Prozess um Bildrechte:Pfusch am Fetisch

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Drei Münchner wollten mit Latex-Mode und Sex-Spielzeug das schnelle Geld machen. Nun ist vor Gericht ein skurriler Streit entbrannt. Es geht um pikante Fotos im Internet und zigtausend Euro.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Mit selbst entworfener Latex-Mode und Sex-Spielzeug hofften drei Münchner auf schnelles Geld. Doch ihre Geschäftsidee scheiterte. "Nicht aus jeder Garage wird Google", meinte der Richter der Pressekammer dazu. Er sollte nun über einen skurrilen Streit entscheiden, der aus der zerbrechenden Geschäftsgemeinschaft entstanden war: Man hatte sich nämlich wechselseitig mit den einschlägigen Produkten fotografiert - und jetzt wurde um das Recht am eigenen Bild und damit um zigtausend Euro gestritten.

Die Typen könnten unterschiedlicher kaum sein: Auf der einen Seite ein Pärchen mit persönlichem Interesse am Latex- und Gummi-Kosmos. Er hat seinen Job im Maschinensaal einer Firma hingeworfen und Latex-Vulkanisierkurse besucht, um Fetischmodelle kreieren zu können - seine Lebensgefährtin verdient ihren Unterhalt als Kindergärtnerin. Gemeinsam schneidern und kleben sie in ihrer Freizeit am Küchentisch.

Ein Lebenskünstler als Fotomodell

Auf der anderen Seite ein Lebenskünstler, meistens knapp bei Kasse und nicht immer gesetzestreu, der sich als Fotomodell durchschlägt - sein Interesse drehte sich mehr um Sex-Spielzeug aus Holz und Metall, vor allem aber um das Geld, das er damit verdienen wollte.

Die drei hatten sich zufällig kennengelernt, waren sich gleich sympathisch und bastelten schon rasch an einem gemeinsamen Geschäftsmodell. In eher bescheidenem Rahmen steuerte jeder finanziell bei, was möglich war. Im Mittelpunkt stand zunächst der Aufbau einer kleinen Produktionsstätte in Mazedonien, in der die Waren möglichst preisgünstig hergestellt werden sollten.

Vor Gericht schilderten nun die einstigen Freunde, wie dieses Vorhaben gründlich schief ging. Speziell mit den Latex-Outfits sei man auf ganzer Linie an den ungeübten Schneiderinnen gescheitert. Kein einziges Stück sei zu verwenden gewesen.

Das Onlinegeschäft endete rasch in Zahlungsunfähigkeit

Der modelnde Mann hatte trotzdem ein Internetportal eingerichtet und dort einige seiner "Plugs und Dildos" angeboten, sowie bizarre Latex-Wäsche aus der Küchenproduktion der Freunde. Dieses Onlinegeschäft endete aber rasch in der Zahlungsunfähigkeit. Parallel dazu hatte das Paar einen eigenen Internetauftritt für seine Latex-Kollektion aufgebaut. Da jeder Produktfotos für die Angebote benötigte, posierten alle drei freizügig vor der Kamera.

Es kam dann zum Zerwürfnis. Der Mann verklagte in der Folge das Paar, die ihn zeigenden Bilder aus dem Internet zu nehmen. Gleichzeitig verlangte er Modellhonorar. 800 bis 1000 Euro pro Tag verdiene er gewöhnlich vor der Kamera, sagte er vor Gericht. Schon als 16-Jähriger habe er für Bravo Modell gestanden. Seine Forderung belief sich auf mehr als 20 000 Euro. Das beklagte Pärchen konterte mit der Ankündigung einer Widerklage für den Fall, dass es tatsächlich zur Zahlung verurteilt werden sollte, dann würde es über 40 000 Euro verlangen.

Fotoshooting ohne Geldzahlungen

Das Paar beteuert vor Gericht, dass es in der Latex-Szene durchaus üblich sei, Fotoshootings ohne Geldzahlungen abzuwickeln, jeder könne die so entstandenen Bilder selbst sogar kommerziell nutzen. Man sei damals ja befreundet gewesen und habe keine Verträge gemacht. Der Richter äußerte seine Zweifel an solch ungewöhnlichen Absprachen.

Das Recht des Klägers am eigenen Bild sei durch die nicht autorisierte Verwendung seiner Fotos auf der anderen Internetseite verletzt worden - seine Honorarvorstellungen seien allerdings deutlich überzogen. Nach langem Hin und Her einigten sich beide Seiten gütlich, dass der Kläger 11 000 Euro in 27 Raten erhält.

© SZ vom 21.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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