Jemen:Obama verteidigt misslungene Rettungsaktion von US-Geisel

Luke Somers killed in failed rescue attempt

Luke Somer war im September 2013 entführt worden.

(Foto: dpa)
  • US-Präsident Barack Obama spricht den Angehörigen von Luke Somers sein Beileid aus. Gleichzeitig verteidigt er die Rettungsaktion, bei der der US-Journalist getötet wurde.
  • Das US-Militär hatte einen zweiten Versuch gestartet, Somers im Jemen zu befreien. Seit 2013 war er die Geisel des Al-Qaida-Ablegers Aqap.
  • Zuvor hatten die Islamisten gedroht, Somers binnen drei Tagen zu töten.

Obama spricht von "barbarischem Mord"

Nach einer missglückten Befreiungsaktion im Jemen wendet sich US-Präsident Obama an die Angehörigen des getöteten US-Journalisten Luke Somers. "Ich spreche Ihnen mein tiefstes Beileid aus", heißt es in einer Mitteilung. Gleichzeitig verteidigt er den Einsatz. "Es gehört zu meinen Pflichten, alles zu tun, um die amerikanischen Bürger zu beschützen." Im Falle von Luke Somers habe es eindeutige Hinweise gegeben, dass sein Leben in Gefahr gewesen sei. Aus diesem Grund habe er die Rettungsaktion genehmigt. Der Einsatz im Jemen habe gezeigt, dass die USA alle militärischen und diplomatischen Mittel ausschöpften, um Amerikaner sicher nach Hause zu bringen. Den Tod von Somers bezeichnet er als "barbarischen Mord", begangen durch seine Entführer.

Somers soll von Entführern angeschossen worden sein

Freitagnacht startete das US-Militär im Südosten des Landes, den Versuch Luke Somers zu befreien. Das Wall Street Journal hat die Rettungsaktion rekonstruiert: Eine Einsatztruppe der amerikanischen Armee rückte im Schutz der Dunkelheit zum Aufenthaltsort von Somers vor. Plötzlich begannen Kämpfer der Aqap zu schießen. Dem Bericht zufolge soll einer von ihnen in das Gebäude gerannt sein, wo die Soldaten den US-Journalisten und eine zweite Geisel fanden. Beide waren durch Schüsse schwer verletzt worden. Die Soldaten trugen die Männer zum Flugzeug. Doch die wartendenen Sanitäter konnten nichts für die befreiten Geiseln tun. Einer der Männer starb noch im Flugzeug, der andere im Operationssaal eines US-Militärschiffs.

Zweite Geisel hätte eigentlich diesen Sonntag freikommen sollen

Bei dem Einsatz starb auch eine zweite Geisel, der Südafrikaner Pierre Korkie. Er war Medienberichten zufolge im Mai 2013 zusammen mit seiner Frau Yolande entführt worden. Al-Qaida ließ die Ehegattin Anfang dieses Jahres nach Verhandlungen frei. Korkie starb nach Angaben seines Arbeitgebers, die Hilfsorganisation Gift of the Givers, bevor er eigentlich freigelassen werden sollte.

Gift of the Givers war an den Verhandlungen mit dem Terrornetzwerk beteiligt. Korkies Freilassung war vor anderthalb Wochen vereinbart worden und für Sonntag geplant, heißt es in einer Mitteilung. "Die psychologische und emotionale Verwüstung für Yolande und ihre Familie wird durch das Wissen verschlimmert, dass Pierre morgen von al-Qaida freigelassen werden sollte."

Pierre Korkie

Pierre Korki starb, einen Tag vor seiner geplanten Freilassung.

(Foto: AP)

Al-Qaida-Video zeigt Somers - Familie wendet sich an Geiselnehmer

Somers arbeitete vor allem als freier Journalist unter anderem für den britischen Fernsehsender BBC (eine Auswahl seiner Arbeit). Er lebte seit zwei Jahren im Jemen bevor er im September 2013 vor einem Supermarkt in der Hauptstadt Sanaa entführt wurde. Wie BBC berichtet, soll er an die Aqap verkauft worden sein, einen Ableger der Extremistengruppe al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel.

Aqap hatte vor wenigen Tagen ein Video veröffentlicht (mehr dazu hier). Darin wird mit der Ermordung Somers binnen drei Tagen gedroht, sollten die Forderungen der Gruppe nicht erfüllt werden. Am Ende tritt Somers selbst vor die Kamera. "Ich suche nach jeder Hilfe, die mich aus dieser Situation befreien kann", sagte er. "Ich bin sicher, dass mein Leben in Gefahr ist." Nach der Veröffentlichung des Videos durch al-Qaida hieß es aus dem Pentagon, die US-Regierung arbeite weiter an einer Rettung des Fotojournalisten.

Die Familie reagierte auf das Video mit einem eigenen Statement. In einer Videobotschaft richtet sie sich direkt an die Geiselnehmer. "Er hat nur versucht Gutes für die Bevölkerung im Jemen zu tun", sagt sein Bruder Jordan Somer. Luke sei nur ein Journalist und nicht für die Aktionen der US-Regierung verantwortlich. In dem Video bedankt sich die Mutter, Paula bei den Geiselnehmern für die gute Behandlung ihres Sohnes.

Auch erster Rettungsversuch war missglückt

Bereits Ende November hatte das US-Militär einen Versuch gestartet, Luke Somers zu befreien. Bei der Aktion wurden mehrere Geiseln mit anderen Nationalitäten gefunden und gerettet. Der vermisste US-Journalist war jedoch nicht dabei. Das jemenitische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, dass die Islamisten Somers und andere Geiseln wenige Tage vor der Befreiungsaktion an einen anderen Ort verlegt hätten.

Gefährlichster Ableger von al-Qaida

Die USA stufen Aqap als gefährlichsten Zweig des Al-Qaida-Netzwerks ein. Die islamistische Terrorgruppe kämpft seit Jahren gegen die Regierung in der Hauptstadt Sanaa und hat bereits zahlreiche Anschläge verübt. Aqap nimmt auch regelmäßig Ausländer als Geiseln. Doch weder die britische noch die amerikanische Regierung bezahlt in diesen Fällen Lösegeld für die Freilassung (Hintergründe in dieser SZ-Analyse).

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