Huub Stevens beim VfB Stuttgart:"Es kitzelt wieder"

Einen Friseurtermin muss Huub Stevens absagen, dann steht er bereit: Zum zweiten Mal übernimmt der Niederländer das Traineramt beim VfB Stuttgart. Zum zweiten Mal heißt das Ziel: Klassenerhalt. Wieder könnte sein Engagement nur von kurzer Dauer sein.

Von Lisa Sonnabend

Nach der finalen Bundesliga-Partie der vergangenen Saison ging Huub Stevens zu seinen Spielern in die Kabine. Er werde den VfB Stuttgart verlassen, teilte der Trainer den halbangezogenen Sportlern mit. Seinen Vertrag verlängerte er nicht. Die Stimmung soll bedrückt gewesen sein.

Sechs Monate später ist der 60-jährige Niederländer zurück in Stuttgart. Stevens trägt einen schwarzen Pullover, streicht sich mit der Hand über die Stirn - und sagt: "Ich bin wieder bereit. Es kitzelt wieder." Und fügte mit einem Lächeln an: "Meine Frau hat auch gesagt: Es wird wieder Zeit." Nur einen Tag nach dem überraschenden Abschied von Armin Veh hat der VfB Stuttgart damit einen neuen Trainer gefunden.

Im März 2014 hatte Stevens zuletzt den VfB übernommen. Zunächst erntete der Trainer Kritik, doch die Bilanz war am Ende positiv: Aus zehn Saisonspielen holte er zwölf Punkte. Das reichte, um den Klassenerhalt zu schaffen. Dann hörte der knurrige Stevens auf, nannte "persönliche Gründe". Er wollte Pause machen, der Akku sei leer.

Stevens spielte ein paar Wochen lang mit seinen Enkeln, er genoss die Zeit mit der Familie, doch dann schaute er wieder verstärkt Fußball - nicht mehr im Stadion, sondern vom Sofa aus. Auch einige Partien vom VfB Stuttgart. Was er sah, gefiel dem Trainer a. D. nicht. Nach zwölf Bundesliga-Spielen hat der Verein lediglich neun Punkte erzielt, er liegt auf dem letzten Tabellenplatz. Stevens wird nun ein zweites Mal als Retter gebraucht.

Am Montagmittag hatte der VfB bei Stevens angerufen. Der Trainer war gerade in München, er flog nach Düsseldorf, traf sich mit den Vereinsverantwortlichen. Man einigte sich schnell. Dann fuhr der neue VfB-Coach noch einmal kurz nach Eindhoven, um ein paar Kleidungsstücke zu holen. Stevens musste einen Friseurtermin absagen. Dann war er bereit.

"Es wird noch schwieriger"

VfB-Präsident Bernd Wahler sagte bei der Präsentation: "Wir brauchen jemanden mit Erfahrung, der sich mit Situationen wie der unsrigen auskennt." Einen wie Stevens, der bereits vier Bundesligisten (Schalke, Hertha BSC, Hamburg, Stuttgart) betreut hat. Die Berufung kam am späten Dienstagvormittag nicht mehr überraschend.

Erneut wird Stevens nicht langfristig verpflichtet, sondern bekommt einen Vertrag, der bis zum Saisonende reicht. Die Erwartung ist klar: der Klassenerhalt. Was danach kommt? "Wir unterhalten uns rechtzeitig wie es weitergeht", sagte Präsident Wahler. Doch wie viele andere Bundesligisten träumen die Schwaben von einer Verpflichtung von Thomas Tuchel. Vorausgesetzt, der VfB bleibt erstklassig. Um das zu erreichen, ist Stevens nun hier. Das erkennt der Trainer an: "Ich komme nicht, um Meister zu werden, das wird der FC Bayern", sagte er.

Stevens lächelte. Die Augen funkelten. "Ich denke nicht, dass es diese Saison leichter wird, es wird noch schwieriger", sagte Stevens, "doch du musst immer versuchen." Dann stand der Trainer auf. Er musste los, er leitete bereits das Nachmittagstraining.

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