Appell zur Ukraine-Krise:Prominente warnen vor Krieg mit Russland

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"Einbinden statt ausschließen": Das fordern die Unterzeichner des Appells für das Verhältnis zu Putin und Russland. (Foto: dpa)
  • 64 Prominente rufen in einem Appell zum Frieden in Europa auf. Sie warnen davor, angesichts der Ukraine-Krise Russland "hinauszudrängen" oder zu "dämonisieren".
  • Zu den Unterzeichnern gehören Altkanzler Gerhard Schröder und Altbundespräsident Roman Herzog.

"Unheilvolle Spirale aus Drohung und Gegendrohung"

Die Unterzeichner kommen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Sie warnen angesichts der Krise in der Ostukraine und des angespannten Verhältnisses mit Russland in einem gemeinsamen Appell vor einer "unheilvollen Spirale aus Drohung und Gegendrohung", die in einen Krieg münden könne. In einen Krieg, von dem viele denken, er sei schon da.

"Wir dürfen Russland nicht aus Europa hinausdrängen. Das wäre unhistorisch, unvernünftig und gefährlich für den Frieden", heißt es in dem Aufruf, den Zeit Online veröffentlicht hat. 64 Prominente unterstützen die Initiative, die von dem früheren Kanzlerberater Horst Teltschik (CDU), dem ehemaligen Verteidigungsstaatssekretär Walther Stützle (SPD) und der früheren Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) ausgeht.

Das sind die Unterzeichner

Auf der Liste der Unterzeichner finden sich 52 Männer und zwölf Frauen. Darunter Altkanzler Gerhard Schröder (SPD), Altbundespräsident Roman Herzog, die ehemaligen Bundesminister Otto Schily und Herta Däubler-Gmelin (SPD), der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), sowie die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Auch Regisseur Wim Wenders, Schauspieler Mario Adorf, Raumfahrer Sigmund Jähn und Fotograf Jim Rakete werden als Unterzeichner genannt.

Die Kernaussagen des Appells

Der "Ukraine-Konflikt" zeige, dass die "Sucht nach Macht und Vorherrschaft nicht überwunden" sei, heißt es im Text. Die "Erfolge der Entspannungspolitik und der friedlichen Revolutionen haben schläfrig und unvorsichtig gemacht. In Ost und West gleichermaßen." Anders sei die "für Russland bedrohlich wirkende Ausdehnung des Westens nach Osten ohne gleichzeitige Vertiefung der Zusammenarbeit mit Moskau, wie auch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Putin, nicht zu erklären."

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Etliche renommierte Politiker und Künstler haben in einem Aufruf eine Neuorientierung der Politik des Westens gegenüber Russland eingefordert - weg von Konfrontation hin zu Einbindung. Das Dokument stellt weniger die Schuldfrage im Ukraine-Konflikt, sondern sucht den Weg zum Frieden für Europa. Wie beurteilen Sie den Aufruf?

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Deutschland trage "eine besondere Verantwortung für die Bewahrung des Friedens". Die Unterzeichner appellieren deshalb an die Bundesregierung, "ihrer Verantwortung für den Frieden in Europa gerecht zu werden." Das gehe nur "auf der Grundlage gleicher Sicherheit für alle und mit gleichberechtigten, gegenseitig geachteten Partnern."

Die Verfasser beschreiben die Ukraine-Krise als "verfahrene Situation". Russland gehöre "seit dem Wiener Kongress 1814" zu den "anerkannten Gestaltungsmächten Europas." Sie mahnen: "Alle, die versucht haben, das gewaltsam zu ändern, sind blutig gescheitert - zuletzt das größenwahnsinnige Hitler-Deutschland, das 1941 mordend auszog, auch Russland zu unterwerfen."

Für deutsche Politiker, genannt werden die Bundesregierung und die Abgeordneten des Bundestags, müsse "Einbinden statt ausschließen" das Leitmotiv sein.

Kritik an den Medien

"Wir appellieren an die Medien, ihrer Pflicht zur vorurteilsfreien Berichterstattung überzeugender nachzukommen als bisher", heißt es im Text. "Leitartikler und Kommentatoren dämonisieren ganze Völker, ohne deren Geschichte ausreichend zu würdigen." Es gehe in der Krise "nicht um Putin", schreiben die Verfasser. "Staatenlenker kommen und gehen. Es geht um Europa."

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