Elternfragen:Mama, gibt es den Nikolaus wirklich?

Lesezeit: 2 min

Wie lange sollten Kinder an den Nikolaus glauben? (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Kinder sind schonungslos ehrlich. Manchmal zu ehrlich. Wie sollen Eltern reagieren, wenn ihr Kind noch an den Nikolaus glaubt, seine Freunde es aber vom Gegenteil überzeugen wollen? Drei Experten antworten.

Ein Leser fragt:

Ein Freund hat meinem Sohn (6) erzählt, dass es den Nikolaus in Wirklichkeit gar nicht gibt. Mein Sohn findet diese Behauptung lächerlich. Was soll ich ihm jetzt sagen? Was würden Sie sagen? Andrea H., 33, München

Drei Experten antworten

Kirsten Boie: Lassen Sie ihn ruhig noch an den Nikolaus glauben!

In diese Situation geraten fast alle Eltern irgendwann! Meistens zeigt das Kind aber ja schon die Richtung an. Wenn Ihr Sohn die Behauptung des Freundes lächerlich findet, dann hat er offenbar selbst noch keine Zweifel und vor allem: Er möchte noch an den Nikolaus glauben. Nach meiner Erfahrung möchten sehr viele Kinder das sogar dann noch, wenn ihr Verstand ihnen längst sagt, dass es den Nikolaus gar nicht geben kann. Lassen Sie ihn doch ruhig noch eine Weile! Allmählich wird er ganz von allein immer mehr zweifelhafte Punkte entdecken, und dann finde ich es auch an der Zeit, ihn darin zu bestätigen. Übrigens haben ja viele Eltern Skrupel, weil sie die Geschichte von Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind und Co. als Lüge empfinden. Stimmt ja im wörtlichen Sinne vielleicht auch. Aber in der magischen Phase der Entwicklung bringen sie für die Kinder zusätzlichen Glanz in die Weihnachtszeit. Und später amüsieren sich die "großen" Kinder meistens sehr darüber, wie der Papa oder der Opa oder Onkel Florian immer gerade dann verschwunden waren, wenn der Weihnachtsmann aufgetaucht ist. Oder darüber, dass der Nikolaus in der Kita die gleiche komische Brille getragen hat wie der Hausmeister im Rathaus.

Jesper Juul: Die eine Wahrheit gibt es nur in unseren Köpfen!

Es ist so, mein lieber Sohn, dass Menschen an sehr unterschiedliche Dinge glauben können. Die eine Wahrheit gibt es nur in unseren Köpfen, und die Tatsache, dass du an den Nikolaus glaubst, macht dich nicht zu einem besseren Menschen als die, die nicht daran glauben. Solange es den Nikolaus in deinem Kopf gibt, sei glücklich mit ihm!" Womöglich wird Ihr Sohn dann fragen, woran Sie denn selbst glauben. Sagen Sie ihm dann bitte Ihre Wahrheit, wie auch immer die aussieht.

Katia Saalfrank: Erzählen Sie von ihrer Welt!

Sie können die Aussage Ihres Sohnes zunächst zur Kenntnis nehmen und so stehen lassen. Ihre Antwort im Weiteren hängt davon ab, wie Sie in Ihrer Familie grundsätzlich mit den großen und kleinen Geheimnissen in der Weihnachtszeit umgehen. An was glauben Sie? Was ist Ihre Welt? Davon können Sie erzählen. Für mich persönlich ist es grundsätzlich eine magische Zeit. Man kann mit Kindern wunderbare Rituale finden und diese Zeit voller kleiner Überraschungen gestalten. Es ist erstaunlich, dass Kinder - auch, wenn sie ahnen oder sogar sicher wissen, dass Eltern die Stiefel füllen - dieses Ritual liebend gerne weiterhin mitmachen und jedes Jahr am 6. Dezember die geputzten Stiefel vor die Türen stellen. Ihre eigene Wahrheit finden Kinder zwischen dem, was wir an Bildern erzählen und vorleben.

Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: familientrio@sueddeutsche.de

© SZ vom 06. Dezember 2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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