Ein Haus, das twittert:"Tom Coates hat das Haus verlassen"

Wenn Tom Coates wissen will, ob Einbrecher in seinem Haus sind, schaut er bei Twitter nach. Er hat die Geräte daheim so programmiert, dass sie wichtige Informationen direkt ins Netz zwitschern. Sein Körpergewicht gehört mittlerweile nicht mehr dazu.

Von Hakan Tanriverdi

Wenn Tom Coates in eine Bar geht, wird sein Haus eifersüchtig und fängt an zu twittern. "Es sieht so aus, als ob Tom nicht zu Hause ist", heißt es dann und das Haus geht noch einen Schritt weiter und gibt an, wo er sich gerade befindet. Betritt er sein Haus wieder, wird auch das kommentiert: "Willkommen zu Hause, Tom!"

Das Haus von Tom Coates ist mitteilungsbedürftig und er selbst ist ein Fan davon. "Für mich ergibt das alles Sinn", sagt er. Die Tweets werden zwar automatisiert verschickt, aber Coates hat das alles so eingestellt. Er will zum Beispiel, dass sein Haus die Temperatur in den Räumen mitteilt, ob es draußen dunkel ist, ob fremde Menschen im Haus sind und ob er sich gerade wiegt. Wen soll das denn interessieren, könnte man sich fragen. Es sind immerhin knapp 1400 Menschen

"Unfassbar beruhigend"

Wenn er nicht im Haus sei, könne vieles passieren, sagt Coates. Das Haus könne abbrennen, unter Wasser stehen oder Diebe könnten sich darin befinden. Wenn Tom also seine Twitter-App öffnet und nachschaut, was sein Haus gerade so mitteilt, weiß er vor allem eins: Alles ist soweit in Ordnung. "Das ist unfassbar beruhigend und schön", sagt Coates.

Die House-of-Coates-Tweets selbst werden über den Dienst "If this then that" koordiniert, der auf der Basis von Aktion-Reaktion funktioniert. Wenn Coates etwa auf seine Waage steigt, die mit seinem Netzwerk verbunden ist, wird daraus ein Tweet. Erkennt die Kamera von Coates, dass sich im Haus etwas bewegt, wird auch daraus ein Tweet. Er könne dann die Kamera einschalten und nachschauen, was los ist.

Passiert sei das tatsächlich einmal. Allerdings waren damals Freunde zu Besuch. Die Kamera habe ihn benachrichtigt: "Sie hat auch ein integriertes Mikrofon," sagt Coates, "also habe ich ihnen gesagt, dass sie sich wie zu Hause fühlen sollen." Dass eine Wohnung sich doch aber gerade durch Privatsphäre definiert, fiel ihm dabei nicht als Widerspruch auf und die Nachfrage, ob das seinen Freunden keine Angst gemacht habe, beantwortet er eher lapidar: "Naja, doch, schon ein bisschen."

Coates hofft auf eine langweilige Zukunft

Twitter ist voll von Bots, die mehr oder minder lustige Nachrichten und Informationen preisgeben. Die Lösung von Coates soll mehr sein als purer Spaß: "Ich sehe das als Experiment, um herauszufinden, was für die Menschen von Interesse sein könnte."

Coates ist ein Start-up-Gründer, der darauf hofft, dass die Zukunft langweilig sein wird. "Wir werden auch morgen die gleichen Geräte brauchen wie heute schon", sagt er. Doch die Geräte von morgen werden seiner Ansicht nach standardmäßig mit dem Internet verbunden sein. Wenn sie aber langweilig sind, fallen sie nicht auf, irritieren nicht und erfüllen nur ihre Aufgabe. Staubsaugen, die Temperatur in der Wohnung regeln, das Gewicht mitteilen.

Der Markt, auf den Coates setzt, lautet Smart Home und dessen Umsatz soll sich Analysten zufolge in den kommenden zehn Jahren verzehnfachen. Noch will Coates nicht detailliert über sein Unternehmen reden, doch in mehreren Beiträgen beschreibt er seine Vision. Die sieht so aus, dass die Geräte daheim miteinander kommunizieren. Der Bewegungsmelder stellt fest, wenn er das Haus verlässt und gibt allen anderen Geräten Bescheid - und die beginnen mit der Arbeit: Waschen, Spülen, Staubsaugen. Läuft etwas nicht nach Plan, kann der Hausbesitzer die Kommunikation nachlesen, was nicht geklappt hat. "Ich kann noch nicht beantworten, wie so eine Programmierung aussehen müsste, aber das ist es, wo ich hinwill", sagt Coates.

Davon ist er heute noch weit entfernt und an seinem twitternden Haus kann man das sehr gut sehen. "Wenn das Licht angeht, weil ich nach Hause komme, ist das was anderes, als wenn ich das manuell einschalte. Aber so einfach kann ich das dem Programm eben nicht sagen." Viele der Nachrichten sind dadurch redundant. Alles in allem fühlt sich Coates jedoch durch sein Experiment bestätigt. Bisher habe er nur eine Sache geändert: Früher hat die Waage sein Gewicht noch preisgegeben.

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