Bayern-Niederlage gegen Barcelona:Klassenunterschied!

-

Missglücktes Debüt: Bayern-Zugang Bo McCalleb (schwarzes Trikot) kommt am Ende auf vier Punkte

(Foto: AFP)

Dem FC Bayern wird in der Euroleague gezeigt, wie groß der Abstand zur europäischen Spitze ist. Am Ende steht es 77:99 gegen den FC Barcelona. Es ist einen Lehrstunde in Sachen Team-Basketball.

Aus der Halle von Matthias Schmid

Korbleger getroffen, eigener Wurf vom Gegenspieler geblockt, Fehlpass - das waren die ersten drei Aktionen von Bo McCalleb. Der neue Spielmacher des FC Bayern München fügte sich in die Mannschaft recht unglücklich ein, zumindest hatte Cheftrainer Svetislav Pesic ihn als Startspieler aufs Parkett geschickt. Es hätte sein Abend werden können.

Erst am Mittwoch hatte der Amerikaner mit mazedonischem Pass einen Vierwochenvertrag in München unterschrieben, nur einen Tag später lief er schon im Heimspiel gegen den FC Barcelona im neuen Trikot auf. Dazwischen lagen zwei Trainingseinheiten mit seinen neuen Mitspielern und ein lockeres Wurftraining. Es hätte gut gehen können, die schnelle Eingewöhnung, McCalleb hätte der Überraschungsfaktor werden können, doch gegen Barcelona zeigte sich schnell, dass das Spiel zu früh für den 29-Jährigen kam.

Die Top16 sind weit entfernt

Aber nicht nur er war gegen eines der besten europäischen Teams überfordert, auch seine Kollegen mussten schon Mitte des zweiten Viertels einsehen, dass sie an diesem Abend chancenlos sein würden, die Gäste aus Katalonien gewannen am Ende 99:77 (60:39) und feierten im sechsten Euroleague-Spiel ihren sechsten Sieg.

"Barcelona hat ganz andere Ziele als wir", hatte Pesic vor der Partie gesagt. Und der 65-Jährige sollte recht behalten. Während die Spanier in diesem Jahr zum dritten Mal den wichtigsten Klubwettbewerb in ihrer Historie gewinnen möchten, wären die Münchner schon froh, wenigstens die nächste Runde zu erreichen, die Top 16. Doch nach nur einem Sieg aus sechs Spielen ist die Wahrscheinlichkeit "eher gering", wie auch Pesic einräumen musste.

In den ersten Minuten war es noch ein ausgeglichenes Spiel gewesen, Nationalspieler Robin Benzing hatte die ersten Punkte erzielt und sollte auch in den Folgeminuten die Begegnung prägen, mit Korblegern und mit sogenannten Fade-away-Jumpshots, Würfen im Zurückfallen. Das ist die hohe Schule des Basketballs. Bayern führte 8:6, Benzing hatte sechs Punkte beigesteuert. Barça schaute sich das Ganze entspannt an, ohne zu überzeugen, dennoch gingen sie nach fünf Minuten 10:8 in Führung - und sollten diese bis zum Schluss nicht mehr hergeben. Vor allem unter den Korb dominierten sie nun die Partie, der 2,17 Meter große Ante Tomic spielte seine Größenvorteile beim Rebound aus. Seinem Pendant auf Bayern-Seite, John Bryant, gelangen die ersten Punkte erst in der 26. Minute - und das aus Halbdistanz.

Nach dem ersten Viertel führten die Gäste noch knapp (22:17). Was danach folgte, war allerbestes Anschauungsmaterial in Sachen Teambasketball und Effizienz. Eine kostenlose Lehrstunde sozusagen. Die Mannschaft von Trainer Xavier Pascual begann nun, in Serie von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreipunktelinie zu treffen. So selbstverständlich machten sie das, als würden sie an der Freiwurflinie ohne Gegenspieler stehen. Selbst der polnische Center Maciej Lampe, erster Vertreter von Tomic, trieb mit zwei Dreiern die Bayern-Spieler in die Resignation. Der Rückstand wuchs schnell an, nach 15 Minuten lagen die Münchner schon 23:41 zurück. Und es sollte noch schlimmer kommen. Vor allem Welt- und Europameister Juan Carlos Navarro hatte jetzt Spaß und seinen Wurf gefunden, er verwandelte vier Dreier, Barça baute die Führung auf 59:33 aus.

Nationalspieler Tibor Pleiß kommt kaum zum Einsatz

Die Münchner hätten auch Maskottchen Bernie einwechseln können, es hätte an diesem Abend keinen Unterschied gemacht, sie mussten den Klassenunterschied und die Überlegenheit ihres Gegners einfach anerkennen. So konnte Gäste-Trainer Pascual auch Tibor Pleiß ein paar Minuten Spielzeit gönnen, der deutsche Nationalspieler bekommt in der internationalen Mannschaft mit nur zwei Spaniern kaum Gelegenheit, seine Vorzüge unterm Korb auszuspielen.

Auch nach der Pause änderte sich kaum etwas an der Überlegenheit des FC Barcelona. Der Vorsprung blieb konstant bei mehr als 20 Punkten. Ob es ein Trost für die Münchner war, dass es Alba Berlin an diesem Abend ganz ähnlich erging (66:95 bei ZSKA Moskau)? So wie es jetzt aussieht, werden die Münchner in dieser Saison nur noch viermal in der Euroleague auflaufen dürfen. Sie werden das mit der Gewissheit tun, dass nicht jeder Gegner in ihrer Gruppe so gut spielen wird wie der FC Barcelona, das ist das Tröstliche. Bo McCalleb (am Ende nur vier Punkte) dürfte noch Gelegenheiten bekommen zu zeigen, welch guter Basketballer er tatsächlich ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: