WM in Katar:Handballer weisen Wildcard-Vorwürfe zurück

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Polens Nationalcoach Michael Biegler (Archivbild).

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat der Deutsche Handball-Bund schon vor dem WM-Playoff-Spiel gegen Polen gewusst, dass Deutschland eine Wildcard erhalten würde? Polens Coach Michael Biegler macht Andeutungen, die DHB-Spitze widerspricht.

DHB dementiert Wildcard-Gerüchte

An der brisanten Frage, wann die deutschen Handballer von ihrem Freifahrtschein für die WM in Katar wussten, ist ein Streit entstanden. Während die Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes (DHB) vehement bestreiten, bereits vor dem nervenaufreibenden Play-off-Rückspiel gegen Polen vom Weltverband IHF eine Wildcard zugesichert bekommen zu haben, bekräftigte der polnische Nationaltrainer Michael Biegler am Montag seine Vorwürfe.

"Was ich gesagt habe, entspricht den Tatsachen. Ich war immer authentisch und glaubwürdig gegenüber meiner Mannschaft", sagte der langjährige Bundesligacoach dem SID. Biegler hatte mit seinen Aussagen in der ARD-Sportschau am Sonntag für mächtig Wirbel gesorgt. Er habe es sehr ungeschickt gefunden, dass er seiner Mannschaft diese Meldung weitergeben musste, um ihnen klarzumachen, dass man gewinnen müsse. Deutschland könne gewinnen, aber Polen müsse.

Biegler erhebt Vorwürfe

Man habe immer deutlicher gehört, dass Deutschland eben doch die Wildcard bekomme und dann nach Katar fahre. Für die Polen hätte das nicht gegolten, hatte Biegler erklärt. Ob auch der DHB von dieser angeblichen Zusage Kenntnis gehabt hatte, weiß Biegler nicht. "Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Ich kann aber schlecht Behauptungen aufstellen, was andere wussten", sagte der 53-Jährige.

Die DHB-Auswahl verlor im Sommer beide Play-off-Spiele gegen Polen, der auslaufende Vertrag mit Bundestrainer Martin Heuberger wurde danach nicht verlängert. Australien wurde im Anschluss trotz erfolgreicher Qualifikation gegen Neuseeland die Startberechtigung für die WM aber wieder entzogen. Ex-Weltmeister Deutschland erhielt eine Wildcard. Australiens Mannschaftskapitän Bevan Calvert wusste darüber anscheinend schon im Frühjahr Bescheid. "Wir hatten einen Anruf im April, dass unser Platz vielleicht nicht für die WM da ist. Das war ein großer Schock für uns", sagte Calvert.

Das antwortet der DHB

Die DHB-Spitze um Präsident Bernhard Bauer und der damalige Bundestrainer Heuberger widersprechen diesen Darstellungen aber vehement. "Ich wusste nichts von der Sache", sagte Heuberger dem SID und stützte damit die Aussage Bauers. "Anders als in der Berichterstattung und aus den Äußerungen des polnischen Nationaltrainers Michael Biegler vernehmbar, haben wir nicht vor den WM-Play-offs von der Möglichkeit einer Wildcard erfahren", hatte der DHB-Präsident versichert: "Wir waren ausschließlich damit beschäftigt, sportlich erfolgreich zu sein. Deshalb waren wir nach der Niederlage in Magdeburg auch am Boden zerstört, da wir diese als Ende aller WM-Hoffnungen empfunden hatten."

Erst wenige Tage nach der zweiten Niederlage gegen Polen seien erste Gerüchte aufgekommen, dass es eine Wildcard geben könne. Frank Bohmann glaubt Bauer, das Szenario einer versprochenen Wildcard kann sich der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) nicht vorstellen. "Ich bin relativ dicht dran. Ich glaube, dass ich es gewusst hätte, wenn es so eine Zusage gegeben hätte. Ich nehme Bernhard Bauer seine Aussage zu hundert Prozent ab", sagte Bohmann.

Bei der WM (15. Januar bis 1. Februar) trifft das deutsche Team nun auf Saudi-Arabien, Dänemark, Polen, Russland und Argentinien. Die ersten vier Teams erreichen das Achtelfinale. Eine Wildcard gibt es dafür nicht.

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