Neue Suchfunktion:Twitter schafft das Vergessen ab

Twitter - 2. Quartal

Twitter-Logo bei der Konferenz re:publica: Datenschautz aus Hunderten Milliarden Nachrichten.

(Foto: dpa)
  • Twitter ermöglicht es seinen Nutzern künftig, alle jemals gesendeten Nachrichten zu durchsuchen.
  • Der Nachrichtendienst hat dafür einen neuen Suchindex aufgebaut.
  • Hunderte Millionen Tweets sind damit dauerhaft auffindbar.

Nichts wird mehr in Vergessenheit geraten. Jeder Satz, jedes Foto, jede flapsige Bemerkung: für immer abrufbar. Der Kurznachrichtendienst Twitter öffnet sein Archiv. Nutzer können künftig jeden einzelnen Tweet suchen und finden, der seit dem Start der Plattform im Jahr 2006 versendet worden ist, wie das Unternehmen am Mittwoch ankündigte. Eine Datenflut aus Hunderten Milliarden Kurznachrichten von maximal 140 Zeichen Länge.

Bislang hat Twitter die Beiträge seiner Nutzer zwar stets gespeichert, üblicherweise verschwanden sie aber nach kurzer Zeit wieder aus dem Suchindex und waren damit nur noch schwer oder gar nicht auffindbar. Nur für ausgewählte Themen und zu bestimmten Ereignissen war es möglich, tiefer zu recherchieren. Viel zu groß wäre sonst die zu verarbeitende Datenmenge gewesen. "Unsere Suchfunktion zeichnete sich dadurch aus, aktuelle Meldungen, Live-Nachrichten zu Ereignissen sichtbar zu machen", schreibt die Twitter-Ingenieurin Yi Zhuang in einem ausführlichen Beitrag im firmeneigenen Blog.

500 Millionen Nachrichten pro Tag

"Unser langfristiges Ziel aber war immer, dass die Menschen alle jemals veröffentlichten Tweets durchsuchen können", schreibt Zhuang weiter. Eine Kooperation mit dem Suchmaschinenkonzern Google, die vergleichbare Möglichkeiten eröffnet hatte, war 2011 beendet worden. Nun hat Twitter nach eigenen Angaben einen neuen Suchindex aufgebaut, der etwa zehn Mal so groß sein soll, wie der bisherige Index für zeitnahe, aktuelle Nachrichten und Einträge. Pro Tag werden rund 500 Millionen Nachrichten bei Twitter gepostet. Weltweit nutzen mehr als 280 Millionen Menschen mindestens ein Mal im Monat den Dienst, in Deutschland sind es bislang knapp vier Millionen.

Mit seiner neuen Suchfunktion öffnet der seit rund einem Jahr börsennotierte Nachrichtendienst einen unüberschaubaren Datenschatz voller Informationen und Momentaufnahmen, Gedanken und Nichtigkeiten. Forscher, Journalisten, alle interessierten Nutzer können die Abfrage nutzen, um etwa minutengenau den Verlauf eines historischen Ereignisses nachzuvollziehen, um auszuwerten, wie häufig bestimmte Begriffe in einem definierten Zeitraum verwendet werden - oder einfach um nach alten, verfänglichen Zitaten eines Promis zu suchen. Und so mancher Twitterer dürfte sich nun bang fragen, welche Äußerungen noch in den Untiefen des Netzes schlummern, die er lieber nicht zurück an der Oberfläche sehen würde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: