Geburtssimulation in China:Wehen für Männer

Stundenlange Krämpfe und Wehen - das kennen viele Mütter nur zu gut. Nun sollen in China auch Männer erfahren, wie sich Geburtsschmerzen anfühlen. Ein Krankenhaus bietet entsprechende Tests an.

Zwei Männer liegen auf dem Bett, winden und krümmen sich, die Gesichter vor Schmerz verzogen. Als sie es gar nicht mehr aushalten, beißen sie sich auf die Handrücken und schlagen mit der Faust auf die Matratze ein. Die beiden erleben die Schmerzen einer Geburt: Sie liegen im Wehensimulator eines chinesischen Krankenhauses.

Song Siling ist einer von hundert Männern, die in dem Krankenhaus in der Provinz Shandong freiwillig an dem Angebot teilgenommen haben. "Ich fühlte mich, als würden mein Herz und meine Lungen auseinandergerissen", zitiert ihn die britische Tageszeitung The Guardian.

Auf Videos ist zu sehen, wie die Probanden auf die Schmerzen reagieren. Im Wehensimulator des Krankenhauses werden ihnen elektrische Schocks oberhalb des Bauches verpasst - mit einem Ziel: Die Geburtsleiden einer Frau nachvollziehen zu können. Nach und nach steigt die Intensität, wie bei echten Wehen.

Viele Mütter in Shandong hatten sich zuvor oft geklagt, dass ihnen wenig Mitgefühl von ihren Partnern zuteil würde. Zweimal in der Woche finden deshalb kostenlose Sitzungen statt, etwa hundert Männer haben sich bereits angemeldet. Die meisten sind werdende Väter.

Geburtssimulation in China: Das Neugeborene halten, das dürfen die Männer: Ein chinesischer Vater mit seinem Baby im Jahr 2008.

Das Neugeborene halten, das dürfen die Männer: Ein chinesischer Vater mit seinem Baby im Jahr 2008.

(Foto: AFP)

Simulation reicht nicht an Wirklichkeit heran

Einer Krankenschwester zufolge ist der simulierte Schmerz trotzdem nicht mit den wirklichen Qualen einer Geburt vergleichbar. "Dennoch, wenn Männer diesen Schmerz erfahren, dann werden sie fürsorglicher und liebevoller gegenüber ihren Frauen sein", sagt sie.

Wu Jianlong schafft es immerhin bis Stufe zehn, der maximalen Intensität des Simulators - bis er sich schreiend windet. So schlimm hat er sich das Ganze nicht vorgestellt: "Weil Frauen nunmal die Kinder bekommen und sich das normalerweise relativ lange hinzieht, dachte ich, es sei etwas ganz Natürliches, etwas ganz Normales, das sie durchstehen können", sagt er. Der Versuch am eigenen Leib habe seine Sicht auf die Geburt radikal verändert.

Im Gegensatz zu westlichen Ländern sind chinesische Männer während der Geburt ihrer Kinder oft nicht im Entbindungszimmer. Viele Krankenhäuser erlauben es ihnen auch gar nicht.

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