Starbucks-Chef Howard Schultz:Wir sind Helden

VA Secretary Robert McDonald Addresses Forum On War Veterans

Starbucks-Chef Howard Schultz hat 30 Millionen Dollar für die Trauma-Forschung im Dienst der Kriegsveteranen gegeben.

(Foto: AFP)

Er hatte Glück, musste nicht nach Vietnam und wurde stattdessen mit Kaffee reich: Von Ehre und Pflicht hält Starbucks-Chef Howard Schultz trotzdem Einiges - und glaubt, dass Unternehmer von Kriegs-Veteranen lernen können.

Von Matthias Kolb, Washington

Howard Schultz hat in seinem Leben oft Glück gehabt. Er erkannte als Erster, dass Amerika auf nichts sehnlicher gewartet hatte, als aus großen Pappbechern Kaffee zu trinken, der mit diversen Geschmacksrichtungen versetzt ist. Und weil sich meist auch im Rest der Welt durchsetzt, was in den USA populär ist, wurde der 61-Jährige dank Starbucks zum Milliardär.

Schon als Jugendlicher hatte Schultz viel Glück. "Ich saß mit meiner Mutter vor dem Fernseher. Da hieß es: Wer eine Einberufungsnummer zwischen 1 und 125 hat, muss nach Vietnam." Auf Schultz' Zettel stand 332, er hatte bei seiner Musterung eines der richtigen Lose gezogen, und so ging es für ihn an die Uni zum Marketing-Studium - und nicht in den Krieg.

Bis 2011 habe er keinen Soldaten in Uniform gekannt, erinnert sich Schultz. Damals hielt er an der Militärakademie West Point eine Rede über Führungsstärke und merkte anschließend, dass die Offiziersanwärter viel mehr über "leadership" wussten als er. Seither kämpft Schultz dafür, dass sein Land den Veteranen mehr Respekt zollt. Höhepunkt der Kampagne ist das "Konzert für Heldenmut" auf der National Mall in Washington, bei dem in der Nacht auf Mittwoch Rihanna, Bruce Springsteen, Eminem, Carrie Underwood oder Metallica aufgetreten sind. Das kostenlose Konzert wurde live übertragen; auch die Oscar-Gewinner Meryl Streep, Tom Hanks und Steven Spielberg sowie Moderatorin Oprah Winfrey waren dabei.

30 Millionen Dollat für Trauma-Forschung

"Unsere Regierung ist sehr gut darin, Soldaten in den Krieg zu schicken. Aber sie versagt regelmäßig dabei, sie nach Hause zu holen und zu versorgen", klagt Schultz. Die zuständige Behörde schätzt, dass bis zu 20 Prozent der 2,4 Millionen US-Soldaten, die nach den 9/11-Anschlägen im Irak und in Afghanistan kämpften, traumatisiert sind. Über seine Familienstiftung hat Schultz 30 Millionen Dollar in wissenschaftliche Projekte gesteckt, die die Folgen von Gehirntraumata und posttraumatischem Stress lindern sollen.

Trotzdem plädiert er vehement dafür, die Veteranen nicht zu bemitleiden, sondern deren Fähigkeiten für die US-Wirtschaft zu nutzen. Seit Amerika 1973 die Wehrpflicht abgeschafft hat, hätten immer weniger Bürger Kontakt zu Soldaten und deren Alltag. Egal ob als Nachbarn oder Kollegen - die ehemaligen Soldaten sollen sichtbarer werden, wünscht sich Schultz. Starbucks hat zugesagt, 10 000 von ihnen beziehungsweise ihren Partnern einen Job zu geben - ähnliche Versprechen haben Walmart, UPS und Amazon abgelegt. Im Gegensatz zu diesen Firmen gilt Starbucks als guter Arbeitgeber: Die Angestellten sind krankenversichert und erhalten mehr als den Mindestlohn.

"Washington hat das Land im Stich gelassen"

Passend zum Konzert am alljährlichen "Veterans' Day" hat Schultz mit dem Kriegsreporter Rajiv Chandrasekaran ein Buch namens "Aus Liebe zu unserem Land" geschrieben, das in den Filialen seines Kaffee-Imperiums verkauft wird. Darin zeichnen sie die Lebensgeschichten von Veteranen nach. Sie seien verantwortungsbewusst, zu Opfern bereit und pragmatisch - und damit das genaue Gegenteil zu den heutigen Politikern. "Washington hat das Land im Stich gelassen", klagt Schultz. "Die schlechte Stimmung rührt daher, dass die Menschen ihren Politikern seit zehn Jahren nicht mehr vertrauen", argumentiert er. Begriffe wie Ehre und Pflicht, die für Soldaten wichtig seien, hätte für die Volksvertreter keine Bedeutung mehr.

Der Starbucks-Chef appelliert auch an seinesgleichen. Die Unternehmen dürften nicht nur auf den Aktienkurs schielen, sondern müssten in ihrer Heimat investieren und dafür sorgen, dass gerade in den ländlichen Gebieten wieder produziert werde. Nur so könne es mit den USA wieder bergauf gehen.

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