Trailer zu "Jurassic World":Größtmögliche Gefräßigkeit

Auf den Tribünen verfolgen Besucher die Fütterung.

Zum Frühstück ein Weißer Hai: In "Jurassic World" kommen auch Meeres-Saurier vor.

(Foto: Universal Pictures)

Eine Insel voller Dinosaurier als Erlebnispark: Was in "Jurassic Park" in einem Horror-Fiasko endete, wurde in "Jurassic World" nun endlich realisiert. Doch wieder macht ein bösartiger Dino nicht das, was die Menschen von ihm wollen.

Von Daniel Lehmann

Ein Weißer Hai hängt an einer Art überdimensionalen Angel mehrere Meter über dem Wasser. Auf der ringsherum gebauten Tribüne warten Zuschauer gespannt darauf, was passiert. Plötzlich schießt ein riesiger Meeres-Saurier unter Gebrüll senkrecht nach oben, schnappt sich den Hai mit einem Bissen und verschwindet wieder. Beim Eintauchen spritzt er die Besucher nass, die Menge tobt. Das ist nur eine der Attraktionen im Freizeitpark der etwas anderen Art.

Eigentlich sollte der offizielle Trailer zu "Jurassic World", dem Film, der die bisherige "Jurassic Park"-Trilogie fortsetzt, erst zu Thanksgiving im US-Fernsehen seine Premiere feiern. Allerdings konnte man schon Ausschnitte davon im Netz finden, weshalb sich Universal wohl zu der vorgezogenen Veröffentlichung im Internet entschieden hat.

Der neue Film spielt wieder in einem Erlebnispark, der lebende Dinosaurier als Sensationen bereithält. Allerdings wurde "Jurassic Park" stark modernisiert, so viel ist im Trailer schon zu sehen. Massenhaft strömen Besucher in imposanten Panorama-Booten auf die fiktive pazifische Insel Isla Nublar. Ein eigenes Zugsystem befördert sie schnell von A nach B.

Verschwunden sind anscheinend die Geländewagen, die im ersten Teil Fahrgäste automatisch auf einem Schienennetz beförderten. Stattdessen rollen Gäste in futuristisch anmutenden transparenten Kugeln eigenmächtig an Brachiosaurus und Co. vorbei, paddeln in Kanus oder verfolgen eine Dino-Herde in einem Transporter. Alles erscheint gewaltiger.

Die Geschichte spielt 22 Jahre nach den Ereignissen aus "Jurassic Park". Damals sollte ein kleines Testpublikum den ersten Freizeitpark mit Dinosauriern einweihen. Die Riesen-Reptilien konnten jedoch ausbrechen und machten Jagd auf die Menschen. Obwohl der Park damit zum Fiasko wurde, ist es dem neuen Betreiber Masrani Corporation nun gelungen, einen funktionierenden Vergnügungspark namens "Jurassic World" auf der Isla Nublar zu etablieren.

Hybrid-Dino als neue Gefahr

Auf dem fiktiven Eiland können Besucher nicht nur aus prähistorischer DNA geklonte Dinosaurier bestaunen, sondern sich auch in Luxushotels entspannen, golfen gehen und das Nachtleben genießen. Doch die Menschen verlieren langsam das Interesse an den Urzeitechsen, auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihnen ist zum alten Hut verkommen.

Um das zahlungskräftige Publikum wieder zu begeistern, experimentieren Forscher mit dem Erbgut verschiedener Spezies und züchten einen Hybrid-Dino mit gigantischen Ausmaßen. So einer Kreatur wird das Gehege schnell zu klein.

In den Hauptrollen sind Chris Pratt ("Guardians of the Galaxy") als Verhaltensforscher Owen und Bryce Dallas Howard ("The Help") als Leiterin der Forschungsabteilung des Parks zu sehen. Mit dabei sind auch Vincent D'Onofrio ("Full Metal Jacket") und Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde"). BD Wong kehrt als Gen-Wissenschaftler Dr. Henry Wu zurück, den er schon in "Jurassic Park" verkörperte.

Blockbuster-Gigantomanie

Owen (Chris Pratt) ahnt nichts Gutes.

Bryce Dallas Howard und Chris Pratt finden Spuren des Hybrid-Dinos.

(Foto: Universal Pictures)

Bei Fans der Reihe löst der Trailer unterschiedliche Reaktionen aus. Viele verbinden mit den Filmen Kindheitserinnerungen und freuen sich, bald eine Fortsetzung zu sehen. Mit "Jurassic Park III" erschien der bislang letzte Film schon vor mittlerweile 13 Jahren.

Andere fürchten, "Jurassic World" werde nicht mehr das einlösen, was "Jurassic Park" ausmachte. Der vielfach prämierte Klassiker von 1993 setzte seinerzeit zwar Maßstäbe bei den Spezialeffekten und Computeranimationen. Von denen könnten es nun aber zu viele sein.

Generell scheint der Film der inzwischen leider üblichen Blockbuster-Gigantomanie zu verfallen. Große Dinos verlangen nach großen Effekten. Dabei beeindruckte "Jurassic Park" trotz der imposanten Saurier mit gezieltem Minimalismus. In Erinnerung blieben erzitternde Wasserbecher, die den bedrohlichen Auftritt von T-Rex ankündigten.

Spielberg ist wieder dabei

Damals reichte es auch noch, wenn dieser eine Ziege verspeiste. In "Jurassic World" muss es wie eingangs erwähnt gleich ein ganzer Weißer Hai sein. Und der Hybrid-Dino wird wohl noch gefräßiger sein als alle bisherigen Arten. Nicht neu, aber immer noch nervig: Wie in den drei Filmen zuvor kommen wieder Kinder vor, bei denen von Anfang an klar ist, dass sie trotz ihres extrem gefährlichen Umfelds sämtliche kritischen Momente überleben werden.

Allerdings sollte ein Trailer nicht überinterpretiert werden. Steven Spielberg, der Macher von "Jurassic Park", ist immerhin als Produzent beteiligt und unterstützt Regisseur Colin Trevorrow.

Ursprünglich sollte "Jurassic World" bereits im Juni 2014 zu sehen sein. Ein Streit zwischen den Drehbuchautoren und den Universal Studios unterbrach jedoch die Produktion, so dass die Arbeiten erst im August dieses Jahres abgeschlossen werden konnten.

Für das kommende Jahr sind etliche weitere Blockbuster angekündigt. Dazu zählen: "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht", "The Avengers 2: Age of Ultron" und der Abschluss der "Tribute von Panem"-Reihe mit dem zweiten Teil von "Mockingjay". "Jurassic World" wird also in illustrer Gesellschaft sein. Das Abenteuer, das vor 65 Millionen Jahren begann, wie es in "Jurassic Park" heißt, kommt im Juni 2015 in die Kinos.

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