Ost-Ukraine:Kämpfe vor umstrittener Wahl

  • Vor einer umstrittenen Wahl in von Separatisten kontrollierten Gebieten der Ostukraine ist es zu Kämpfen mit der Armee gekommen.
  • Laut UN-Angaben wurden in der Region in den vergangenen zehn Tagen mehr als 300 Menschen getötet, seit Beginn des Konflikts steigt die Anzahl der Todesopfer damit auf 4035.
  • Niederländische Helfer bergen an der Absturzstelle von MH 17 erneut Überreste von Opfern.
  • Die Separatisten weisen die Kritik an der geplanten Abstimmung zurück.

Kämpfe vor umstrittener Wahl

Kurz vor dem Urnengang in der Ostukraine sind dort nach Angaben des Militärs bei Gefechten sechs Soldaten des ukrainischen Militärs getötet worden. In den vergangenen 24 Stunden seien zudem zehn weitere Armeeangehörige verletzt worden, sagte ein Armeesprecher am Samstag. Ungeachtet der Waffenruhe von Anfang September schlugen in der Rebellenhochburg Donezk Granaten ein. Einem Zeugen zufolge waren zudem Schüsse und Artilleriefeuer zu hören. Ein Kommandeur der Separatisten sagte, am Flughafen werde weiter gekämpft. In diesem strategisch wichtigen Gebiet kam es zuletzt immer wieder zu Gefechten.

Gesamtopferzahl steigt auf 4035

In den vergangenen zehn Tagen seien mehr als 300 Menschen getötet worden, teilten die Vereinten Nationen am Freitagabend mit. Die UN erklärte, die Zahl der seit dem Beginn des Konflikts im April getöteten Menschen sei auf 4035 gestiegen. Eigentlich gilt seit Anfang September eine Waffenruhe zwischen der Armee und den Separatisten, die rund um die Städte Donezk und Lugansk sogenannte Volksrepubliken ausriefen.

Die von der UN genannte Opferzahl schließt jene 298 Menschen mit ein, die im Juli beim Absturz der Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine ums Leben kamen. Niederländische Helfer bargen unterdessen an der Absturzstelle erneut Überreste von Opfern. Die Leichenteile würden in Charkow von Experten untersucht und sollten später in die Niederlande ausgeflogen werden, teilte die Regierung in Den Haag mit.

Nach UN-Angaben wurden durch den Konflikt 930 000 Menschen aus ihren Wohnorten in den Regionen Donezk und Lugansk vertrieben. Fast 490 000 Flüchtlinge suchten demnach Schutz im Ausland, die meisten davon im benachbarten Russland.

Die Spannungen rund um Donezk und Luhansk steigen vor der Abstimmung am Sonntag, die die prorussischen Rebellen angesetzt haben. Sie wollen mit der Wahl in den sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk ihre Unabhängigkeit von der Ukraine demonstrieren, während die Regierung in Kiew das Vorgehen als illegal betrachtet. Sie will im Dezember Wahlen abhalten, mit denen der Region innerhalb der Ukraine eine größere Autonomie zugebilligt werden soll. Die USA und Deutschland haben das geplante Rebellen-Votum kritisiert, Russland will das Ergebnis dagegen anerkennen.

Die Wahlen seien "ein Hindernis für die Friedensverhandlungen und werden sich negativ auf die humanitäre Lage in den Konfliktgebieten auswirken", erklärte auch die UN. Zudem wurde die "einseitige" Entscheidung Russlands kritisiert, einen neuen Konvoi mit Hilfsmitteln in den Osten der Ukraine zu entsenden.

Separatisten weisen Kritik an Wahl zurück

Ungeachtet der internationalen Kritik haben die Separatisten letzte Vorbereitungen zur umstrittenen Wahl getroffen. Die Abstimmung erfolge "auf höchstem Niveau", sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko am Samstag in Donezk. Für die Abstimmung in den selbst ernannten "Volksrepubliken" Lugansk und Donezk sei "alles bereit".

Außenminister Frank-Walter Steinmeier rief Moskau auf, zu einer Lösung beizutragen. Russland müsse seine Möglichkeiten nutzen, um bei der Umsetzung der Friedensvereinbarungen zu helfen, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Das gilt an diesem Wochenende besonders beim Umgang mit den Abstimmungen, die von den Separatisten in der Ostukraine abgehalten werden sollen", sagte der SPD-Politiker.

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