Nachlese zum Rostocker "Polizeiruf":Kinskis Wahnsinn in den Augen

Polizeiruf 110 Familiensache Rostock Andreas Schmidt

Mit seinen irren Augen erinnert Andreas Schmidt als Arne an Klaus Kinski.

(Foto: NDR)

Sie wollen mitreden über den "Polizeiruf 110"? Hier erfahren Sie, wie Kommissar Bukow mit seiner Rolle als gehörnter Ehemann umgeht und warum am Ende gar nichts gut ist. Die Nachlese zum Rostocker "Polizeiruf" - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Matthias Kohlmaier

Darum geht's:

Ein Mann verliert Job und Familie und flippt aus. Wenn ihn die Rostocker Ermittler um Kommissar Sascha Bukow nicht schnell genug finden, wird keines seiner Familienmitglieder überleben. Während ein klassisches Katz-und Maus-Spiel beginnt, nimmt auch die private Tragödie von Bukow Konturen an.

Lesen Sie hier die SZ-Rezension zum Polizeiruf:

Bezeichnender Dialog:

Bukow weiß nun, dass seine Frau Vivian ihn mit seinem Kollegen Volker Thiesler betrügt. Aufgeben will er die Beziehung dennoch nicht:

Bukow: Ich werde dir hier keine Moralpredigt halten wegen Samuel und Frederik (die gemeinsamen Söhne; Anm. d. Red.) und ich werde dir auch kein schlechtes Gewissen machen wegen Volker, obwohl das echt eine krasse Nummer ist. Aber gut, jeder parkt mal in der falschen Garage, oder? Ist doch so. (Bukow steht auf, will gehen, dreht sich aber nochmal um) Irgendwas fehlt dir hier, mit uns, mit mir. Aber das werden wir klären. Es kommt nicht infrage, dass Du gehst. (Bukow schreit jetzt) Du hast eine Verantwortung! Hast du mal an Samuel und Frederik gedacht? Willst Du es ihnen sagen?

Vivian: Doch eine Moralpredigt?

Bukow: Oh Mann, Vivian, ich liebe dich! Ich liebe dich! Und ich werde verfickt nochmal bis ans Ende der Welt darum kämpfen, dass Du bei mir bleiben willst.

Die beste Szene:

Der Sonntagabend im Ersten wird zwar immer brutaler, aber von den schmutzigen Taten wird der Zuschauer meist verschont. Aber in diesem Fall bleibt die Kamera drauf, als Arne Kreuz seine Ehefrau ersticht; ein wenig sieht es aus, als würde er sie in den Arm nehmen. Nur Sekunden später erscheint ein Bild aus glücklichen Tagen: Das Paar steht eng umschlungen, sie küssen einander. Aber davon ist, zurück in der Realität, nichts übrig, jetzt tötet er sie. Glück und Gewalttat stehen schrecklich dicht beisammen.

Die besten Zuschauerkommentare:

Top:

Jede (Fernseh-)Familientragödie braucht einen, der durchdreht. Im Polizeiruf mit dem passenden Titel "Familiensache" ist das Vater Arne, großartig gespielt von Andreas Schmidt. Dessen Augen sind in manchen Szenen so irre, man fühlt sich an Klaus Kinski erinnert. Aber, und das macht die Rolle so gelungen, er überspielt nicht, er schafft es auch mit winzigen Gesten und schierer Präsenz, dem Zuseher schweißnasse Hände zu bereiten.

Flop:

Bisher funktionierte es sehr gut, das Privatleben der Rostocker Polizeiruf-Ermittler in deren Fälle zu integrieren. Die Betrugsgeschichte zwischen Bukow, seiner untreuen Ehefrau und seinem nicht eben loyalen Kollegen Volker Thiesler hat sich über mehrere Episoden entwickelt und kommt in dieser zum vorläufigen Höhepunkt. Aber dass der gehörnte Ehemann seinen Nebenbuhler am Ende - vielleicht aus Versehen, vielleicht auch nicht - anschießt, ist ein Schleifchen zu viel an dem zuvor so sorgsam geschnürten Dreieckspäckchen.

Die Schlusspointe:

Der klassische öffentlich-rechtliche Sonntagabendkrimi, bei dem die Guten 90 Minuten lang den Bösen hinterherjagen und schließlich einen Fahndungserfolg bejubeln, ist tot. Zwar erwischen die Rostocker Ermittler in diesem Fall den Bösen, aber gut wird dadurch nichts. Schon gar nicht für Kommissar Bukow.

Die Erkenntnis:

Man schläft nicht mit der Frau eines Freundes. Wirklich nicht. Keine Ausnahmen.

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