0:2 im Fed-Cup-Finale:Petkovic genervt, Kerber verwirrt

Czech Republic v Germany - Fed Cup Final Day 1

Anweisungen, die nichts helfen: Teamchefin Barbara Rittner, r., spricht mit Angelique Kerber.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zwei Pleiten zum Auftakt: Während die Tschechinnen im "Genussmodus" spielen, haben die deutschen Tennis-Frauen im Fed-Cup-Finale weder ihre Nerven im Griff noch finden sie ihre Form. Für Tag zwei kommt Sabine Lisicki ins Spiel.

Von Saskia Aleythe, Prag

Schönheit ist eine Sache der Perspektive, das gilt auch auf dem Tennisplatz. Aus der Perspektive von Angelique Kerber sah das wunderbar aus: Sie schickte einen kräftigen Schlag Richtung Netz, Lucie Safarova stand weit entfernt, vielleicht zu weit, also schrie Kerber schon mal laut ein "Komm schon!" heraus, es war Motivation und Jubel zugleich - doch leider zu früh und damit verboten. Weil der Ballwechsel noch lief, wurde Kerber bestraft. Es war ausgerechnet ein Satzball für die Tschechin. Diese hatte den Ball ohnehin noch erwischt.

Schlechtes Timing und Nervosität waren ein Problem an diesem Tag, ausgerechnet im Fed-Cup Finale in Prag erwischte Kerber keinen guten Tag. In zwei Sätzen (4:6, 4:6) unterlag sie Safarova. Zuvor hatte Andrea Petkovic im Duell mit Petra Kvitova ein chancenloses 2:6, 4:6 kassiert - der Glaube an den ersten deutschen Fed-Cup-Triumph seit 22 Jahren wird nun hart auf die Probe gestellt.

"Wir sind alle enttäuscht, der worst case ist eingetreten", analysierte Teamchefin Barbara Rittner entsprechend betrübt. "Die Tschechinnen waren von Anfang an im Genussmodus", erklärte sie, "sie haben beide ihr bestes Tennis gespielt und die Atmosphäre genossen, das war bei uns leider nicht so."

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"Die hätte jeden von uns abgeschossen"

Jubel, Schreie und Getöse - die Lautstärke in der Halle war für die Deutschen ungewohnt. Tennis ist in der Regel ein leiser Sport, doch die mehr als 10 000 Fans in der Halle waren für derlei Regularien zu euphorisch. "Es ist härter, unter den Umständen konzentriert zu bleiben", meinte Kerber, wollte es aber nicht als Erklärung für ihr Scheitern nutzen. "Wir haben uns darauf ja auch vorbereitet."

Und doch war es etwas, dass die Deutschen nicht gerade zu mehr Selbstsicherheit verhalf. Andrea Petkovic etwa diskutierte deswegen sogar mit der Schiedsrichterin. "Es wurde ein paar Mal "Aus" gerufen während des Ballwechsels, das hat mich genervt", erklärte sie.

Petkovic war ja durchaus positiv in diese Partie gegen Kvitova, die Nummer vier der Welt, gegangen. Doch ihre Gemütslage änderte sich schnell. Nach 35 Minuten flog erstmals der Schläger auf den Court, Petkovic konnte einfach nichts ausrichten gegen die starken Aufschläge und Returns ihrer Gegnerin. Frustriert sei sie gewesen während des Spiels, gab Pektovic zu, "man fühlt sich unheimlich hilflos, wenn Kvitova so gut spielt." Wobei sie der Ansicht war, dass sie selbst nicht schlecht gespielt habe, die Tschechin hätte halt "heute jeden von uns abgeschossen".

Dass der Hallenboden eigentlich irregulär ist, war am Samstag nur eine Randnotiz. Zu schnell ist er, das haben Messungen ergeben, der Weltverband ITF kündigte bereits eine Strafe für die Gastgeber an. Zu Gute kommt der Belag vor allem Spielerinnen mit kräftigem Aufschlag - also etwa Kvitova. "Aber wir haben hier auch eine Woche lang trainiert, das ist für uns kein Problem", meinte Kerber. Ausreden zu finden für die zwei Niederlagen am ersten Tag wäre einfach gewesen. Die Deutschen verzichteten darauf.

Lisicki im Einzel?

"Es ist noch nichts verloren", sagte Kerber mit Blick auf den nächsten Tag tapfer, das klang eher rational als kämpferisch, "wir werden versuchen, unsere letzten Chancen zu nutzen". Sie selbst ist für die erste Partie gegen Kvitova vorgesehen und entscheidet damit, wie lange der Traum von der Aufholjagd andauern wird.

Und plötzlich taucht da der Name Sabine Lisicki wieder auf, die nun auch für das Einzel in Frage kommen könnte. "Wir wissen, dass Sabine Lucie Safarova zuletzt geschlagen hat und dass sie eine unglaubliche Waffe ist auf dem Belag mit ihrem Aufschlag", sagte Petkovic und gab damit selbst beste Argumente, ausgetauscht zu werden. "Ich bin natürlich etwas müde", sagte sie sogar, schob aber schnell hinterher: "Ich hab aber auch nicht schlecht gespielt heute." Barbara Rittner hielt sich alle Optionen offen, kommentieren wollte sie einen Wechsel der Spielerinnen noch nicht. Auf sie wartete eine lange Nacht.

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