Oldtimer-Auktionen:"Der Markt ist einfach verrückt"

Millionenspiel Ferrari 250 GT SWB Belinetta 1962 bei der Auktion von Bonhams

Der Ferrari 250 GT SWB Belinetta 1962 wurde bei Bonhams im November für 2,3 Millionen Euro versteigert.

(Foto: STG)

Das Geschäft mit den Auktionen von Oldtimern boomt. Jedes Jahr werden die Rekordpreise des Vorjahres übertroffen. Doch das könnte bald ein Ende finden.

Die regelmäßig erscheinenden Angebotskataloge von Bonhams, Gooding oder RM Auctions lassen selbst ausgewiesenen Autosammlern jedes Mal die Hände vor Aufregung nass werden. Schätze in Blech tun sich da auf jeder Seite auf. Ein 1969er Dino 206 GT gehört mit 500 000 bis 700 000 Dollar noch zu den günstigen Modellen, die angeboten werden. Ein weißer Ferrari 250 GT Series 1 zum Beispiel bringt nach Schätzungen der Auktionshäuser heute mehr als 6,5 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 5,2 Millionen Euro. Autoauktionen sind auf der ganzen Welt zu einem Spiel ohne Grenzen geworden.

Das Oldtimergeschäft war schon immer sehr einträglich. Doch was in den vergangenen Jahren passierte, konnte niemand vorhersehen. Die Werte stiegen immer öfter ins Unermessliche. Bei der jährlichen Klassiker-Veranstaltung in Pebble Beach brachte es ein Ferrari 250 GTO auf einen Preis von 38 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 30 Millionen Euro. Kenner der Szene hatten gar mit 50 Millionen Dollar oder mehr gerechnet.

Der Oldtimer-Markt befindet sich im Wandel

Robert Brooks von Bonhams bei einer Auktion

Chefauktionator Robert Brooks von Bonhams.

(Foto: STG)

"Irgendwann ist eine Grenze erreicht", sagt Robert Brooks, Chefauktionator von Bonhams, "aber in den nächsten Jahren dürfte es erst mal weiter nach oben gehen." Jahr für Jahr vermelden Auktionshäuser neue Rekordsummen, die bei den Versteigerungen umgesetzt werden. "Der Markt ist einfach verrückt", sagt Alain Squindo, Vizepräsident bei RM Auctions. "Dass auch ein Mercedes 190 SL bis zu 340 000 Dollar bringt, war vor Jahren nicht absehbar." Sein Auktionshaus gehört neben Bonhams zu den Großen im Geschäft. 15 Spezialisten suchen das ganze Jahr bei Sammlern überall auf der Welt besonders spektakuläre Modelle, um den Versteigerungen die wichtigen Zugpferde zu verschaffen. Für einen Top-Event in den USA liegt die Vorbereitungszeit bei über einem halben Jahr.

Doch der Oldtimer-Markt befindet sich im Wandel. Viele Autokollektoren sind in die Jahre gekommen und reduzieren ihre Sammlungen. "Es werden mehr und mehr junge Sammler. Die tauschen die Autos öfter. Das bringt Bewegung in den Markt - und sorgt für die hohen Preise", so Brooks.

Wenig neue Klassiker

Die jungen Oldtimerliebhaber suchen laut Alain Squindo von RM Auctions "Autos, die sie auch selbst fahren können" und zu denen sie einen Bezug haben. Ältere Fahrzeuge werden es in Zukunft schwer haben. Das bedeutet harte Zeiten für hoch dekorierte Sammlungen und deren Inhaber, die in den vergangenen Jahren bei den Concours-Veranstaltungen zumeist mit Vorkriegsmodellen siegten. Gleichzeitig sind wenig Autos mit Sammlerwert nachgewachsen.

"In den vergangenen Jahren hat es da nicht viele neue Klassiker für die Zukunft gegeben, außer vielleicht den McLaren F1", so Brooks. "Der kostete ursprünglich eine Million Dollar, heute ist er das Zehnfache wert." Das ist auch laut Squindo der Grund, warum "der große Boom sich abschwächen wird."

Dass es im Moment erst mal weiter nach oben geht, zeigte Ende November die Auktion in Bonhams Londoner Hauptquartier in der New Bond Street. Star der Versteigerung war der Ferrari 275 GTB Berlinetta mit Aluminium-Karosse, Baujahr 1965, ein Einzelstück. Der Preis nach dem Hammerschlag: 2,3 Millionen Euro. Im Jahre 1965 hatte der Erstbesitzer Franco Palma aus Rom gerade einmal 5 250 000 Lire dafür gezahlt - etwa 6800 Euro.

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