Brandanschlag in Vorra:Mittelfranken setzt Zeichen gegen Rassismus

Nach den Brandanschlag in Vorra

Bereits am Samstag sind die Mauern, an denen die Täter Hakenkreuze und fremdenfeindliche Parolen hinterlassen hatten, weiß überstrichen worden.

(Foto: dpa)
  • Ein Sonderkommission mit 20 Mitarbeitern soll die Brandanschläge auf geplante Flüchtlingsunterkünfte im mittelfränkischen Vorra aufklären.
  • Die Behörden hoffen auf Mithilfe aus der Bevölkerung. Für Hinweise, die die Ermittlungen weiterbringen, gibt es eine Belohnung von 5000 Euro.
  • Die Attacke löste bundesweit Entsetzen aus.

Sonderkommission ermittelt

Eine Sonderkommission mit 20 Mitarbeitern soll den Brand in den für Flüchtlinge vorgesehenen Unterkünften im mittelfränkischen Vorra aufklären. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken mitteilte, wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Am Samstag wollen die Ermittler mithilfe von Fahndungsplakaten und Handzetteln weitere Informationen sammeln. Bislang aber gebe es keine neuen Erkenntnisse.

"Die arbeiten so schnell wie möglich und sehr penibel", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der am Samstag den CSU-Parteitag in Nürnberg besuchte. Er warnte aber davor, mit allzu raschen Ergebnissen zu rechnen und die Ermittler unter Zeitdruck zu setzen. Die Ermittlungen seien sehr aufwendig. Beispielsweise müssten DNA-Spuren am Tatort analysiert und abgeglichen werden.

Die Polizei geht von einem Anschlag mit rechtsextremen Hintergrund aus. Bei dem Brand in den drei leerstehenden Gebäuden, in die in den kommenden Wochen Asylbewerber ziehen sollten, wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. Die Ermittler entdeckten nach dem Feuer Brandbeschleuniger, an einer Wand fanden sich Hakenkreuzschmierereien und eine ausländerfeindliche Parole.

Zahlreiche Solidaritätsaktionen gegen Rassismus

Noch am Freitagabend haben sich Hunderte Menschen an Solidaritätsaktionen beteiligt. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, kamen in Hersbruck etwa 400 Bürger zum gemeinsamen Singen auf dem Weihnachtsmarkt zusammen. Ähnliche Veranstaltungen fanden in weiteren Kommunen im Nürnberger Land, etwa in Lauf an der Pegnitz, Burgthann und Schnaittach statt.

Am Samstag ist in Vorra selbst ein Schweigemarsch geplant. Dieser beginnt um 17 Uhr am Bahnhof unter dem Motto "Rassismus bekämpfen". Die örtliche Pfarrgemeinde kündigte für Sonntag einen Gedenkgottesdienst an.

Grüne und Linke geben AfD und Union Mitschuld

Der Brandanschlag hat bundesweit Entsetzen ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte es "unerträglich, wenn Asylbewerberheime geschändet werden, wenn Menschen versuchen, radikale Sprüche zu machen". Bundespräsident Joachim Gauck sagte: "Wir können nur mit aller Entschlossenheit der anständigen Menschen reagieren." Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich besorgt. "Mit verbalen Attacken fängt es an und mündet in Anschläge wie jetzt in Bayern auf das geplante Flüchtlingsheim", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster den Ruhr Nachrichten. Die neue Anti-Islam-Bewegung "Pegida" sei "brandgefährlich". Gruppen vom ganz rechten Rand nutzten die Verunsicherung vieler Bürger schamlos aus.

Grüne und Linke geben Union und AfD eine indirekte Mitverantwortung für den Brandanschlag. Linkspartei-Chef Bernd Riexinger warf der Alternative für Deutschland eine Politik der "geistigen Brandstiftung" vor. Aber auch die Union breche "ein weiteres Tabu nach rechts", indem sie offen Verständnis für fremdenfeindliche Demonstrationen äußere, sagte Riexinger der Leipziger Volkszeitung. In einem politischen Klima, "wo etablierte Parteien Rassismus salonfähig machen, fühlen sich rechte Gewaltbanden ermutigt".

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter warf der CSU vor, sie habe in den vergangenen Monaten mit wiederholten populistischen Vorstößen zu einer Verschärfung des Meinungsklimas beigetragen. "Der mutmaßlich rechtsextreme Hintergrund der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Vorra sollte die CSU wirklich wachschütteln", sagte der Grünen-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. Rechtspopulistische Signale würden immer gern von denen aufgenommen, die dumpf rechtsextrem und menschverachtend handelten.

Die Polizei bittet Zeugen, sich an das eigens eingerichtete Hinweistelefon unter 0800/ 776 63 20 zu wenden.

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