Verteidigungsminister im SZ-Interview:Estland fordert Politik der Stärke gegenüber Russland

"Angriff auf Estland ein Angriff auf das Bündnis": Der estnische Verteidigungsminister Sven Mikser hält Zurückhaltung gegenüber Russlands Präsident Putin für falsch. Die Nato müsse stärker auf Abschreckung setzen, sagt er - und bringt dafür auch die Bundeswehr ins Spiel.

Interview von Daniel Brössler, Berlin

Der estnische Verteidigungsminister Sven Mikser hat von der Nato eine Politik der Stärke gegenüber Russland gefordert. "Ich verstehe den Wunsch, um jeden Preis den Frieden zu bewahren. Nato-Staaten wollen keinen Krieg. Wenn man es mit einem Regime wie dem Putins zu tun hat, ist Schwäche aber sehr viel provozierender als Stärke", sagt er der Süddeutschen Zeitung.

Mikser begrüßte die Entscheidung der Nato, in den baltischen Staaten rotierend Präsenz zu zeigen, wenngleich diese überschaubar bleiben soll. "Jede alliierte Präsenz auf unserem Boden entfaltet eine Abschreckungswirkung, die über Zahlen hinausgeht", sagte er. Die Russen müssten wissen, "dass ein Angriff auf Estland ein Angriff auf das Bündnis ist". Während des Kalten Krieges habe derartige Abschreckung auch dazu beigetragen, West-Berlin zu schützen. "Als Teil dieser Abschreckungsbemühungen wäre uns die Bundeswehr sehr willkommen", betonte er.

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin warf Mikser "neoimperialistische Ambitionen" vor. "Er will in die Geschichte eingehen als ein Anführer, der Territorium zurückgewonnen hat. Er will ein russisches Imperium des 21. Jahrhunderts. Die Ukraine ist ein unverzichtbarer Teil davon, möglicherweise gehören auch andere Nachbarländer dazu", sagte Mikser, der Vorsitzender der estnischen Sozialdemokraten ist.

Den Vorwurf einer westlichen Mitschuld an der Eskalation in der Ukraine wies Mikser zurück. "Ich glaube nicht, dass wir uns für Völkerrechtsverletzungen verantwortlich machen sollten, die Putin begangen hat", sagte er.

Das komplette Interview lesen Sie in der Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung in Print oder in der digitalen Ausgabe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: