Veh-Abschied beim VfB Stuttgart:"Es ist besser, wenn ich nicht da bin"

Armin Veh VfB Stuttgart v FC Augsburg - Bundesliga

Abschied aus Stuttgart: Armin Veh beim 0:1 gegen Augsburg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Armin Veh sagt Ade: Der Trainer verlässt den VfB Stuttgart und hinterlässt eine irritierte Vereinsführung. Seine Beweggründe sind für einige schwer zu verstehen. Seine Abschiedsrede ist bemerkenswert.

Von Carsten Eberts

Der VfB Stuttgart ist nicht irgendein Verein für Armin Veh. Hier ist er 2007 Deutscher Meister geworden. Jetzt war er bemüht, einen sauberen Abschied hinzulegen. Schon am Sonntagabend, nach der Heimniederlage gegen Augsburg, hatte Veh den Verantwortlichen sein Rücktrittsgesuch übermittelt. Trotzdem erschien er am Montagmittag pünktlich zur Pressekonferenz, um anständig Ade zu sagen.

Es war eine bemerkenswerte Abschiedsrede, die Veh in Stuttgart hielt. Er lächelte viel, sprach floskelfrei, suchte keine Ausflüchte - sondern nahm alle Schuld auf sich. "Die Mannschaft ist besser als der Tabellenplatz, dafür bin ich verantwortlich", sagte Veh und hob zu seinem zentralen Punkt an: "Ich glaube, dass es gerade besser ist, wenn ich nicht da bin."

Besser dran ohne ihn? Die Fältchen um seine Augen herum mögen in den vergangenen Wochen tiefer geworden sein, doch Veh wirkte aufgeräumt. Seine Mannschaft hatte am Sonntag abermals verloren, 0:1 gegen Augsburg. In der Woche zuvor hieß es 0:2 gegen Bremen. Tabellenletzter, für Veh ein untragbarer Zustand. Er sei nicht müde, das sei nicht der Grund für seinen Rücktritt, sagte Veh. Er glaube auch an seine Mannschaft, die viel Qualität habe. Doch er sei ein "Gefühlsmensch", sagte Veh. Und das Gefühl habe ihm gesagt, dass es Zeit ist zu gehen.

Die Vereinsführung wurde von Veh überrascht

Vor zwei Wochen hatte Veh noch gesagt, Aufgeben sei für ihn "keine Option". Nun hat er es doch getan. Seinen Klub stürzt er damit in ein Dilemma. Mitten in der Vorrunde ist der Markt für fähige Übungsleiter quasi leergefegt. Nach Bruno Labbadia, Thomas Schneider und Huub Stevens ist Veh der vierte Trainer binnen anderthalb Jahren, der geht.

Die Vereinsführung sei von Veh überrascht worden, erklärte Präsident Bernd Wahler. "Er denkt, dass der Mannschaft mit diesem Wechsel geholfen ist", sagte Wahler, sichtlich bemüht, seinen scheidenden Trainer zu verstehen: "Armin Veh ist sportlich und menschlich top. Dieser Schritt tut uns sehr leid." Geschäftsführer Jochen Schneider berichtete, man habe versucht, Veh umzustimmen: "Das hat leider nicht geklappt."

Einen echten Grund für seinen Rücktritt mochte Veh nicht nennen. Mehrfach wiederholte er, dass ihm das "notwendige Glück" gefehlt habe - und blickte in ratlose Gesichter. Der letzte Tabellenplatz bedingt in dieser Branche zwar eine Trainerdiskussion, doch niemand hatte öffentlich seinen Rücktritt gefordert. Auch die Fans schienen hinter Mannschaft und Trainer zu stehen. Anders als etwa in Bremen oder Hamburg glaubten die Fachleute bis zuletzt, dass sich der VfB aus eigener Kraft vom Tabellenende nach oben arbeiten kann. Es war Veh, der nicht mehr kämpfen wollte.

Veh dankt sogar den Journalisten

"Es gibt solche Phasen", philosophierte er, "und ich glaube, dass ich gerade so eine erwischt habe. Das ist scheiße für uns." Das Training übernehmen seine bisherigen Assistenten Armin Reutershahn und Reiner Geyer, bis ein neuer Chefübungsleiter gefunden ist. Dies solle "so schnell wie möglich" geschehen, sagte Präsident Wahler. Gesucht wird ein Coach mit Erfahrung im Abstiegskampf. Es könnte abermals Huub Stevens werden.

Veh indes dankte allen: seinem Präsidenten, den Fans, sogar den Journalisten. Und ging. Was er nun vorhabe, wurde er noch gefragt. Veh lächelte und sagte: "Ich hab' jetzt nix geplant."

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