Proteste in Hongkong:Polizisten nach angeblichem Gewaltexzess verhaftet

  • Sieben Polizisten sind in Hongkong verhaftet worden, weil sie einen prodemokratischen Demonstranten "schwer verletzt" haben sollen.
  • Der Vorfall fand am 15. Oktober statt, während Polizisten ein Protestlager räumten.
  • Gegen die Protestbewegung geht die Polizei weiter rigoros vor: An diesem Mittwochmorgen kam es bei der Räumung von Barrikaden zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten.
  • Die Polizei nimmt mehr als 100 Demonstranten fest, darunter auch zwei Anführer der Protestbewegung.

Sieben Polizisten wegen Gewalt gegen Demonstranten verhaftet

In Hongkong sind sieben Polizisten in Zusammenhang mit Gewalt gegen einen Demonstranten festgenommen worden. Dies berichten mehrere Medien, darunter die britische BBC. Sie zitiert eine Stellungnahme der Polizei, wonach den Verdächtigen "schwere Körperverletzung" vorgeworfen wird. Sie waren zuvor vom Dienst suspendiert worden.

Dabei geht es um einen Vorfall am 15. Oktober. Der prodemokratische Aktivist Ken Tsang wurde von der Polizei in Handschellen abgeführt und minutenlang geschlagen, ein Zeuge filmte den Übergriff. Zu dem Übergriff kam es, nachdem Aktivisten einen Tunnel in Hongkong besetzt hatten. Ein lokaler Fernsehsender strahlte später die Aufnahmen aus. Nach Angaben der Anwälte hätten die Polizisten die körperlichen Übergriffe auf der Polizeiwache fortgesetzt.

Polizei in Hongkong nimmt 116 Demontranten fest

Ungeachtet dessen geht die Polizei in Hongkong weiter gegen die Demokratiebewegung vor und hat am Mittwochmorgen mehr als 100 Demonstranten festgesetzt, darunter auch zwei Anführer der Bewegung. In der Nacht zu Mittwoch war es Augenzeugen zufolge zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen, nachdem die Polizei begann, ein Lager der Demonstranten im Viertel Mong Kok zu räumen. Dabei wurden auch die Anführer Joshua Wong und Lester Shum verhaftet, wie ein Reuters-Reporter sowie eine Studentengruppe berichteten.

Polizei setzt Pfefferspray ein

Nach Angaben der Polizei hätten sich die Demonstranten geweigert, einem Gerichtsbeschluss zur Räumung der Barrikade im Geschäftsviertel Mong Kok Folge zu leisten. Außerdem wird den Demonstranten vorgeworfen, Polizisten angegriffen zu haben und an einer illegalen Versammlung teilgenommen zu haben, sagte eine Polizeisprecherin. Zuvor hatten Arbeiter unter dem Schutz der Polizei Barrikaden in einer belebten Geschäftsstraße von Mong Kok entfernt.

"Wir wollen das allgemeine Wahlrecht", skandierten dabei Protestierende, die Schutzbrillen, Gasmasken und Helme trugen. Viele weigerten sich, den Anweisungen der Ordnungskräfte Folge zu leisten und den Ort zu verlassen. Die Polizei setzte Pfefferspray ein, um die Proteste aufzulösen, woraufhin Demonstranten über Schmerzen auf Haut und Augen klagten. Auch der Abgeordnete Leung Kwok Hung wurde festgenommen.

Das fordern die Studenten

Die Proteste dauern mittlerweile seit August an. Bislang sind die Proteste in der chinesischen Finanz- und Wirtschaftsmetropole überwiegend friedlich verlaufen. Die von Studenten angeführte Bewegung verlangt eine freie Auswahl von Bewerbern für die 2017 anstehende Wahl des Hongkonger Verwaltungschefs. Die Führung in Peking will hingegen nur vorab bestimmte Kandidaten zulassen. Die Proteste haben auch wirtschaftliche Folgen für die frühere britische Kronkolonie, die 1997 an China zurückgegeben worden war.

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