Elternfragen:Was tun bei frechen Freunden?

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Wie sollen Eltern reagieren, wenn der Sohn einen Freund hat, von dem er sich Schimpfwörter und schlechte Manieren abschaut? (Foto: g-mikee / photocase.com)

Zum Mittagessen Chips mit Ketchup, den ganzen Tag fernsehen und erst um Mitternacht ins Bett: Wie sollten Eltern reagieren, wenn ihr Kind einen Freund hat, von dem es sich Schimpfwörter und schlechte Manieren abschaut? Drei Experten antworten.

Ein Leser fragt:

Unser Sohn (7) ist mit einem Jungen befreundet, bei dem zu Hause den ganzen Tag der Fernseher läuft, es zu Mittag Chips mit Ketchup gibt und die Kinder gegen Mitternacht ins Bett gehen. Mein Sohn sagt dauernd "Alter" und "fuck it", seit sich die Jungs öfter treffen. Er bewundert seinen neuen Freund sehr. Darf ich mich einmischen? Susanne W., 32, Augsburg

Drei Experten antworten

Kirsten Boie: Mischen Sie sich ein!

Natürlich dürfen Sie sich einmischen! Dazu sind Eltern durchaus auch da. Toll wäre, wenn die Jungs sich öfter mal bei Ihnen träfen, nach den Spielregeln Ihrer Familie. Vielleicht würde der Freund dann nicht nur erleben, was es bei Ihnen alles nicht gibt (keine geilen Filme, keine Pommes), sondern auch, was es gibt. Und für Ihren Sohn wäre dann wieder sein (sonst eher uncooles) Zuhause aufgewertet. Aber selbst wenn das keine Option sein sollte: In jedem Fall können Sie Ihrem Sohn sagen, dass Sie bestimmte Ausdrücke einfach nicht hören wollen, und auch, warum. Grundsätzlich: Egal, wie sich all dies weiter entwickeln wird: Bei einem Siebenjährigen würde ich mir noch keine ernsthaften Sorgen machen. Für ihn ist die Familie noch immer die wichtigste prägende Instanz. Bei einem Dreizehnjährigen wäre das dann schon ein bisschen anders. Ihr Sohn probiert jetzt eine Sprache aus, die er cool findet, er wird aber an den Reaktionen der Welt schnell merken, wo sie angebracht ist und wo nicht. Mischen Sie sich ein - aber bleiben sie gelassen.

Jesper Juul: Vermeiden Sie Kritik!

Ich finde nicht, dass Sie sich einmischen sollten. Ich glaube aber durchaus, dass Ihr Sohn eine klare Ansage verträgt: "Ich bin sehr froh, dass du einen guten Freund gefunden hast. Wir brauchen alle gute Freunde. Ich möchte dir trotzdem sagen, dass ich mit der Art, wie seine Familie lebt und wie er sich anderen gegenüber ausdrückt, nicht einverstanden bin und dass ich das hier so nicht haben möchte." Sie wählen natürlich Ihre eigenen Worte. Und achten Sie darauf, Kritik zu vermeiden. Die folgenden Wochen, Monate, ja vielleicht sogar Jahre werden Sie die einmalige Chance bekommen, ihn genauer kennenzulernen. Keine Angst: Ihr Sohn wird nie wie sein Freund werden, selbst wenn er sich vielleicht ab und an so verhalten wird wie er. Für Kinder, genauso wie für Erwachsene, ist es wichtig, gute und schlechte Vorbilder zu haben und auf lange Sicht lernen wir wahrscheinlich sogar mehr von den schlechten. Entspannen Sie sich - und vertrauen Sie Ihrem Sohn, dass er die meisten Dinge aus sich selbst heraus lernen wird.

Katia Saalfrank: Bleiben Sie in Kontakt mit ihrem Sohn!

Was meinen Sie mit "einmischen"? Meinen Sie, dass Sie mit den Eltern des Jungen aus dem Nachbarhaus sprechen und dort "eingreifen" wollen oder meinen Sie, dass Sie gerne mit Ihrem Sohn sprechen und ihm den, in Ihren Augen "schlechten Umgang" verbieten wollen? Vorerst wäre es wichtig, dass Sie in gutem Kontakt mit Ihrem Sohn bleiben und im vertrauensvollen Austausch. Dann können Sie sich auch zu dem positionieren, was Ihr Sohn erzählt. Dass die Kinder Chips mit Ketchup essen, den ganzen Tag Fernsehen schauen und erst nachts ins Bett gehen, hat Ihnen vermutlich Ihr Sohn erzählt? Gut, dass er zu Ihnen Vertrauen hat und seine Eindrücke mit Ihnen teilt. Sagen Sie, was Sie fühlen und denken, und tauschen Sie sich aus. Er will von Ihnen Meinungen, Ansichten und Gefühle hören. Sie können auch mit ihm besprechen, was Sie von seinen Aussagen halten und warum Sie zu Hause anders miteinander umgehen. Auch wenn Ihr Sohn nicht sagen wird: Danke Mama, dass du mir das alles sagst! Ihr Sohn wird sehr klar spüren, dass es bei Ihnen zu Hause anders ist.

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

© SZ vom 15.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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