Elf des Bundesliga-Spieltags:Calhanoglu lächelt den Zorn weg

Hakan Calhanoglu lässt sich von der Wut des Hamburger Publikums nicht brechen. Neven Subotic von Franck Ribéry dagegen schon. Und Jimmy Briand macht den Dieter-Hoeneß-Gedachtnisturban wieder salonfähig.

Die Elf des Spieltags

Franco di Santo

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Je tiefer eine Mannschaft in den Tabellenniederungen festhängt, desto weniger Wert wird auf Ästhetik gelegt. Siege müssen dann dreckig sein, "scheißegal wie", sagte Werder Bremens neuer Trainer Viktor Skripnik nach dem 2:1 in Mainz. Wie erfrischend deshalb, dass sich sein Stürmer Franco di Santo daran überhaupt nicht halten wollte. Sein Ausgleichstreffer per Elfmeter gelang erst im Nachschuss, sein Siegtor gehörte aber zu den schönsten Toren, die je im Abstiegskampf erzielt wurden: mit rechts gestoppt, auf den linken Fuß gelegt, wieder auf rechts, ansatzlos über den Mainzer Keeper Loris Karius gelupft. Das könnten wohl "nur Südamerikaner", erklärte Skripnik. In seinen Worten schwang echte Anerkennung. Der neue Werder-Coach wurde zwar in seiner aktiven Karriere "Beckham der Ukraine" genannt. Bei einem Treffer wie di Santos' hätte er sich aber womöglich beide Füße gebrochen. (ebc)

Hennes Weisweiler

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(Foto: Scheidemann/dpa)

Vor 44 Jahren hieß der Trainer von Borussia Mönchengladbach Hennes Weisweiler (im Bild ganz rechts). Die Fans liebten ihn, denn unter ihm blieb der Verein in der Saison 1970/1971 in den ersten 17 Pflichtspielen ungeschlagen. Nun hat Gladbach Lucien Favre zum Trainer, auch ihn schließen die Fans immer fester ins Herz. Denn Favre tat es Weisweiler gleich und blieb mit dem 3:1-Sieg gegen Hoffenheim im 17. Pflichtspiel der Saison ungeschlagen. Die 52 000 Zuschauer sangen ihm aus Dank nach Schlusspfiff ein Ständchen, Favre feierte seinen 57. Geburtstag. Damit die Fans ihn jedoch noch lieber als Weisweiler haben, reicht es nicht, das 18. Saisonspiel ungeschlagen zu absolvieren. Weisweiler holte die Meisterschale. (sonn)

Hakan Calhanoglu

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es dürfte einer der schwersten Arbeitstage im Leben von Hakan Calhanoglu gewesen sein. Seinen Abschied in Richtung Leverkusen hatten nur die wenigsten HSV-Anhänger verwunden, es schien, als waren viele Fans nur gekommen, um Calhanoglu kräftig auszupfeifen. Weit über die Grenzen des Erträglichen hinaus wurde der Offensivspieler geschmäht, von den härtesten HSV-Fans, aber auch von normalen Dauerkartenbesitzern. Calhanoglu blieb cool, machte ein gutes Spiel. Einmal, bei einem Freistoß für Leverkusen direkt vor dem Hamburger Fan-Block, lächelte der türkische Nationalspieler den Fratzen seiner ehemaligen Freunde sogar offensiv ins Gesicht. Da flogen Gegenstände auf den Platz. Ist wohl schwer auszuhalten, jemanden nicht brechen zu können. (rtw/ebc)

Robert Lewandowski

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(Foto: dpa)

Es gibt zahllose Ausprägungen von Jubelposen im Sport. Vor allem die Fußballer überbieten sich dabei gegenseitig an Einfallsreichtum. Bayern-Profi Robert Lewandowski wählte am Samstagabend bei seinem Tor zum 1:1 gegen seinen ehemaligen Klub Borussia Dortmund den andächtigen Blick nach oben, verstärkt mit den zum Himmel ausgestreckten Zeigefingern. Mehr nicht. Er verzichtete bewusst auf den üblichen Klamauk. So verharrte er einen Moment lang, Lewandowski war ganz bei sich und seinem vor zehn Jahren verstorbenen Vater Krzysztof. "Das Tor war für meinen Papa, der guckt von oben zu", sagte der Bayern-Profi zu seiner bewegenden Botschaft. (schma)

Franck Ribéry

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(Foto: AFP)

Es ist nicht überliefert, ob Pep Guardiola die Maxime einiger bayerischer Landespolitiker vernommen hat, die gerne preisgeben, dass sie dem Volke aufs Maul schauen, ihm aber nicht nach dem Mund reden. "Ich habe Respekt vor den Zuschauern. Wenn sie was sagen, muss ich das auch tun", sagt Bayerns-Trainer über die wohl spielentscheidende Episode gegen Dortmund. Die Besucher in der Münchner Arena wollten Franck Ribéry endlich auf dem Rasen sehen und nicht länger beim Warmmachen, Guardiola erhörte Volkes Stimme. München lag 0:1 gegen Dortmund zurück, der Franzose kam rein und zwei Minuten später fiel durch Robert Lewandowksi der Ausgleich, weil Neven Subotic nach einem Pass von Ribéry den Polen beim Abwehrversuch nur anzuschießen vermochte. Und auch beim Siegtreffer war der sagenhafte Tempodribbler, wieder schneller als Dortmunds Abwehrspieler, der wusste sich im Strafraum nur noch mit einem Foul zu helfen. Elfmeter, Robben verwandelte - und Guardiola und Ribéry jubelten. (schma)

Neven Subotic

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(Foto: REUTERS)

Als er vor der zweiten Hälfte den Rasen betrat, lächelte Neven Subotic wie ein Vater bei der Geburt seines ersten Kindes. Als er ihn nach 45 Minuten wieder verließ, starrte der Dortmunder Innenverteidiger schwermütig ins Nirgendwo. Dazwischen lag das, was Fußballer als Albtraum empfinden. Sie kommen bei einer Führung ihrer Mannschaft ins Spiel und leiten mit spielentscheidenden Fehlern die Niederlage ein. Es spricht für die Größe des bisweilen hüftsteifen Serben, dass er alle Schuld auf sich nahm. "Die Niederlage ist zum großen Teil auf meine Fehler zurückzuführen", gab Subotic später zu. Es war auch unfair, dass ihm Guardiola Franck Ribéry genau in den Bewegungsradius schickte, wie einen lästigen Terrier, es war das berühmte Angreifer-Verteidiger-Spielchen mal anders herum. (schma)

Alexander Madlung

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(Foto: dpa)

Was wäre eigentlich gewesen, hätte Alexander Madlung den Ball nicht ins eigene Tor, sondern ins Aus gelenkt? Seine Frankfurter hätten sich über einen Punkt gefreut, den sie nie und nimmer verdient gehabt hätten. Ja, sie wären mit einem kleinen Erfolgserlebnis aus Hannover zurückgekehrt. Insofern hat Madlung zumindest für fußballerische Gerechtigkeit gesorgt. In der 88. Minute hatte er mit seinem Oberschenkeltreffer spät den verdienten Hannoveraner Sieg besiegelt. Und die Hessen wissen nun immerhin, wo sie stehen, wo es in dieser Saison hingehen könnte: nach ganz unten. "Wir kriegen vorne nichts gebacken. Unser Offensivspiel findet quasi nicht statt. Uns fehlt eine Strategie", erklärte Teamkollege Marco Russ. Alexander Madlung hat dazu beigetragen, dass alle im Verein diese Wahrheit erkennen. (ebc)

Jimmy Briand

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(Foto: dpa)

Die Partie Hannover gegen Frankfurt hatte in Sachen fußballerischer Qualität keinerlei Begeisterungsstürme verdient. Nur in einer Aktion wurde es richtig laut in der Arena, das allerdings vollkommen zurecht: Hannovers Stürmer Jimmy Briand war nach einem Zusammenprall am Frankfurter Fünfmeterraum blutüberströmt liegengeblieben. Wer allerdings dachte, der Franzose würde sich umgehend auswechseln lassen, sah sich getäuscht: Briand brauchte ein Weilchen, kam dann jedoch mit einem blutgetränkten Dieter-Hoeneß-Gedachtnisturban zurück auf den Platz. Das Publikum brüllte. Mit sieben Stichen wurde Briand anschließend im Krankenhaus genäht. So erspielt man sich viele Punkte in der Publikumsgunst.

Vladimir Darida

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(Foto: dpa)

In der 51. Minute legte sich Vladimir Darida vom SC Freiburg den Ball zurecht. Er atmete durch, visierte den gegnerischen Torwart, rannte an - und bugsierte den Ball ins rechte untere Toreck. Das saß, das reichte. Der Elfmeter von Darida entschied am Sonntagabend die Bundesliga-Partie gegen den 1. FC Köln. Nach Schlusspfiff lagen sich die Freiburger in den Armen - am zehnten Spieltag war ihnen endlich der erste Saisonsieg gelungen. Dass der kleine Klub aus dem Breisgau auch in der Spielzeit 2014/2015 Probleme haben würde, das hatten sie alle geahnt. Dass sie am 10. Spieltag jedoch vor dem BVB in der Tabelle stehen, darauf hätte keiner gesetzt. (sonn)

Alban Meha

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Alban Meha (links) passte zu Elias Kachunga, der gab ihm den Ball zurück - da zog der 28-Jährige vom SC Paderborn ab. Aus 17 Metern feuerte er den Ball ins rechte Toreck. Es war ein herrlicher Treffer, es war sein erster in der Bundesliga. Doch für Meha kein ungewöhnlicher. Neun Tore von außerhalb des Strafraums waren dem Mittelfeldspieler bereits in der vergangenen Saison in der Zweiten Liga gelungen. Nun sind auch die Bundesliga-Torhüter gewarnt, sollte sich Meha mal wieder den Ball zurechtlegen. Auch wenn er nur aus der Ferne zu erkennen ist. (sonn)

Armin Veh

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(Foto: dpa)

Verliert ein Trainer eine Partie, ist er in der anschließenden Pressekonferenz nicht allzu gut gelaunt. Er sucht nach Gründen und Ausreden für die Niederlage. Nicht so Armin Veh. Der Trainer vom VfB Stuttgart freute sich am Samstagnachmittag mit seinem Kollegen Dieter Hecking aus Wolfsburg über dessen Erfolg, vier Tore hatte dieser seinem Team eingebrockt. An den gegnerischen Trainer gerichtet, flötete Veh: "Ich wünsche dir, dass du oben in der Tabelle dabei bleibst - du hast schließlich jahrelang unten rumgekrebst." Dass Armin Veh mit einem Verein die Tabellenspitze gesehen hat, ist allerdings mittlerweile auch schon eine Weile her. (sonn)

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