachhaltigkeit des Geschäftsfeldes. Die in Berlin ansässige Vattenfall GmbH hatte zuletzt noch die Erweiterung von Braunkohletagebauen in Brandenburg und Sachsen beantragt und dafür auch die Unterstützung der Landesregierungen bekommen. Ohne die hätten Großkraftwerke des Konzerns ab 2025 keinen Brennstoff mehr. Ob sich leicht ein Käufer finden lässt, ist fraglich. Der schwedische Energieriese ist wegen sinkender Preise und geringer Nachfrage nach Strom in Schwierigkeiten geraten.

Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte die rasche Aufnahme von Gesprächen. "Die Braunkohleverstromung ist und bleibt nach dem Atomausstieg ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende in Deutschland", glaubt Woidke. Eine Zerschlagung zugunsten eines hohen Verkaufspreises dürfe es nicht geben, warnte Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IG BCE.

Mitten in der Energiewende setzt Deutschland auf einen der schmutzigsten Energieträger: die Braunkohle.

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