Unfall in Bad Tölz:Stier tötet Zwickerbäuerin

Unfall in Bad Tölz: Der Zwickerhof von Annelies Sappl war seit 450 Jahren in Familienbesitz.

Der Zwickerhof von Annelies Sappl war seit 450 Jahren in Familienbesitz.

(Foto: Manfred Neubauer)

Sie war eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Isarwinkel. Bundesweit machte sie mit ihrem zähen Kampf um ihren Bauernhof nördlich von Bad Tölz Schlagzeilen. Nun ist Annelies Sappl, besser bekannt als "Zwickerbäuerin", gestorben. Ein Stier hat sie im Stall tödlich verletzt.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Sie war eine der streitbarsten, aber auch bekanntesten Persönlichkeiten im Isarwinkel, und ihr jahrzehntelanger, zäher Kampf um ihren Bauernhof nördlich von Bad Tölz machte bundesweit Schlagzeilen. Jetzt ist Annelies Sappl, besser bekannt als "Zwickerbäuerin", auf tragische Weise ums Leben gekommen.

Der Polizei zufolge wurde die 70 Jahre alte Landwirtin des Hofes am Ratzenwinkl bereits am Dienstagnachmittag leblos im Stall ihres Hofes von ihrem Sohn gefunden. Auch ein herbeigerufener Notarzt konnte nicht mehr helfen, sondern nur noch den Tod feststellen. "Alles deutet darauf hin, dass die Frau von einem Stier angegriffen und dabei tödlich verletzt worden war", teilt die Polizei mit.

Beamte des Weilheimer Kriminaldauerdienstes (KDD) übernahmen noch am Abend des tödlichen Vorfalls die Untersuchungen. Weil es sich bei dem Opfer "um eine in der Region sehr bekannte Landwirtin" gehandelt habe, "die auch immer wieder in Konflikte verwickelt war", wollten die Kriminalbeamten jedoch zunächst die Ergebnisse der Obduktion abwarten, ehe sie die Nachricht vom Tod Annelies Sappls veröffentlichten. Man habe damit "keinen Raum für Spekulationen" lassen wollen, sagte ein Polizeisprecher.

Der Hof war seit 450 Jahren in Familienbesitz

Sappls Leben war gekennzeichnet vom Kampf um ihren Hof, der sich seit über 450 Jahren in Familienbesitz befindet. Die Misere für die Bäuerin begann 1977, als das Anwesen lichterloh brannte. Offensichtlich war Sappl nicht hinreichend versichert, worauf sich in den Jahren danach ein Schuldenberg auftürmte. Merkwürdigkeiten bei der Kreditvergabe nährten den Verdacht, Raiffeisenbank und Stadt könnten, um günstig an Bauland zu kommen, die Zwangsversteigerung des Hofes provozieren.

Das schilderte zumindest die Landwirtin so in einem selbstverfassten Buch mit dem Titel "Erde in meiner Hand - Geschichte eines rebellischen Lebens". Der Kredit von einer halben Million Mark, den Sappl 1977 bei der Bank für den Wiederaufbau ihres Hofes aufnahm, schwoll im Laufe der Jahre auf mehr als vier Millionen Mark an. Das zuvor niedrig verzinste Darlehen war offenbar gekündigt und zu wesentlich höheren Zinsen neu installiert worden. Undurchsichtig blieb die Rolle der Stadt, ein späterer Bürgermeister war zum Zeitpunkt der Kreditvergabe Chef der Bank.

Doch es gab noch anderen Streit. Auch bei einem Ankauf von Flächen durch die Stadt im Jahr 1989 fühlte sich Sappl über den Tisch gezogen, immer wieder gab es zudem Auseinandersetzungen mit Nachbarn. Doch vor allem galt ihr Kampf dem Schuldenberg und dessen vermeintlichen Verursachern. Vor zehn Jahren lagerte die Raiffeisenbank die Verbindlichkeiten der Bäuerin in Millionenhöhe in eine sogenannte Bad Bank aus, immer wieder stand Sappl kurz davor, ihren Familienbesitz zu verlieren. Zuletzt hatte im Dezember 2013 das Landgericht München die Zwangsvollstreckung für zulässig erklärt, abermals drohte die Versteigerung des Zwickerhofs.

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