Wetter:Und dann kam "Gonzalo"

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Auch die Burg Hohenstein im bayerischen Mittelfranken hat etwas von der goldenen Oktobersonne abbekommen. (Foto: dpa)

Warme Saharaluft, geschickt platzierte Hoch- und Tiefdruckgebiete: Der Oktober war - einem ehemaligen Hurrikan zum Trotz - einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Er hat dem Jahr 2014 sogar einen kleinen Rekord verschafft.

Von Christopher Schrader

Der Oktober 2014, den besonders viele Bayern als Geschenk und Wiedergutmachung für einen verregneten Hochsommer angesehen haben, ist mit durchschnittlich 11,9 Grad der drittwärmste in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 gewesen. Im letzten Moment - durch die hohen Temperaturen am 30. und 31. Oktober - verdrängte er den Oktober 1995 vom dritten Platz. Nur die zehnten Monate in den Jahren 2001 und 2006 waren beide noch wärmer; vor 13 Jahren waren es sogar 12,5 Grad im Durchschnitt.

Und was diese Bilanz, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) jetzt für den ablaufenden Monat veröffentlicht hat, für viele Bayern vollends zur erneuten Kränkung machen könnte: Ihr Bundesland war mit einer Durchschnittstemperatur von 10,9 Grad das kälteste und der Stadtstaat Hamburg war das wärmste: mit 13,1 Grad. Ganz fair ist dieser Vergleich aber nicht. Städte sind prinzipiell wärmer als Flächenländer, außerdem liegt Hamburg tiefer und näher am Meer, das im Herbst viel Wärme abgibt.

Kleines Hamburg trotzt dem Trend

Der Oktober war bombig gestartet. Die ersten beiden Dekaden standen im Wesentlichen unter dem Einfluss von warmer Saharaluft, die geschickt platzierte Hoch- und Tiefdruckgebiete aus Südwesten nach Deutschland schaufelten. Da sprachen die ersten Wetterbeobachter bereits von einem möglichen neuen Rekord. Doch diesen Altweibersommer beendete Gonzalo, ein ehemaliger Hurrikan aus der Karibik, der über dem Nordatlantik nach rechts Richtung Europa abgebogen war. "Begleitet von teils schweren Sturmböen, führte das Tief zu einem empfindlichen Temperaturrückgang sowie zu Dauerregen im Süden und ersten Schneefällen im Bergland", beschreibt der DWD die Entwicklung.

So kommt es dann, dass der alles in allem immer noch sehr warme Oktober sein durch die Statistik diktiertes Soll beim Sonnenschein unter- und bei den Niederschlägen überschritten hat, jeweils leicht. Es gab im Bundesdurchschnitt 64 statt 56 Millimeter Regen und 100 statt 108 Stunden Sonnenschein.

Während das kleine und warme Hamburg diesem Trend trotzen konnte und in allen drei Disziplinen der Wetterbilanz überdurchschnittliche Werte erzielte, war der Effekt mit der ausbleibenden Sonne und dem vielen Regen in Bayern besonders deutlich ausgeprägt. Es war über seine ganze Fläche gerechnet das zweit-niederschlagreichste Bundesland. Am meisten Regen fiel jedoch im kleinen Saarland, das trockenste Bundesland war Berlin. Den Spitzenplatz in Sachen Sonnenschein erreichte Sachsen, den letzten Rang in dieser Kategorie Hessen.

Der zehnte Monat führt das Jahr 2014 zum Wetterrekord

Etwas irreführend ist diese Bundesländer-Statistik aber oft in großen Ländern wie eben Bayern, weil es innerhalb der Grenzen große Unterschiede gibt. Dort gehörte zum Beispiel Garmisch-Partenkirchen direkt am Alpenrand mit rund 150 Sonnenstunden zu den sonnenreichsten Orten. In München kletterte das Thermometer unter Föhneinfluss am 9. Oktober auf 27 Grad, und am Wochenende 18./19. Oktober und kurz danach wurden noch einmal 25 Grad erreicht, bis Gonzalo anrückte. Die absoluten Spitzenwerte erreichten aber wie so oft Orte in Baden-Württemberg. Dort war es am 9. Oktober in Notzingen südlich von Esslingen 27,2 Grad warm. Und in Stuttgart sank die Temperatur in den ersten beiden Dekaden des Monats für 15 Nächte nicht unter 10 Grad.

Einen Rekord hat das Wetter in Deutschland mithilfe des Oktobers aber dennoch erreicht. In den ersten zehn Monaten des Jahres war es nach DWD-Angaben im Mittel 2,1 Grad wärmer als in der Referenzperiode. Einen solchen Überschuss hat es noch nie gegeben.

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