Jugendpfarrer Lothar König:Glutbürger gegen Rechtsextremismus

Lothar König

Pfarrer, Glutbürger und zäher Kämpfer gegen Rechtsextremismus: Lothar König

(Foto: dpa)

Bei einer Demo in Dresden soll er zur Gewalt gegen die Polizei aufgerufen haben: Das Verfahren gegen Lothar König wurde nun gegen Zahlung von 3000 Euro eingestellt. Auch in Zukunft will Jenas Jugendpfarrer mit seinem "Lauti" auf Demos fahren.

Von Cornelius Pollmer

Zu den Refugien des Pfarrers Lothar König gehören zwei Einrichtungen im thüringischen Jena, es sind dies die Junge Gemeinde Stadtmitte und das Restaurant "Hercules". Beim Griechen sammelt König immer wieder seine Kräfte, mal bei einer Flasche Katogi Averoff, gelegentlich auch bei einer weiteren.

Und als der Stadtjugendpfarrer im März 2013 beim Wein einmal die Zeit vergessen hatte, konsultierte er hernach seine Tochter, die linke Landtagsabgeordnete Katharina: "Sag mal, habe ich am Freitag gesoffen?" Da war die Unruhe längst in Lothar König gekrochen, sein Prozess am Amtsgericht Dresden stand kurz bevor. Zur Verhandlung stand ein angeblich "besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs", König wurde vorgeworfen, bei einer Demo zum Jahrestag der Zerstörung Dresdens im Februar 2011 aufgewiegelt und zur Gewalt gegen Polizeibeamte aufgerufen zu haben.

Kein Freispruch, aber Grund zur Freude

Das Verfahren entwickelte sich bald zu einer Groteske, verantwortlich hierfür zeichnete vor allem die Dresdner Staatsanwaltschaft, die mehrfach durch sagenhafte Nachlässigkeiten auffiel. Königs Anwalt Johannes Eisenberg nutzte diese lust- und kunstvoll, immer wieder arbeitete er die Pannen mit aller menschenmöglichen Empörung heraus.

Das Verfahren wurde nun gegen Zahlung einer Geldauflage von 3000 Euro eingestellt. König hat damit zwar keinen Freispruch erhalten, aber dennoch allen Grund, einen Katogi Averoff zu lüften. Das Verfahren hatte den Pfarrer seelisch enorm belastet, zudem war die Finanzierung Eisenbergs ein Kraftakt, der nur mithilfe einer Soligruppe der Jungen Gemeinde (JG) zu leisten gewesen war. Dieser JG kann sich Lothar König, 60, nun wieder mit mehr Aufmerksamkeit widmen, und man darf sich darauf verlassen, dass dies auch weiterhin nicht mit dem Anbieten von Töpferkursen geschehen wird.

Es folgte die Einstufung als "feindlich-negatives Element"

Schon in Jugendtagen fiel König durch Widerstand in vielen Farben auf. Er wurde wegen politischer Verfehlungen nicht zum Abitur zugelassen, es folgte die Einstufung als "feindlich-negatives Element". Ende 1989 machte er die JG zum "ersten Ort, an dem die Langhaarigen sich treffen konnten", und zur Zentrale für den Kampf gegen Rechtsextremismus.

Das extra angeschaffte gusseiserne Tor hielt dabei nicht allen Angreifern stand, eine Narbe neben Königs rechtem Auge erinnert an das Jahr 2007, als der evangelische Pfarrer Bekanntschaft mit einem Schlagring machte.

Königs eigene Methoden sind freilich moderater, zuweilen aber streitbar - seit 1989 liefen allein im Zusammenhang mit Demonstrationen 12 Verfahren gegen ihn. Trotzdem wird er in Zukunft mit seinem "Lauti", einem Lautsprecherwagen, weiter zu allen möglichen Demos fahren.

König bleibt ein oft wütender Glutbürger - seine Selbstgedrehten machen fast immer das, was er auch mit seinem Widerstand beabsichtigt. In den Worten Christa Wolfs erklärte Lothar König einst, der Eiseskälte dieser Welt "unsre kleine Wärme" entgegensetzen zu wollen.

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